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Gleichheit etabliert: ein Egalitarismus, <strong>der</strong> zu den geistigen Fundamenten <strong>der</strong><br />

parlamentarischen Demokratie gehörte. Dieses politische Erbe war durch die<br />

nationalsozialistische Revolution in Deutschland überwunden worden.<br />

Schmaus deutete das "Dritte Reich" aus <strong>der</strong> Perspektive des Jahres 1933 als<br />

Reaktion des politischen Katholizismus auf die revolutionäre Neuzeit. Er begrüßte<br />

den Nationalsozialismus, weil er das liberalistische Welt- und Ordnungsbild<br />

einer radikalen Revision unterzog. Die "Volksgemeinschaft" for<strong>der</strong>te<br />

nach seiner Meinung die Ein- und Unterordnung des einzelnen und hob den<br />

schrankenlosen Individualismus in <strong>der</strong> deutschen Nachkriegsgesellschaft auf. In<br />

<strong>der</strong> Anerkennung von Familie, Staat, Volk und Stand kehrte das "Dritte Reich"<br />

ideologisch zu den organischen Grundlagen staatlichen und sozialen Zusammenlebens<br />

und damit zur gottgewollten sittlichen Ordnung zurück. Dabei<br />

handelte es sich nicht um mechanische Konstrukte, wie sie in mo<strong>der</strong>nen politischen<br />

und sozialen Gebilden vorzufinden waren, son<strong>der</strong>n um gewachsene Einheiten,<br />

die aus <strong>der</strong> Geschichte des deutschen Volkes hervorgegangen waren und<br />

respektiert werden wollten. Es herrschten wie<strong>der</strong> die natürlichen Gesetze <strong>der</strong><br />

Evolution. Der Irrationalismus, <strong>der</strong> dieser pseudophilosophischen politischen<br />

Naturrechtslehre anhaftete, gehörte zum ideologischen Reservoir des antirepublikanischen<br />

Denkens in <strong>der</strong> Weimarer Republik, das die demokratischen Institutionen<br />

und Organe als Medien politischer Entfremdung und als seelenlose<br />

Mechanismen diskreditiert hatte.<br />

Schmaus stellte zwischen dem Katholizismus und dem Nationalsozialismus<br />

wesentliche Übereinstimmungen in archaischen Sehnsüchten, autoritären Herrschaftsstrukturen<br />

sowie in den nationalen Aufgaben <strong>der</strong> Zeit fest, die Kirche<br />

und Staat in <strong>der</strong> historischen Stunde des Jahres 1933 zur politischen Kooperation<br />

geradezu herausfor<strong>der</strong>ten. Im Wort vom "wahren" Sozialismus verbirgt sich<br />

nicht nur <strong>der</strong> Gegensatz zum marxistisch-bolschewistischen Kollektivismus,<br />

son<strong>der</strong>n auch die Ablehnung <strong>der</strong> demokratischen Grund- und Werteordnung in<br />

<strong>der</strong> Vergangenheit, die we<strong>der</strong> einen "wahren" Volksstaat noch eine "wahre"<br />

Demokratie herbeiführen konnte. Der Vortrag von Schmaus ist das beklemmende<br />

Dokument einer historischen Zeitenwende, die als Reaktion auf den politischen<br />

und sozialen Mo<strong>der</strong>nisierungsprozeß <strong>der</strong> Weimarer Republik das Ende<br />

des politischen Katholizismus in Deutschland markiert. Es ist auch das trügerische<br />

Zeugnis einer politischen Selbsttäuschung, die nur aus <strong>der</strong> sensiblen Nähe<br />

von katholischer Kirche und NS-Staat im Juli 1933 zu erklären und als Resultat<br />

einer politischen Psychologie zu verstehen ist, die von <strong>der</strong> nationalsozialisti

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