Das Jahrbuch der Sozialdemokratischen Partei 2007 und 2008 - SPD
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Medienkommission<br />
Die Digitalisierung – die Umstellung <strong>der</strong><br />
Welt von analoger auf digitale Kommunikation<br />
– schreitet in allen gesellschaftlichen Bereichen<br />
voran <strong>und</strong> verän<strong>der</strong>t Medien <strong>und</strong> die<br />
Medienlandschaft gravierend. Die Vorteile<br />
<strong>der</strong> digitalen Technik, Angebote unabhängig<br />
von Zeit <strong>und</strong> Ort zu nutzen, umfassende<br />
Hintergr<strong>und</strong>informationen über lange Zeiträume<br />
abzurufen, <strong>der</strong> Kreativität <strong>und</strong> Individualität<br />
des Einzelnen Ausdruck o<strong>der</strong> Kanal<br />
zu geben <strong>und</strong> mediale Inhalte unter Aufwand<br />
geringster Ressourcen produzieren zu können,<br />
treiben die rasante Entwicklung. Damit<br />
einher geht eine Demokratisierung von Medien.<br />
Diesen Prozess verstehen wir auch als<br />
Chance für Demokratie <strong>und</strong> Partizipation.<br />
Digitalisierung erzeugt keine neuen Medien,<br />
son<strong>der</strong>n verän<strong>der</strong>t die Produktion, Distribution<br />
<strong>und</strong> Konsumption <strong>der</strong> bestehenden.<br />
Ob im Internet, R<strong>und</strong>funk, Print, Musik<br />
o<strong>der</strong> Film, die Frage <strong>der</strong> überzeugenden Inhalte<br />
entscheidet auch im digitalen Zeitalter<br />
alles.<br />
Medienpolitik entwickelt sich in <strong>der</strong> digitalen<br />
Welt zu einem wichtigen Bestandteil<br />
von Gesellschaftspolitik.<br />
Sozialdemokratische Medienpolitik muss<br />
deshalb mo<strong>der</strong>n genug sein, um Entwicklungen<br />
nicht zu behin<strong>der</strong>n, <strong>und</strong> zugleich weit genug<br />
sein, um das Experimentelle zu erlauben,<br />
sie muss Vorkehrungen zum Schutz des geistigen<br />
Eigentums treffen <strong>und</strong> ein wirksames Urheberrecht<br />
für die digitale Welt entwickeln.<br />
Deshalb erarbeitet die Medienkommission<br />
Vorschläge für die Weiterentwicklung unserer<br />
Medienordnung. Im Schwerpunkt hat sich<br />
die Medienkommission damit beschäftigt, die<br />
Chancen von Media Governance als medienpolitisches<br />
Instrument zu bewerten. Kurzum:<br />
Es geht um die Frage, wie das Verhältnis zwischen<br />
Regulierung <strong>und</strong> Selbstregulierung in<br />
<strong>der</strong> Medienpolitik justiert werden kann. Dies<br />
ist angesichts <strong>der</strong> Dynamik <strong>der</strong> durch die Digitalisierung<br />
angestoßenen Entwicklungen<br />
für die Funktionsfähigkeit von Medienpolitik<br />
von großer Bedeutung.<br />
Daraus leiten sich die Ziele sozialdemokratischer<br />
Medienpolitik ab.<br />
Ziele sozialdemokratischer<br />
Medienpolitik<br />
1. Vielfalt zu sichern,<br />
2. den Nutzerinnen <strong>und</strong> Nutzern den Zugang<br />
zu vielfältigen <strong>und</strong> bezahlbaren Inhalten<br />
zu sichern <strong>und</strong><br />
3. vorherrschende Meinungsmacht zu verhin<strong>der</strong>n.<br />
KOMMISSION<br />
MEDIENKOMMISSION<br />
Sozialdemokratische Antworten auf die Digitalisierung<br />
B<strong>und</strong>esparteitag<br />
Hamburg <strong>2007</strong><br />
Die Medienkommission hat auf dem B<strong>und</strong>esparteitag<br />
über den <strong>Partei</strong>vorstand zwei Anträge<br />
eingereicht.<br />
1. Medienkompetenz 2.0 – Impulse für eine<br />
vernetzte Bildungs- <strong>und</strong> Medienpolitik;<br />
2. Die Chancen <strong>der</strong> Digitalisierung nutzen.<br />
Beide Anträge sind beschlossen worden <strong>und</strong><br />
sind somit Richtschnur <strong>der</strong> politischen Arbeit<br />
<strong>der</strong> Medienkommission.<br />
Neue Formen <strong>der</strong> Arbeit<br />
Ziel ist es, noch größere Beachtung in <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />
zu finden <strong>und</strong> insbeson<strong>der</strong>e Expertinnen<br />
<strong>und</strong> Experten stärker als bisher anzusprechen<br />
<strong>und</strong> für die Diskussionen <strong>und</strong> die<br />
Vorschläge <strong>der</strong> Kommission zu interessieren.<br />
Jede Sitzung <strong>der</strong> Kommission beginnt mit<br />
einem nicht-öffentlichen Teil, in dem interne<br />
Angelegenheiten besprochen sowie weitere<br />
Vorhaben geplant werden. Anschließend folgt<br />
ein thematisch eingegrenzter, öffentlicher<br />
Teil. Geladene Gäste – allesamt Akteure <strong>der</strong><br />
