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Kirche die vertragliche Zusicherung einer Reihe von Freiheiten, die in <strong>der</strong> Geschichte<br />

des südoldenburgischen Katholizismus immer wie<strong>der</strong> umstritten gewesen<br />

waren und mit Blick auf die politische Zukunft im "Dritten Reich" von<br />

großer Bedeutung wurden: die Freiheit <strong>der</strong> Ämterorganisation, <strong>der</strong> Ämterbesetzung,<br />

die Ordensfreiheit, <strong>der</strong> Schutz des Religionsunterrichts und <strong>der</strong> Bekenntnisschule.<br />

557 Das oldenburgische Schulgesetz von 1936 orientierte sich weithin<br />

an den Vorgaben, die durch das Reichskonkordat gegeben waren. 558 Ebenso<br />

waren aber auch Konflikte vorprogrammiert.<br />

Der Vechtaer Anton Themann, ehemaliger Zentrumsabgeordneter im oldenburgischen<br />

Landtag, teilt in seinen Erinnerungen mit, wie er - als politischer Zeitgenosse<br />

und treuer Katholik - den Abschluß des Konkordates erlebte. War die<br />

katholische Kirche "von Anfang an eine scharfe Gegnerin Hitlers und seiner<br />

Partei, <strong>der</strong> NSDAP", gewesen und hatte "den Eintritt in diese Partei wegen<br />

ihrer kirchenfeindlichen Einstellung" verboten, registrierte Themann im Sommer<br />

1933 einen grundlegenden Wandel, zumal Hitler jedes Mittel recht war,<br />

"die Leute in seine Partei o<strong>der</strong> eine ihrer Glie<strong>der</strong>ungen zu bringen". Für Anton<br />

Themann stehen die politisch-strategischen Überlegungen Hitlers, die er mit<br />

dem Abschluß des Konkordats verband und denen <strong>der</strong> politische Katholizismus<br />

in Deutschland zum Opfer fiel, im Mittelpunkt <strong>der</strong> Analyse:<br />

"Damit sich die kirchentreuen Katholiken nicht weiter ablehnend verhielten, schloß er<br />

sofort nach <strong>der</strong> Machtübernahme ein Konkordat mit <strong>der</strong> katholischen Kirche ab und<br />

billigte ihr alles zu, was sie nur wünschte. Infolgedessen wurde das kirchliche Verbot,<br />

<strong>der</strong> NSDAP beizutreten, zurückgenommen. Viele gute Katholiken traten jetzt in die<br />

Partei ein, viele in <strong>der</strong> Meinung, eine gemäßigte Mehrheit würde die Extremisten nie<strong>der</strong>halten<br />

können. Sie kannten Hitler nicht. Er - <strong>der</strong> Übermensch - wollte führen, alle<br />

an<strong>der</strong>en sollten ihm unbedingt Gefolgschaft leisten. Wer Marschrichtung und Tempo<br />

des Führers nicht innehielt, wurde schikaniert, eingesperrt o<strong>der</strong> nie<strong>der</strong>gemacht. So erreichte<br />

er sein Ziel: <strong>der</strong> Schrecken hielt das Volk nie<strong>der</strong>, und er und seine Spießgesellen<br />

herrschten uneingeschränkt. Vom Konkordat hat er keinen Buchstaben erfüllt.<br />

Wohl niemand hat ihn von Anfang an besser durchschaut als <strong>der</strong> vormalige Reichskanzler<br />

Dr. Heinrich Brüning, <strong>der</strong> zu uns bei unserem letzten Zusammensein vor <strong>der</strong><br />

Auflösung <strong>der</strong> Zentrumspartei sagte: ’... und wenn er zehn Eide schwört, glaubt ihm<br />

nicht.’"<br />

Das Schicksal Anton Themanns spiegelt die lange Geschichte <strong>der</strong> kirchenpolitischen<br />

Täuschung im Jahre 1933 wi<strong>der</strong>. Den beabsichtigten politischen<br />

Schutz konnte das Reichskonkordat auch dem Zentrumspolitiker Anton<br />

557 ZÜRLIK, Kirchen 2, S. 153f.<br />

558 WILLENBORG, Schulpolitik, S. 68, 72.

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