Das Jahrbuch der Sozialdemokratischen Partei 2007 und 2008 - SPD

Spitzenpolitikerinnen und -politikern eine
innovative Weiterbildung und umfassende
Professionalisierung an. Ziel war es, die Führungskompetenz
im Kontext der Organisations-
und Kommunikationsstrukturen auszubauen.
Es ging darum, die Handlungsfähigkeit
in komplexen sozialen Prozessen zu erhöhen.
Das SPD-Präsidium vergab zweijährige
kostenpflichtige Fellowship-Programme (Akademiemitgliedschaften)
in der Führungsakademie.
Bewerben konnten sich altersunabhängig
Europaabgeordnete, Bundestagsabgeordnete,
Landtagsabgeordnete, gewählte hauptamtliche
Kommunalpolitikerinnen und -politiker
(z. B. Oberbürgermeister/innen oder
Landräte/innen) sowie Funktionsträgerinnen
und -träger der Partei. Diese Chance haben
doppelt so viele Personen wie Plätze verfügbar
waren genutzt. Als Symbol für die erwartete
Eigeninitiative lag der persönliche Teilnahmebeitrag
bei 1.800 Euro plus Reisekosten.
Die Auswahl der Fellows geschah in einem
transparenten Verfahren. Auswahlkriterien
waren neben der Qualität der Bewerbung
eine gerechte Geschlechterverteilung, ein regionales
Gleichgewicht und eine angemessene
Repräsentanz der verschiedenen Parteiebenen
(Europa, Bund, Land, Kommune). Das SPD-
Präsidium beschloss die Teilnehmerliste. Der
Beschluss wurde durch eine Auswahlgruppe
vorbereitet. Ihr gehörten der Generalsekretär,
die Schatzmeisterin sowie weitere Mitglieder
des Präsidiums und des Parteivorstands sowie
qua Amt die Juso-Bundesvorsitzende an.
Das erste Fellowship-Programm dauerte
vom 1. Juli 2007 bis zum 30. Juni 2009, das
zweite vom 1. Juli 2008 bis zum 30. Juni
2010, das dritte wurde ausgeschrieben für die
Zeit vom 1. Januar 2010 bis zum 31. Dezember
2011.
An dem zweijährigen Programm 2007-
2009 nahmen 42 Bundes- und Landtagsabgeordnete,
Oberbürgermeister und hochrangige
Parteirepräsentanten teil, weitere 42 in dem
Programm 2008–2010. Die 84 Fellows kamen
aus allen Bundesländern, es waren 36
Frauen und 48 Männer. Der Altersdurchschnitt
betrug 40 Jahre, das Spektrum reichte
von 25 bis 54 Jahren.
Das Fellowship-Programm bot in neun
Modulen eine Lernplattform für persönliches
und politisches Wachstum der Fellows und
etablierte eine neue Lernkultur in der Partei.
Das Curriculum für das notwendige Können,
Wissen und Handeln politischer Führungskräfte
bildete eine produktive Einheit aus
Fachwissen, Methodenkompetenz und politischer
Orientierung. Dafür wurde eine eigene
Systematik für den Lernprozess entwickelt,
die von Prozessualität, Heterogenität sowie
individueller und kollegialer Reflexion geprägt
war. Für die Führungsakademie hatte
BERICHTE DES WILLY-BRANDT-HAUSES
PARTEISCHULE / SCHULUNG VON ORTSVEREINSVORSITZENDEN
der SPD-Parteivorstand einen vierköpfigen
Trainerstab zusammengestellt.
Die neun Präsenzseminare
des zweijährigen Fellowship-Programms:
1. Kompetenztraining „Führungsbilder und
Führungspersönlichkeit“
2. Kompetenztraining „Führungskompass
und strategische Steuerung“
3. Jahrestagung „Vorsorgender Sozialstaat
und sozialer Zusammenhalt“
4. Kompetenztraining „Führungsqualität:
Kooperation und Konsequenz“
5. Kompetenztraining „Wirkungsvolle Kommunikation“
6. Jahrestagung „Globalisierung und neue
Wertschöpfung“
7. Kompetenztraining „Ergebnisbezogenes
Handeln“
8. Kompetenztraining „Zielfokussierte
Orientierung“
9. Jahrestagung „Aktive Bürgergesellschaft
und Perspektiven der Demokratie“
Die Parteiführung war kontinuierlich involviert.
