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100 Jahre Frauenstudium an der Universität Tübingen

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verschaffen wollten. Nie trat sie einem <strong>der</strong> "Stimmrechtsverbände" bei, die Anf<strong>an</strong>g des<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts für das Frauenwahlrecht stritten. Aufsehen erregen wollte L<strong>an</strong>ge genauso<br />

wenig wie die allgemeine Em<strong>an</strong>zipation <strong>der</strong> Frauen vor<strong>an</strong>treiben.<br />

So schrieb sie explizit, dass es ihr nicht um die Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Geschlechterrollen ging:<br />

"Denn unerschüttert steht eins auch in <strong>der</strong> neuen Zeit: <strong>der</strong> Ged<strong>an</strong>ke, daß <strong>der</strong> höchste Beruf<br />

<strong>der</strong> Frau <strong>der</strong> Mutterberuf ist, insofern er den Beruf <strong>der</strong> Erzieherin des her<strong>an</strong>wachsenden<br />

Geschlechts in sich schließt. Nur törichte o<strong>der</strong> böswillige Auffassung macht es <strong>der</strong><br />

Frauenbewegung zum Vorwurf, dass sie die Frau diesem höchsten Beruf entfremden wolle.<br />

Aber eben um ihm zu genügen, um dem Ausspruch Goethe's zu entsprechen, wonach die<br />

vorzüglichste Frau die ist, die den Kin<strong>der</strong>n zur Not auch den Vater ersetzen k<strong>an</strong>n, eben<br />

darum soll eine <strong>an</strong><strong>der</strong>e, tiefgründigere Erziehung, eine bessere geistige Ausbildung, eine<br />

strengere Gewöhnung zur Pflichterfüllung im Berufsleben o<strong>der</strong> im Dienst <strong>der</strong> Allgemeinheit<br />

die Frau schulen" 29 .<br />

Den "Mutterberuf" erfüllte Helene L<strong>an</strong>ge nie; dafür leitete sie von 1902 bis 1921 den<br />

Allgemeinen Deutschen Frauenverein. Während L<strong>an</strong>ge vielen <strong>der</strong> feministischen politischen<br />

Zielen und For<strong>der</strong>ungen skeptisch und eher zurückhaltend gegenüberst<strong>an</strong>d, betrachtete sie<br />

Zeit ihres Lebens die Verbesserung <strong>der</strong> Bildungsch<strong>an</strong>cen für Mädchen und Frauen als die<br />

Basis für alle weiteren Frauenrechte.<br />

Frauenverein Reform<br />

Kurz nach <strong>der</strong> Petition des ADF folgte eine Petition des Frauenvereins Reform, in <strong>der</strong> die<br />

Zulassung von Frauen zum Abitur und zum Studium aller Fächer gefor<strong>der</strong>t wurde. Der<br />

Frauenverein Reform, <strong>der</strong> 1888 unter <strong>der</strong> Leitung von Hedwig Kettler gegründet wurde,<br />

wurde 1891 in Verein Frauenbildungs-Reform umben<strong>an</strong>nt. 1893 initiierte <strong>der</strong> Verein das<br />

Karlsruher Mädchengymnasium. Als es um dessen Leitung 1895 zu Ausein<strong>an</strong><strong>der</strong>setzungen<br />

innerhalb des Vereins kam, spaltete sich ein Teil <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> ab und gründete den Verein<br />

Frauenbildung-Frauenstudien.<br />

Die Namen <strong>der</strong> Vereine und Abspaltungen machen das zentrale Thema <strong>der</strong> Bildung für<br />

Frauen schon auf den ersten Blick deutlich. Die For<strong>der</strong>ungen zielen im Vergleich zum<br />

Allgemeinen Deutschen Frauenverein auf einen noch umfassen<strong>der</strong>en Zug<strong>an</strong>g für Frauen zur<br />

Bildung ab: "Entgegen aller bisherigen weiblichen Selbstbeschränkung auf die Berufe <strong>der</strong><br />

29 Helene L<strong>an</strong>ge, Kampfzeiten, B<strong>an</strong>d 1, 1928, S. 162.<br />

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