Das Jahrbuch der Sozialdemokratischen Partei 2007 und 2008 - SPD
Das Jahrbuch der Sozialdemokratischen Partei 2007 und 2008 - SPD
Das Jahrbuch der Sozialdemokratischen Partei 2007 und 2008 - SPD
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
78<br />
Kulturforum <strong>der</strong> Sozialdemokratie<br />
<strong>Das</strong> Kulturforum besitzt als ältestes Forum<br />
<strong>der</strong> Sozialdemokratie, 1983 gegründet von<br />
Willy Brandt <strong>und</strong> Peter Glotz, beson<strong>der</strong>e Bedeutung.<br />
Es kümmert sich, weit über Wählerinitiativen,<br />
Aufrufe <strong>und</strong> Unterstützertreffen<br />
hinaus, um den Austausch von „Macht <strong>und</strong><br />
Geist“ <strong>und</strong> bringt die Politik <strong>der</strong> sozialen Demokratie<br />
kontinuierlich mit künstlerischen<br />
wie intellektuellen Impulsen zusammen.<br />
Entscheidend bleibt für uns <strong>der</strong> Eigenwert<br />
des Künstlerischen. Kultur ist elementare Basis<br />
von Demokratie, Kultur ist Gr<strong>und</strong>lage von<br />
Dialog, Teilhabe <strong>und</strong> internationaler Verständigung.<br />
Auf das Verstörende <strong>und</strong> Provokative<br />
<strong>der</strong> Kunst, „auf die Erfahrungsräume des<br />
Menschen jenseits seiner Marktrollen als<br />
Konsument <strong>und</strong> Arbeitskraft“ (Wolfgang<br />
Thierse) sind wir angewiesen.<br />
Auch in den Jahren <strong>2007</strong>/08 unter den<br />
Rahmenbedingungen <strong>der</strong> Großen Koalition<br />
konnte die <strong>SPD</strong> den kulturellen Aufbruch <strong>der</strong><br />
rot-grünen Regierungsjahre fortsetzen: sowohl<br />
innerparteilich, wie auch gesamtgesellschaftlich<br />
nahm die Bedeutung kulturell geprägter<br />
Sichtweisen, künstlerischer Interventionen<br />
<strong>und</strong> kulturpolitischer Themen zu.<br />
Verstärkt geriet in den Blick, wie in <strong>der</strong> globalen<br />
Informationsgesellschaft politische Lösungen<br />
<strong>und</strong> wirtschaftlicher Erfolg mit Krea-<br />
FORUM<br />
KULTURFORUM<br />
Für Kunst <strong>und</strong> Kultur in ihrer ganzen Vielfalt<br />
„Wenn Kultur generell die Suche nach Möglichkeiten ist, mit <strong>der</strong> Welt umzugehen,<br />
dann ist die Kunst Suche nach eigenem Ausdruck für die Deutung <strong>der</strong> Welt.“<br />
Beim Treffen <strong>der</strong> regionalen Kulturforen <strong>2008</strong> in Halle a.d. Saale<br />
tivität <strong>und</strong> Kultur zusammenhängen. Zudem<br />
erlebte <strong>der</strong> klassische sozialdemokratische Ansatz,<br />
<strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en sozialen Verantwortung<br />
gegenüber Künstlerinnen <strong>und</strong> Künstlern unter<br />
den Verhältnissen von Soloselbständigkeit,<br />
von prekären Arbeitsverhältnissen <strong>und</strong> „digitaler<br />
Boheme“ eine Renaissance. „Aktivierende<br />
Kulturpolitik“ (Oliver Scheytt), d.h. eine<br />
staatliche Kulturför<strong>der</strong>ung, die auch darauf<br />
abzielt, die Kräfte von Zivilgesellschaft <strong>und</strong><br />
von privater, auch marktwirtschaftlicher, Initiative<br />
zu stärken, wurde zu einem Schlüsselbegriff.<br />
War die kulturelle Nähe bisher fast sozialdemokratisches<br />
Alleinstellungsmerkmal, so<br />
begannen nun auch an<strong>der</strong>e <strong>Partei</strong>en die Ämter<br />
<strong>der</strong> B<strong>und</strong>eskulturpolitik ernst zu nehmen<br />
<strong>und</strong> die Bedeutung kultureller Diskurse <strong>und</strong><br />
künstlerischer Multiplikatoren, des „Feuilletons“<br />
<strong>und</strong> des „Boulevards“ zu begreifen. Es<br />
entstand eine – kulturelle Sichtweisen durchaus<br />
beför<strong>der</strong>nde – parteipolitische Konkurrenz<br />
um Kulturpolitik <strong>und</strong> um das bessere<br />
Verhältnis zu Künstlern, zu Schriftstellern,<br />
zur Filmbranche <strong>und</strong> zur Kreativwirtschaft.<br />
Drei wichtige Erfolge sozialdemokratischer<br />
Kulturpolitik in <strong>der</strong> Berichtsphase haben<br />
wesentlich mit dem Wirken des Kulturforums<br />
zu tun:<br />
(Gert Heidenreich)<br />
Günter Grass beim Kulturforum Hamburg<br />
1. <strong>Das</strong> Kulturforum wirkte unterstützend<br />
<strong>und</strong> flankierend bei <strong>der</strong> Fortsetzung <strong>der</strong><br />
neuen B<strong>und</strong>eskulturpolitik, in <strong>der</strong> die<br />
<strong>SPD</strong> wichtige Verbesserungen für den<br />
Kulturbereich <strong>und</strong> die Kulturschaffenden<br />
durchsetzen konnte – vom neuen Urheberrecht,<br />
das die Stellung <strong>der</strong> Kreativen<br />
unter den neuen digitalen Bedingungen<br />
verteidigt, über Erhalt <strong>und</strong> Weiterentwicklung<br />
<strong>der</strong> wichtigen Künstlersozialversicherung,<br />
über das Gesamtkonzept <strong>der</strong> Gedenkstättenför<strong>der</strong>ung,<br />
über die Stärkung<br />
<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Globalisierung wichtiger gewordenen<br />
Auswärtigen Kulturpolitik, über die<br />
verbesserte För<strong>der</strong>ung des Deutsche Films<br />
bis hin zur Hauptstadtkultur, u.a. mit <strong>der</strong><br />
entscheidenden Weichenstellung für das<br />
Humboldtforum, um nur einige <strong>der</strong> aus<br />
dem Koalitionsvertrag abgearbeiteten Projekte<br />
zu nennen.<br />
2. haben wir erreicht, dass im neuen Hamburger<br />
Gr<strong>und</strong>satzprogramm <strong>der</strong> <strong>SPD</strong>, das<br />
<strong>2007</strong> das Berliner Programm von 1989 ablöste,<br />
Kultur einen herausragenden Stellenwert<br />
einnimmt. Übrigens nicht nur im<br />
eigentlichen Kulturkapitel „Kultur in <strong>der</strong><br />
Ausstellungseröffnung durch Wolfgang Thierse