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die fundamentalen Grundlagen seiner Theologie. Daran erinnerte Galen
mehrmals in seinem ersten Fastenhirtenbrief vom 29. Januar 1934. 354 Die
Reaktion der katholischen Kirche auf die Reformation enthielt nach Karl
Gabriel eine folgenschwere Weichenstellung, die vor allem das Konzil von
Trient bestimmte. 355 In Galens Opposition gegen die nationalsozialistische
Schul- und Kulturpolitik blieb deshalb auch die Ablehnung des demokratischen
Liberalismus enthalten. Auf einer Dechantenkonferenz in Münster am
19. April 1934 klärte Bischof Clemens August seinen persönlichen politischen
Standort und grenzte sich sowohl gegen den Liberalismus als auch
gegen die Machtüberschreitungen der herrschenden Amtsinhaber ab, weil er
in ihnen einen Ausdruck staatlicher Omnipotenz erkannte:
"Gegenüber dem Liberalismus, der die Freiheit des Individuums und der Menschheit
von jeder Bindung verkündete, hat die Kirche stets das in Gott gegründete Recht der
Autorität verteidigt."
Auf diesem Boden bewegte sich auch Galens Ablehnung der Revolution von
1918, die "sich gegen die bisherige staatliche Autorität" gerichtet und unter
der kirchenfeindlichen "Fahne der Freiheit" gestanden habe. Große Hoffnungen
hätten die katholischen Bischöfe auf die "Nationale Erhebung" des Jah
354 OV vom 9.3.1934. Darin bekräftigte Galen ausdrücklich die Lehre von der Erbsünde und
das Sakrament der heiligen Taufe, "welche in der Kraft des Sühnetodes Jesu Christi die Erbschuld
in uns tilgt und die Kindheit Gottes uns vermittelt". Dieser Glauben war für die katholische
Kirche von fundamentaler Bedeutung, weil auf ihm die Lehre von den heiligen Sakramenten
beruhte, die von der Kirche verwaltet wurden und - wie das Beispiel der Taufe zeigt -
für den einzelnen Katholiken zur Erlangung seines ewigen Seelenheils unverzichtbar waren.
355 GABRIEL, Christentum, S. 92. Was den Primat des römisches Papstes betrifft, führte ein
direkter Weg vom Konzil in Trient zum Ersten Vatikanischen Konzil in Rom (1869/70), das
das sog. "Unfehlbarkeitsdogma" verabschiedete. Nach Karl Gabriel antwortete die katholische
Kirche auf die Herausforderung der Reformation "mit einer engeren Bindung des Glaubensgutes
an ihre institutionelle Struktur" und setzte gegen "Luthers Gewißheit aus dem Glauben
allein" noch "die Gewißheit aus der sichtbaren Existenz der Kirche". Die tridentinische Synode
nahm auf ihrer vierten Sitzung am 8. April 1546 "alle Bücher des Alten wie des Neuen Testamentes,
da der eine Gott der Urheber beider ist, und die Überlieferungen selbst, die sich teils
auf den Glauben, teils auf die Sitten beziehen, als von Christus oder dem h. Geiste wörtlich
diktiert und in ununterbrochener Folge in der katholischen Kirche erhalten, mit der gleichen
frommen Scheu und Ehrfurcht an". Damit forderte sie die absolute Unterwerfung unter die
heiligen Glaubensgüter und das kirchliche Lehramt, das zuständig für die Überlieferung war. So
wurde die vom katholischen Lehramt überlieferte Tradition und Sittenlehre auf eine Rangstufe
mit der Offenbarung im Alten und Neuen Testament gesetzt und war autorisiert, unbedingten
Gehorsam einzufordern. Verwaltet und vollzogen wird diese Autorität von der katholischen
Orthodoxie und Hierarchie, an deren Spitze der römische Papst steht.