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___________________________________________________ - 189 -<br />

verantwortung für das allgemeine Wohl, sind wir von Verantwortung erfüllt gegenüber<br />

dem Garanten dieses Wohles des gesamten Volkes, gegenüber dem Staate. Wir müssen<br />

ihn mittragen und in schwerer Stunde seine gewaltige Verantwortung erleichtern. Wir<br />

sind <strong>der</strong> Meinung, daß <strong>der</strong> Staat einmal nicht Spielball in den Kämpfen einer Klassengesellschaft<br />

bleiben kann, zum an<strong>der</strong>en, daß er nicht unchristlichen Kräften überantwortet<br />

werden darf. Wir werden darum die Katholiken durch eine Erweckung <strong>der</strong> Gewissen,<br />

eine kluge staatsbürgerliche Bildungs= und Schulungsarbeit zu guten Reichs=<br />

und Staatsbürgern erziehen. Gegenüber einer drohenden Laisierung des Lebens wollen<br />

wir religiöse Kräfte gestaltend auch in das öffentliche Leben hineintragen, da wir überzeugt<br />

sind, daß jedes Lebensgebiet von <strong>der</strong> Religion durchdrungen sein muß." 472<br />

Der Volksverein für das katholische Deutschland realisierte im Mai 1933, daß<br />

die Wahrnehmung <strong>der</strong> politischen und sozialen Interessen des katholischen<br />

Volksteils als Existenzberechtigung nicht mehr ausreichte, weil es das politische<br />

und soziale Medium zur Wahrnehmung katholischer Interessen, eine vom<br />

Staat unterschiedene freie Gesellschaft, immer weniger gab. Deshalb bezog er<br />

sich unmittelbar auf die beiden Ordnungsmächte Staat und Kirche und anerkannte<br />

die jeweiligen Amtsinhaber als die legitimen Träger dieser beiden Gewalten.<br />

Verkirchlichung und Entpolitisierung stellten zwei Seiten eines Prozesses<br />

dar, dem das katholische Vereins- und Verbandswesen zu großen Teilen<br />

sein Überleben unter <strong>der</strong> nationalsozialistischen Herrschaft verdankte. Nach<br />

diesen Grundsätzen richtete sich auch die katholische Kirche im nationalsozialistischen<br />

Deutschland ein und konnte als kirchliche Institution überleben. Der<br />

Preis, den sie dafür zahlte, war die Anerkennung <strong>der</strong> NSDAP als <strong>der</strong> einzigen<br />

legitimen Trägerin <strong>der</strong> deutschen Staatsgewalt und ihre Selbstbeschränkung auf<br />

die geistliche Sphäre. Diese Trennungslinie wurde im Frühjahr 1933 gezogen,<br />

von beiden Konfliktparteien wie<strong>der</strong>holt bekräftigt und von seiten <strong>der</strong> katholischen<br />

Kirche prinzipiell respektiert. In seiner Verantwortung gegenüber diesem<br />

Staat schrieb sich <strong>der</strong> Volksverein offiziell eine neue Aufgabe zu: den Staat vor<br />

"unchristlichen Kräften" zu verteidigen. Das war aber die Aufgabe des Volksvereins<br />

seit seiner Gründung gewesen.<br />

Die katholischen Verbände bezogen sich in ihren Kundgebungen unmittelbar<br />

auf die Kirche und vor allem unmittelbar auf den neuen Staat, anerkannten<br />

ausdrücklich die neue politische Ordnung in Deutschland und übergingen dabei<br />

das Zentrum, auf dessen politische Protektion sie schon im Frühjahr 1933 verzichten<br />

zu können glaubten. Dieser neue Konsens zwischen dem Katholizismus<br />

und dem Nationalsozialismus wurde durch die katholische Kirche ausdrücklich<br />

gebilligt. Der Breslauer Erzbischof, Kardinal Bertram, informierte die katholi<br />

472 MT vom 10.5.1933: Volksverein und neue Zeit. Ein Ruf des Volksvereins.

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