Das Jahrbuch der Sozialdemokratischen Partei 2007 und 2008 - SPD
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Die Vorsitzende <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft ehemals<br />
verfolgter Sozialdemokraten (AvS), Susanne<br />
Miller, verstarb im Juli <strong>2008</strong> im Alter<br />
von 93 Jahren. Susanne Miller, die selbst während<br />
<strong>der</strong> NS-Zeit ins Exil ging, widmete sich<br />
56<br />
ARBEITSGEMEINSCHAFT<br />
EHEMALS VERFOLGTE / JURISTEN<br />
Arbeitsgemeinschaft ehemals verfolgter Sozialdemokraten (AvS)<br />
über weite Strecken ihres Lebens <strong>der</strong> Erinnerung<br />
an die Sozialdemokraten <strong>und</strong> Sozialdemokratinnen,<br />
die während <strong>der</strong> Zeit des Nationalsozialismus<br />
o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> DDR wegen ihrer<br />
Zugehörigkeit zur Sozialdemokratie ver-<br />
Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Juristinnen <strong>und</strong> Juristen (ASJ)<br />
Jugendgewalt <strong>und</strong> Arbeitnehmerrechte –<br />
<strong>und</strong> immer wie<strong>der</strong> Freiheit <strong>und</strong> Sicherheit<br />
Die Große Koalition seit den Wahlen 2005<br />
geht dem Ende entgegen <strong>und</strong> hatte in <strong>der</strong> Bilanz<br />
viele rechtspolitische Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
zu bewältigen.<br />
Nach den Vorarbeiten während <strong>der</strong> zweiten<br />
rot-grünen Regierung wurde die dringend<br />
notwendige Fö<strong>der</strong>alismusreform in zwei Stufen<br />
umgesetzt: Der Staat sollte damit wie<strong>der</strong><br />
handlungsfähiger werden, die Kompetenzverteilung<br />
klarer. Dabei sind einige Kompromisse<br />
geschlossen worden, die eben nicht <strong>der</strong><br />
Klarheit dienen, son<strong>der</strong>n dem Erreichen des<br />
Verhandlungsziels: Die Beamten- <strong>und</strong> Richterbesoldung<br />
liegt bei den Län<strong>der</strong>n, die sich<br />
nun einen Verdrängungs- <strong>und</strong> Abwerbewettbewerb<br />
liefern können. Die Kompetenz für<br />
Strafvollzug liegt bei den Län<strong>der</strong>n, ebenso wie<br />
das Versammlungsrecht. <strong>Das</strong> System <strong>der</strong> Gesetzgebungskompetenzen<br />
wurde gr<strong>und</strong>legend<br />
verän<strong>der</strong>t. Es gibt keine Rahmengesetzgebung<br />
mehr. Die Län<strong>der</strong> können bei ausgewählten<br />
Materien vom B<strong>und</strong> abweichen, <strong>der</strong><br />
diese Abweichung aber auch wie<strong>der</strong> korrigieren<br />
kann, wovon die Län<strong>der</strong> wie<strong>der</strong> abweichen<br />
dürfen. Es ist zu früh, um den Erfolg<br />
dieser Reform zu bewerten; vieles hat die ASJ<br />
schon auf ihrer B<strong>und</strong>eskonferenz 2006 im<br />
Detail kritisiert. Aber auch die Reform des Finanzsystems<br />
zwischen B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Län<strong>der</strong>n ist<br />
jüngst erfolgt. Damit hat die große Koalition<br />
insofern jedenfalls ihre Aufgabe <strong>der</strong> umfassenden<br />
Verfassungsreform des Kompetenzrechts<br />
bewältigt.<br />
In <strong>der</strong> Tagespolitik <strong>der</strong> Großen Koalition<br />
dominieren für die Rechts- <strong>und</strong> Innenpolitik<br />
weiterhin die Themen Innere Sicherheit <strong>und</strong><br />
Terrorismusbekämpfung. So hat <strong>der</strong> Gesetzgeber<br />
gegen den Wi<strong>der</strong>stand <strong>der</strong> ASJ die Ermächtigung<br />
zur präventiven Online-Überwachung<br />
privater Computer in das neue BKA-<br />
Gesetz geschrieben <strong>und</strong> ihm eine Reihe weiterer<br />
Befugnisse zugebilligt. Zwar konnten in<br />
letzter Minute mit Hilfe des Landesverbands<br />
Sachsen noch einige notwendige Einschränkungen<br />
eingebaut werden. Aber es bleibt nur<br />
zu hoffen, dass die im Gesetz verankerte Evaluierung<br />
zu dem Ergebnis kommt, dass dieser<br />
tiefe Einschnitt in die Privatsphäre gemessen<br />
an Erfolgen <strong>und</strong> Resultaten <strong>der</strong> Maßnahme<br />
nicht gerechtfertigt ist.<br />
Im Berichtszeitraum hat das Jahr <strong>2007</strong> unter<br />
dem Eindruck <strong>der</strong> Programmdebatte gestanden.<br />
Die ASJ hat sich in die Debatte eingebracht,<br />
einige Anträge erfolgreich durchbringen<br />
können <strong>und</strong> ist mit dem Hamburger<br />
Programm durchaus zufrieden. Der Hamburger<br />
<strong>Partei</strong>tag im Herbst <strong>2007</strong> war insofern erfolgreich.<br />
Im Programm gibt es eine Fülle von<br />