Medienbranche <strong>und</strong> Medienjournalisten –<br />
diskutieren hier mit <strong>der</strong> Medienkommission<br />
über aktuelle Themen.<br />
Themen im Jahr <strong>2007</strong>:<br />
„<strong>2007</strong>: <strong>Das</strong> Jahr <strong>der</strong> medienpolitischen Reformen“<br />
mit dem <strong>Partei</strong>vorsitzenden <strong>und</strong> Ministerpräsidenten<br />
Kurt Beck.<br />
„Zukunft <strong>der</strong> Finanzierung des öffentlichrechtlichen<br />
R<strong>und</strong>funks“ mit dem ARD-Vorsitzenden<br />
<strong>und</strong> Intendanten des Saarländischen<br />
R<strong>und</strong>funks, Fritz Raff.<br />
„Die Entscheidung aus Karlsruhe (‚Gebührenurteil‘)<br />
– Konsequenzen für die Medienpolitik“<br />
mit den Einzelreferaten von<br />
Prof. Dr. Dieter Dörr, Universität Mainz,<br />
Mitglied <strong>der</strong> KEK; Bernd Radeck, Vorsitzen<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Juristischen Kommission <strong>der</strong> ARD;<br />
Dr. Tobias Schmidt, Bereichsleiter Medienpolitik,<br />
RTL.<br />
„Mediagovernance – Antwort <strong>der</strong> Medienpolitik<br />
auf Digitalisierung <strong>und</strong> Globalisierung?“<br />
mit den Einzelreferaten: „Die Gestaltung<br />
<strong>der</strong> Wechselbeziehungen zwischen Regulierer,<br />
Akteuren <strong>und</strong> Rezipienten in <strong>der</strong> digitalen<br />
Welt – Modellüberlegungen für<br />
Deutschland“, RA Thomas Kleist, Vorsitzen<strong>der</strong><br />
des Verwaltungsrats des Saarländischen<br />
R<strong>und</strong>funks <strong>und</strong> Direktor des Instituts für Europäisches<br />
Medienrecht Saarbrücken, <strong>und</strong>:<br />
„Verfassungsrechtliche Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> Me-<br />
diagovernance“, Dr. Wolfgang Schulz, Bredow-Institut<br />
Hamburg.<br />
Themen im Jahr <strong>2008</strong>:<br />
„Media-Governance – neues Konzentrationsrecht?“<br />
mit den Einzelreferaten: „Von <strong>der</strong><br />
Sen<strong>der</strong>macht zur Medienmacht – Fiktionen<br />
<strong>und</strong> Fakten im Medienkonzentrationsrecht“,<br />
Prof. Dr. Norbert Schnei<strong>der</strong>, Direktor <strong>der</strong><br />
Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen<br />
<strong>und</strong> „Medienkonzentrationsrecht im<br />
Spannungsfeld zwischen Idealismus <strong>und</strong> Realismus<br />
- Chancen <strong>und</strong> Fallstricke eines neuen<br />
Medienkonzentrationsrechts“, Dr. Tobias<br />
Schmid, Vizepräsident des VPRT <strong>und</strong> Bereichsleiter<br />
RTL.<br />
„Auf dem Weg zu einem neuen Medienrecht:<br />
Herausfor<strong>der</strong>ung für sozialdemokratische<br />
Medienpolitik“ mit Staatssekretär Martin<br />
Stadelmaier, Chef <strong>der</strong> Staatskanzlei<br />
Mainz.<br />
„Die künftige Gestaltung des Medienrechts<br />
– Zwischen abgestufter Regulierung<br />
<strong>und</strong> Self-Governance“ mit den Einzelreferaten:<br />
Prof. Dr. Dieter Dörr, Universität Mainz,<br />
<strong>und</strong> „Nur eine Chimäre? Medienqualität im<br />
Dreieck von Vorstellung, Wollen <strong>und</strong> Können“,<br />
Uwe Kammann, Adolf-Grimme-Institut.<br />
„Was passiert mit dem R<strong>und</strong>funk im Internet?“<br />
mit den Einzelreferaten von Dr.<br />
Hans Hege, Medienanstalt Berlin-Brandenburg,<br />
<strong>und</strong> Prof. Dr. Norbert Schnei<strong>der</strong>, Landesanstalt<br />
für Medien Nordrhein-Westfalen.<br />
Die Referate sollen einer breiteren Öffentlichkeit<br />
bekannt gemacht werden. Eine entsprechende<br />
Publikation ist in Vorbereitung.<br />
Weitere Themen<br />
<strong>und</strong> Aktivitäten<br />
Die Medienkommission hat sich des Weiteren<br />
mit einer Vielzahl aktueller medienpolitischer<br />
Themen beschäftigt, u.a. mit: R<strong>und</strong>funkän<strong>der</strong>ungsstaatsverträgen<br />
(10., 11. <strong>und</strong> 12. <strong>und</strong><br />
perspektivisch mit dem 13. <strong>und</strong> 14.), R<strong>und</strong>funkgebühren,<br />
Finanzausgleich <strong>der</strong> R<strong>und</strong>funkanstalten,<br />
Jugendmedienschutz, Medienkompetenz,<br />
Urheberrechte, Medienkonzentration,<br />
Pressefusion, Aktuelle Situation auf dem<br />
Zeitungsmarkt, Filmför<strong>der</strong>ungsgesetz, Sachstand<br />
Digitalisierung, Novelle EU-Telekommunikationsrichtlinie,<br />
EU-Fernsehrichtlinie.<br />
Noch nicht befriedigend gelöst ist das Online-Angebot<br />
<strong>der</strong> Medienkommission. Hier<br />
sind weitere Anstrengungen erfor<strong>der</strong>lich.