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- 320 -<br />

Realgymnasium als Redner auf. Hermann Bitter beschwor die "Wende <strong>der</strong><br />

Zeiten", die Deutschland "eine nationale Wie<strong>der</strong>geburt" geschenkt habe:<br />

"Wir glauben an den Retter, wir schaffen in <strong>der</strong> Bewegung, denn nach Hitler das Chaos.<br />

Als Jugen<strong>der</strong>zieher wollen wir Wegweiser sein, nicht um uns, um die Jugend, damit<br />

sie nicht zum Sklaven= und Helotentum hinabsinkt."<br />

Hermann Bitter bezog sich in seinem Vortrag auf Oswald Spenglers epochales<br />

geschichtsphilosophisches Werk "Untergang des Abendlandes", dessen<br />

erster Band 1918 erschienen war. Die Arbeit Spenglers wurde zum Standardwerk<br />

konservativer Kulturskepsis. In dieser Rezeption wurde die Dekadenz<br />

<strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne, die <strong>der</strong> Erste Weltkrieg nicht hatte aufhalten können, mit<br />

dem politischen Verfall <strong>der</strong> Weimarer Republik in Verbindung gebracht. 739<br />

Bitter erhob Oswald Spengler auf <strong>der</strong> Kreistagung des NSLB zum Propheten<br />

des Nationalsozialismus und führte dazu in typischer Weise aus:<br />

"Er [= Spengler] berichtet von dem Zerfall <strong>der</strong> Kultur, <strong>der</strong> Moral, <strong>der</strong> Revolution 1918,<br />

seiner Stellung zu ihr und <strong>der</strong> Wende <strong>der</strong> Zeiten. Jetzt stehen wir an einer Zeitenwende.<br />

Staatsmänner machen Geschichte. Sie greifen ins Rä<strong>der</strong>getriebe <strong>der</strong> Zeiten. [...] Zwei<br />

Ideen standen sich gegenüber: Nationalsozialismus und Sozialismus. [...] Wohin führte<br />

die Lösung Nationalismus=Sozialismus? Pazifismus sind die bisherigen Früchte.<br />

Durch unseren Führer Adolf Hitler wurden beide Ideen zum Nationalsozialismus vereinigt.<br />

Wie eine Lawine erfaßte <strong>der</strong>selbe das deutsche Volk." 740<br />

Das politische Bekenntnis zur "Nationalen Revolution" reichte aber nicht aus,<br />

um sich vor persönlichen Repressionen durch das NS-Regime zu schützen. Das<br />

stellte sich in Cloppenburg noch im Laufe des Schuljahres 1933/34 heraus. Von<br />

insgesamt 39 Abiturienten, die am 26. Februar 1934 die Reifeprüfung bestanden,<br />

erhielten nur zwölf die von einer Mitgliedschaft in den nationalen Verbänden<br />

abhängig gemachte Hochschulreife, die zum Universitässstudium berechtigte.<br />

Diese spektakuläre Entscheidung diente dazu, den politischen Druck auf<br />

die Schülerschaft, das Lehrerkollegium und den Leiter <strong>der</strong> Schule zu verstärken.<br />

741 Der Jahresbericht des Cloppenburger Realgymnasiums meldet für das<br />

739<br />

Oswald Spengler vertrat die Vorstellung, daß <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>ne Parlamentarismus "in vollem<br />

Verfall begriffen" und je<strong>der</strong> Wahlkampf "ein mit dem Stimmzettel und allen Mitteln <strong>der</strong> Aufreizung<br />

durch Rede und Schrift geführter Bürgerkrieg" sei. Eine Partei sei "kein Rassegewächs,<br />

son<strong>der</strong>n eine Sammlung von Köpfen", <strong>der</strong> "Todfeind aller gewachsenen ständischen Glie<strong>der</strong>ung".<br />

Deshalb sei <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> Partei immer "mit dem unbedingt verneinenden, auflösenden,<br />

gesellschaftlich einebnenden <strong>der</strong> Gleichheit verbunden." Parteien seien "eine rein städtische<br />

Erscheinung". (SPENGLER, Untergang, S. 1079, 1121f.)<br />

740<br />

MT vom 11.11.1933; GELHAUS, 1933, S. 417.<br />

741<br />

REINHARDT, Chronik, S. 51.

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