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mehr sein wird, er liebt seine Heimat, die ihm noch nie seine Verbindung mit Gott gestört<br />

hat." 258<br />

Wie die Vechtaer "Heimatwoche" wurde auch die "Gewerbeschau und landwirtschaftliche<br />

Woche" in Cloppenburg im Juni 1933 von den nationalsozialistischen<br />

Machthabern zur politischen Indoktrination benutzt. Der<br />

Reichstagsabgeordnete Weidenhöfer (NSDAP) räsonierte über die religiöspolitische<br />

Verquickung des Heimatbegriffes und erhob ihn in dieser Mixtur<br />

sogar zur Grundlage eines außenpolitischen Programms, das auf Boden- und<br />

Raumpolitik - Schaffung von "Lebensraum" - ausgerichtet war:<br />

"Darin liegt begründet eine Politik, die geführt werden muß und wird, indem auf dem<br />

Gedanken von Blut und Boden, d. h. <strong>der</strong> ewigen Verbundenheit des Blutes aus dem<br />

Bauerntum mit dem Boden, auf den <strong>der</strong> Herrgott die Familie gestellt hat, aufgebaut<br />

werden muß. [...] Wenn ich als Politiker Außenpolitik betreiben will, kann ich es nur,<br />

wenn ich den Brotkorb meines Volkes selbst in <strong>der</strong> Hand habe und er ihm nicht durch<br />

fremde Machenschaften höher gehängt werden kann. Nur die Politik kann frei machen,<br />

die auf dem Boden <strong>der</strong> hl. Muttererde des deutschen Lebens aufgebaut ist." 259<br />

So wurde unter <strong>der</strong> Hand aus Heimat "Blut und Boden" und ein Begriff politisch<br />

veräußert. Die Gewerbewoche in Cloppenburg erwies sich als Einfallstor<br />

für den Führermythos, weil in Veranstaltungen dieser Art "NS-Ständeideologie<br />

und ‘Blut und Boden’ mit <strong>der</strong> katholischen Ständeorganisation und<br />

Agrarromantik zusammenfanden". 260 Weidenhöfer unterschied im weiteren<br />

Verlauf seiner Rede zwischen dem Landwirt und dem Bauern und bekannte<br />

sich zum "Bauernstaat" - nur dieser vermöchte Gefühle von Heimat und<br />

Religion zu geben:<br />

"Bauer sein ist eine hl. Gottesgabe, von <strong>der</strong> er sich niemals trennen wird. Das ist <strong>der</strong><br />

Unterschied zwischen Landwirt und Bauer. Wir wollen einen Bauernstaat [...]." 261<br />

Heimat war nach dem Gehalt dieser Worte wie <strong>der</strong> ererbte christliche Glauben<br />

<strong>der</strong> Väter nur als seelisches Erlebnis erfahrbar, keine Kategorie des Rationalen,<br />

son<strong>der</strong>n des Religiösen. Heimat war Anfang und Ende, Heimat war<br />

bei Gott. Heimat war ein Wort, eine romantische Chiffre, ein archaischer Mythos,<br />

<strong>der</strong> auf seine politische Erlösung gewartet hatte. Der Heimatgeschichte<br />

und <strong>der</strong> Heimatbewegung, die ihre unpolitische Grundhaltung immer wie<strong>der</strong><br />

258 MT vom 3.7.1933.<br />

259 MT vom 13.6.1933; GELHAUS, 1933, S. 238f.<br />

260 FREITAG, Führermythos, S. 46.<br />

261 MT vom 13.6.1933; GELHAUS, 1933, S. 238f.

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