Perspektiven, die aktuell im politischen Tagesgeschäft<br />
schon wie<strong>der</strong> unterzugehen drohen.<br />
So hatte die große Koalition <strong>2008</strong> beschlossen,<br />
den Einsatz <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr im Inneren<br />
zu polizeilichen Zwecken im Wege <strong>der</strong><br />
Amtshilfe geson<strong>der</strong>t verfassungsrechtlich zu<br />
verankern. Die ASJ hat darin den ersten<br />
Schritt zur Aufhebung <strong>der</strong> Trennung zwischen<br />
Polizei <strong>und</strong> Militär erkannt <strong>und</strong> gemeinsam<br />
mit Teilen <strong>der</strong> B<strong>und</strong>estagsfraktion<br />
<strong>und</strong> des Landesverbands Hamburg dagegen<br />
Front gemacht. Dabei war die klare Position<br />
des Hamburger Programms sehr hilfreich; das<br />
Vorhaben wurde einstweilen aufgegeben.<br />
Der B<strong>und</strong>esausschuss im Frühjahr <strong>2007</strong><br />
fand in Bremen statt; <strong>der</strong> im Herbst gemeinsam<br />
mit dem Gustav-Radbruch-Forum in<br />
Göttingen. <strong>Das</strong> Gustav-Radbruch-Forum<br />
setzte sich tiefgehend mit <strong>der</strong> Problematik<br />
von Patientenverfügung <strong>und</strong> Vorsorgevollmacht<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong>en Verbindlichkeit auseinan<strong>der</strong>.<br />
Die ASJ ist erfreut, dass vor <strong>der</strong> Sommerpause<br />
2009 <strong>der</strong> Entwurf von Joachim Stünker<br />
zu diesem Thema tatsächlich fraktionsübergreifend<br />
eine breite Mehrheit im B<strong>und</strong>estag<br />
gef<strong>und</strong>en hat.<br />
Im Frühjahr <strong>2008</strong> kam <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esausschuss<br />
in Berlin zusammen <strong>und</strong> befasste sich<br />
folgt worden sind. Susanne Miller hat über<br />
lange Jahre die Arbeit <strong>der</strong> AvS geprägt. Der<br />
Stellv. Vorsitzende <strong>der</strong> AvS, Lothar Tautz, führt<br />
nun die Geschäfte.<br />
nach längerer Zeit wie<strong>der</strong> schwerpunktmäßig<br />
mit <strong>der</strong> Thematik <strong>der</strong> Schaffung eines Arbeitsgesetzbuches.<br />
Es wurde beschlossen, eine<br />
Arbeitsgruppe in Zusammenarbeit mit dem<br />
DGB, <strong>der</strong> B<strong>und</strong>estagsfraktion <strong>und</strong> Vertretern<br />
des BAG zu bilden, um die Möglichkeiten<br />
<strong>der</strong> ASJ in diesem Bereich auszuloten <strong>und</strong><br />
ggf. Einfluss auf ein künftiges Regierungsprogramm<br />
zu nehmen.<br />
Die ASJ B<strong>und</strong>eskonferenz im Juni <strong>2008</strong> in<br />
Nürnberg fand im engen Zusammenhang<br />
mit dem Zukunftskonvent <strong>der</strong> <strong>Partei</strong> statt, an<br />
dem sich die ASJ mit einer arbeitsrechtlichen<br />
Veranstaltung beteiligte. Auf <strong>der</strong> Konferenz<br />
wurde Harald Baumann-Hasske in seinem<br />
Amt als Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> ASJ bestätigt; Stellvertreterin<br />
blieb Anke Pörksen, weiterer<br />
Stellvertreter wurde – nach Ausscheiden von<br />
Antje Draheim – Stephan Kassel. Nach <strong>der</strong><br />
neuen Richtlinie des <strong>Partei</strong>vorstandes war es<br />
möglich, den Vorstand zu erweitern, wovon<br />
die ASJ zurückhaltend Gebrauch machte <strong>und</strong><br />
ein zusätzliches Beisitzer-Mandat vergab. Als<br />
Beisitzerinnen bestätigt wurden Angela Kolb<br />
<strong>und</strong> Gabriele Krater; neu hinzu kamen Gisela<br />
Becker, Arne Schnei<strong>der</strong> <strong>und</strong> Tonio Walter.<br />
Unser langjähriges Vorstandsmitglied Joachim<br />
Teubel verließ den Vorstand. Schwerpunkt<br />
<strong>der</strong> Debatte waren Anträge zur Gewaltkriminalität<br />
von Jugendlichen; sie wurden<br />
dem Vorstand zur weiteren Bearbeitung<br />
überwiesen <strong>und</strong> mündeten in ein Positionspapier,<br />
das seit Frühjahr 2009 vorliegt <strong>und</strong> nun<br />
in <strong>der</strong> <strong>Partei</strong> breit diskutiert wird.<br />
Der B<strong>und</strong>esausschuss im Herbst <strong>2008</strong><br />
fand in Hamburg zusammen mit dem Gustav-Radbruch-Forum<br />
statt. Der B<strong>und</strong>esausschuss<br />
befasste sich mit dem „Hamburger<br />
Modell“ <strong>der</strong> ASJ Hamburg zur Juristenausbildung<br />
im Zeitalter von Bachelor <strong>und</strong> Master.<br />
<strong>Das</strong> Gustav-Radbruch-Forum unter Beteiligung<br />
<strong>der</strong> B<strong>und</strong>esministerin für Justiz, Brigitte<br />
Zypries, befasste sich mit <strong>der</strong> Problematik