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Platz zu machen haben, sich neu im Sinne eines germanischen Christentums umwerten
lassen müssen. Das ist der Sinn des heutigen religiösen Suchens." 834
Rosenberg forderte die Überwindung der Konfessionsschulen, da es "genau so
viel Schultypen, wie es auf verschiedene Werte als Höchstwerte begründete
Systeme gibt", und "das einzige geistige große Chaos des heutigen Lebens" war
nach seinen Worten "die Folge des hemmungslosen Ringens Dutzender von
Gedankensystemen um die Vorherrschaft". Für das Schulwesen sollte sich die
Zentralgewalt gegen jede konfessionelle oder politische Spaltung durchsetzen:
"Hier hat der Nationalstaat ohne jeden Kompromiß die Alleinherrschaft zu beanspruchen,
will er bodenverwurzelte Staatsbürger erziehen, die sich einst bewußt sein sollen,
wofür sie im Leben kämpfen, zu welcher Ganzheit von Werten sie ungeachtet aller
Einzelzüge gehören." 835
In der Ablehnung des konfessionellen Schulsystems spiegelte sich bei Rosenberg
auch die ideologische Verwerfung des bürgerlichen Liberalismus wider.
Mit seinen Forderungen setzte er sich in einen diametralen Gegensatz zur traditionellen
Lehre der katholischen Kirche. Das Heilige Officium in Rom setzte
Rosenbergs "Mythus" bereits am 7. Februar 1934 auf den "Index librorum
prohibitorum". Der Konflikt war vorprogrammiert, die Weichen für den Modus
seiner Bewältigung waren in Südoldenburg seit 1933 ebenfalls gestellt. 836
4.9.2.1. Reaktionen auf den "Mythus des 20. Jahrhunderts"
Die katholische Kirche verwarf den "Mythus" Rosenbergs in den "Studien zum
Mythus des XX. Jahrhunderts", die in Münster von Bischof Clemens August als
Anlage zum Kirchlichen Amtsblatt herausgegeben wurden. Die Verbreitung der
"Studien" ging von der Diözese Münster aus, nachdem der Kölner Erzbischof,
Kardinal Schulte, sich geweigert hatte, die Schrift herauszugeben. Der Veröffentlichung
der "Studien" verweigerte Schulte offensichtlich seine Zustimmung,
weil er die Privilegien eines kirchlichen Anzeigers nicht gefährden
wollte. Eine Verschlechterung im Verhältnis zwischen der katholischen Kirche
und der nationalsozialistischen Regierung hatte er ebenfalls deutlich
834
Ebd., S. 215.
835
Ebd., S. 624f.
836
GELHAUS/REINHARDT, Das Clemens-August-Gymnasium im Spiegel der Zeit, 5. Teil: In
den Krieg, IN: MT vom 7.7.1989.