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___________________________________________________ - 167 -<br />

gen eine entscheidende Rolle. Nach dem Protokoll <strong>der</strong> Sitzung beschrieb Ludwig<br />

Kaas die politischen Grundlinien, die zur Ausgangsbasis für die positive<br />

Entscheidung <strong>der</strong> Zentrumsfraktion wurden:<br />

"Er [= Hitler] habe ihm erklärt, das Ermächtigungsgesetz sei für die Zentrumspartei<br />

nur tragbar, wenn gewisse Zusicherungen gegeben würden. Es müsse für die Gesetzgebung<br />

<strong>der</strong> Reichstag eingeschaltet bleiben. [...] Es sei vom Reichskanzler zugesichert<br />

worden, daß keine Maßnahmen gegen den Willen des Reichspräsidenten durchgeführt<br />

würden. [...] Die Gleichheit vor dem Gesetze werde nur den Kommunisten nicht zugestanden<br />

werden. Die Zugehörigkeit zur Zentrumspartei solle kein Grund zum Einschreiten<br />

gegen Beamte sein. Es sei nicht beabsichtigt, die Unabhängigkeit <strong>der</strong> Richter<br />

zu beseitigen. Das Bestehen <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> werde nicht angetastet. Auf kulturpolitische<br />

Dinge werde das Ermächtigungsgesetz nicht angewendet. Die bestehenden Rechte <strong>der</strong><br />

christlichen Konfessionen werden gewahrt, die Errungenschaften gesichert bleiben.<br />

Kirche, Konkordat und Schule würden durch [das] Ermächtigungsgesetz nicht berührt.<br />

- Im Anschluß weist Dr. Kaas auf die schwierige Stellung <strong>der</strong> Fraktion im gegenwärtigen<br />

Augenblick hin. Es gelte einerseits unsere Seele zu wahren, an<strong>der</strong>erseits ergäben<br />

sich aus <strong>der</strong> Ablehnung des Ermächtigungsgesetzes unangenehme Folgen für die Fraktion<br />

und die Partei. Es bliebe nur übrig, uns gegen das Schlimmste zu sichern. Käme<br />

die 2/3-Majorität nicht zustande, so werde die Durchsetzung <strong>der</strong> Pläne <strong>der</strong> Reichsregierung<br />

auf an<strong>der</strong>em Wege erfolgen. Der Reichspräsident habe sich mit dem Ermächtigungsgesetz<br />

abgefunden. Auch von den Deutschnationalen her sei kein Versuch einer<br />

Entlastung <strong>der</strong> Situation zu erwarten." 430<br />

Ludwig Kaas argumentierte mit kirchlich-religiösen Zusicherungen, die Minimalfor<strong>der</strong>ungen<br />

des Zentrums darstellten, und erkannte die dringende Notwendigkeit,<br />

angesichts <strong>der</strong> vorangegangenen Warnungen <strong>der</strong> katholischen<br />

Bischöfe vor dem Nationalsozialismus das Verhältnis zwischen dem politischen<br />

Katholizismus und Nationalsozialismus zu klären. 431 Im Unterschied<br />

zu Kaas warnte Brüning vor den verfassungs- und staatsrechtlichen Folgen<br />

<strong>der</strong> Annahme des Ermächtigungsgesetzes. Er bezeichnete es als "das Ungeheuerlichste,<br />

was je von einem Parlament gefor<strong>der</strong>t worden wäre". Brüning<br />

äußerte Zweifel an <strong>der</strong> Loyalität Hitlers, dessen Garantien keineswegs als<br />

gesichert zu betrachten seien:<br />

"Unzweifelhaft bestehe Gefahr für die Zukunft <strong>der</strong> Zentrumspartei. Wäre sie zerschlagen,<br />

so könne sie nicht wie<strong>der</strong> ins Leben gerufen werden. Er sehe sich veranlaßt, die<br />

Bedenken und die möglichen Gefahren aufzuzeigen. Er habe sich für die Wahl Hindenburgs<br />

beson<strong>der</strong>s mit dem Argument eingesetzt, er - Hindenburg - sei Garant und<br />

Treuhän<strong>der</strong> <strong>der</strong> Verfassung. Nun beständen die größten Gefahren für die gesamte Ver<br />

430<br />

MORSEY, Ermächtigungsgesetz, S. 47.<br />

431<br />

DEUERLEIN, Katholizismus 3, S. 214: Aufzeichnungen <strong>der</strong> Reichstagsabgeordneten Clara<br />

Siebert.

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