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(Eintrittsalter 10 Jahre) auszugleichen. Vor diesem Hintergrund bekam der Fall
Brengelmann eine erhebliche politische Brisanz. Auf einen Bericht von Schulrat
Dr. Kohnen hin hatte das zuständige oldenburgische Ministerium eine exemplarische
Bestrafung des Schülers Brengelmann verlangt. In einer Aktennotiz
vom 17. Juni 1935 forderte Kohnen die Relegation des Schülers und sah den
Fall vor dem kirchenpolitischen Hintergrund der Zeit:
"Der Führer der Jungschar in Essen ist der Kaplan Niermann. Die meisten Veranstaltungen
wurden geleitet von den Gebrüdern Brengelmann, wovon der ältere stud.
theol. ist u. nur in den Semesterferien zur Verfügung steht, während der jüngere die
Obersekunda des Realgymnasiums Cloppenburg besucht u. die eigentliche Seele der
Jungschar ist. [...] Es ist kaum daran zu zweifeln, daß auch in anderen Orten gegen die
Min.-bekanntmachung verstoßen wird. Der Offizial wird hierauf hinzuweisen sein. [...]
Dem Obersekundaner Brengelmann wird mindestens die Entfernung von der Anstalt
anzutragen sein. Für einen Schüler der oberen Klassen, der jüngere Schüler zum Ungehorsam
gegen Anordnungen des Staates anhält u. seinen Mitschülern als offener Gegner
der Bestrebungen des NS z. B. auf dem Gebiete der Jugendbewegung bekannt ist,
sollte auf einer staatlichen Schule kein Platz sein." 643
Im September 1935 wurde die Jungschar in Essen aufgelöst, ihr Vermögen
beschlagnahmt. 644 Am 7. Januar 1936 befaßte sich die Allgemeine Lehrerkonferenz
des Cloppenburger Gymnasiums wieder mit dem Essener Vorfall, und es
gelang dem nationalsozialistischen Leiter der Schule, Dr. Stuckenberg, nur mit
Mühe, den Schüler Brengelmann vor einer Relegation zu bewahren. 645
4.1.6. Das Verbot der Doppelmitgliedschaft
Das Verbot der Doppelmitgliedschaft leitete eine neue Phase im Verhältnis
zwischen den katholischen Vereinen und den NS-Behörden ein. Es sorgte auf
seiten der katholischen Kirche für erhebliche Verunsicherungen und Befürchtungen
und förderte die Zurückdrängung des katholischen Vereinswesens, das
mit der Zeit nur noch "im Stillen" zu wirken vermochte, in den kirchlichen
Binnenraum. Übrig blieb vom vielfältig organisierten öffentlichen Katholizismus
der Weimarer Zeit ein "unspektakulärer Torso", der nach dem Zweiten
Weltkrieg völlig neu aufgebaut werden mußte. Nach Auffassung von Michael
Hirschfeld liefen die Repressalien nicht auf ein generelles Verbot z. B. der
Arbeitervereine hinaus, sondern erwiesen sich als wesentlich subtiler, indem sie
643 Ebd., S. 75.
644 HIRSCHFELD, Zeittafel, S. 372.
645 REINHARDT, Chronik, S. 53.