Der Parteivorsitzende und der Generalsekretär
persönlich nahmen sich die Zeit, die Fellows
in der Führungsakademie kennen zu lernen.
Das gab dem Projekt und den Fellows zusätzliche
Aufmerksamkeit und Sichtbarkeit.
Die wissenschaftlich fundierte Evaluation
belegte, dass die Trainings in der Führungsakademie
die Fellows entschieden gestärkt und
ihre Führungskompetenzen erhöht haben.
Zuzustimmen ist dem Kommentator der
Lübecker Nachrichten: „Ein kluger Schach-
Schulung von Ortsvereinsvorsitzenden
zug der Parteiführung. Und wenn er hilft,
Spitzenpolitiker für einen Job zu formen, dessen
Anforderungen die meisten eilfertigen Politkritiker
vom Stammtisch kaum zwei Monate
gewachsen sein dürften, wäre eine Menge
erreicht.“
Beirat der Parteischule
im Willy-Brandt-Haus
2007–2008
Der Beirat der Parteischule begleitete die Bildungsarbeit
fachlich und evaluierte die Qualifizierungsprogramme.
17 Persönlichkeiten
aus Partei, Arbeitnehmervertretungen, Wissenschaft,
Unternehmensberatung und politischer
Bildung gehörten dem Beirat der Parteischule
an, der zweimal jährlich tagte.
Beiratsmitglieder: Die stellvertretende Parteivorsitzende
Andrea Nahles bekleidete das
Amt der Beiratsvorsitzenden. Weiterhin gehören
dem Beirat an: Stephan Schweitzer (stv.
Vors.), Dr. Kristina Augst, Ursula Brehm, Sebastian
Edathy MdB, Marc Herter, Elfi Heusinger
von Waldegge, Jürgen Hitzges, Joachim
Kletzin, Konrad Klingenburg, Elfriede
Marx, Susi Möbbeck (ab 2008: Marten Jennerjahn),
Torsten Schäfer-Gümbel MdL (bis
Ende 2007), Stefan Schostok (ab 2008:
Hansjörg Schell), Dr. Heiko Tammena, Claudia
Walther, Reinhard Weil.
Das Team der Parteischule im Willy-
Brandt-Haus besteht aus Klaus Tovar (Leiter
der Parteischule), Marion Vogel und Gertrud
Bergmann (parteischule@spd.de).
Rüstzeug für
die Arbeit im Ortsvereinsvorstand
Jährlich wechseln etwa 10 % der Vorsitzenden
in unseren mehr als 10.000 Ortsvereinen.
Viele der neuen OV-Vorsitzenden fühlen sich
oft nur unzureichend auf ihre neuen Aufgaben
vorbereitet. Wir wollen unsere ehrenamtlichen
Mitglieder, die bereit sind Verantwortung
zu übernehmen, unterstützen. Deshalb
bietet der Parteivorstand seit 2004 eine Schulungsreihe
speziell für neue OV-Vorsitzende
an.
Die Seminarreihe umfasst drei Wochenenden
und vermittelt Rüstzeug für die Arbeit im
Ortsvereinsvorstand.
Die Inhalte der drei Wochenendblöcke im
Einzelnen:
1. Zielorientierung und rechtliche Grundlagen
politischen Managements
■ Die SPD als Programmpartei –
Rückblick und Ausblick
■ Lebendige Veranstaltungsformen
für den Ortsverein
■ Formaler und rechtlicher Rahmen
der politischen Arbeit
(Satzung/Organisationsstatut)
2. Projektmanagement und Präsentation
■ Grundlagen des Projektmanagements
■ Projektplanung, -budgetierung und
-implementierung
■ Geeigneter Medieneinsatz zur wirkungsvollen
Präsentation von Inhalten
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