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4.6. Schule zwischen Religion und Politik: das Knabenkonvikt der Dominikaner
in Füchtel bei Vechta
Die "Chronik des St. Josephs-Convictes der Dominikaner" in Vechta dokumentiert
aufschlußreich die Haltung einer höheren Schule in der "Nationalen
Erhebung" des Jahres 1933. Die Jungen der Ordens- und Missionsschule in
Füchtel waren traditionell in der katholischen Georgs-Pfadfinderschaft organisiert
und wurden am 7. Juli 1933 geschlossen in die Hitlerjugend überführt.
Heinrich Hoymann vermutet als Motiv für den raschen Übertritt in die HJ in
erster Linie die "Sorge um die Zukunft der Schule" und berichtet, "daß die
Diskussion um Kolonialpfadfinder und HJ offen und mit gründlichen Abwägungen
vor sich ging" und es sich nicht um die alleinige Entscheidung des
Präfekten Pater Aurelius Arkenau handelte. 745 Daß politische Sympathien für
den Nationalsozialismus und weltanschauliche Korrespondenzen die Entscheidung
erheblich beeinflußten, geht aus den Erklärungen und Bekundungen der
Verantwortlichen in der Ordens- und Konviktsleitung im Jahre 1933 hervor.
Unter der Parole von der "Politisierung der Schule" war nach programmatischen
Ausführungen von Reichsinnenminister Frick vor den für Schule und
Unterricht zuständigen Ministern der deutschen Länder Anfang Mai 1933 keine
Reform "in einem parteipartikularistischen Sinne" zu verstehen, sondern eine
"deutsche Nationalerziehung", die "im Dienste des Volksganzen" stehen sollte.
Die deutsche Schule habe, so Frick, den "politischen Menschen zu bilden, der
in allem Denken und Handeln dienend und opfernd in seinem Volke wurzelt
und der Geschichte und dem Schicksal seines Staates zu innerst verbunden ist".
Die "liberalistische Bildungsvorstellung" habe wesentlich "zu der Zerstörung
des nationalen Lebens in Volk und Staat beigetragen", weil sie "in ihrer hemmungslosen
Anwendung in der Nachkriegszeit" bisher nicht "den volksverwurzelten
deutschen Menschen geformt, sondern der Bildung der freien Einzelpersönlichkeit
gedient" habe. Die notwendigen Veränderungen in der Schulund
Bildungspolitik seien Teil der "Nationalen Revolution" und schlössen alle
Strömungen aus, "die die nationale politische Erziehungsaufgabe der Schule
gefährden" könnten. Sie dienten der Überwindung der "individualistischen
Bildungsvorstellung" und der geistigen wie der körperlichen Erziehung zur
Wehrhaftigkeit, die schließlich den Wehrdienst als "die höchste vaterländische
Pflicht und Ehre" ansehe. Grundlage der nationalen Erziehung sei die Rassen
745 HOYMANN, Heinrich: "In dieser Stunde löse ich die Gefolgschaft 4 auf." Der Kreuzkampf und
die in der Hitlerjugend organisierten Schüler der Ordensschule Füchtel, IN: OV vom 15.11.1986.