Das Jahrbuch der Sozialdemokratischen Partei 2007 und 2008 - SPD
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BESCHLÜSSE & ERKLÄRUNGEN<br />
PRÄSIDIUM – PARTEIVORSTAND – PARTEIRAT – SPE – SI<br />
Sicherheit wird aber nicht nur durch die Gefahr terroristischer<br />
Anschläge bedroht. Für viele Menschen gibt es größere <strong>und</strong> konkretere<br />
Quellen von Unsicherheit: Diebstähle o<strong>der</strong> Körperverletzungen,<br />
mit denen sie im Alltag konfrontiert werden; verwahrloste Straßenzüge,<br />
die sie nach Einbruch <strong>der</strong> Dunkelheit meiden o<strong>der</strong> ein Klima <strong>der</strong><br />
Intoleranz, in dem sie es nicht mehr wagen, ihre Meinung frei zu äußern.<br />
Wir wollen, dass die Menschen im Alltag sicher sind <strong>und</strong> sich auch<br />
sicher fühlen. Die <strong>SPD</strong> steht für eine entschlossene Bekämpfung aller<br />
Kriminalitätsformen <strong>und</strong> ihrer Ursachen. Wer soziale Brennpunkte<br />
<strong>und</strong> Chancendefizite als Ursachen von Kriminalität erkennt, muss<br />
auch bei diesen Problemen ansetzen. Dies ermöglicht eine nachhaltige<br />
Kriminalitätsbekämpfung.<br />
Sicherheit ist uns auch finanziell etwas wert. Wer dagegen ständig<br />
nach Steuersenkungen ruft, muss die Frage beantworten, wie er eine<br />
angemessene <strong>und</strong> vernünftige Sicherheitspolitik finanzieren will. Unsere<br />
Sicherheitsbehörden leisten sehr gute Arbeit <strong>und</strong> Deutschland ist<br />
auch deshalb eines <strong>der</strong> sichersten Län<strong>der</strong> <strong>der</strong> Welt.<br />
Wir wollen eine offene Gesellschaft, die sich auch durch die terroristische<br />
Bedrohung nicht in autoritäre Strukturen treiben lässt. Wir<br />
wollen eine Gesellschaft, die eine Kultur <strong>der</strong> Freiheit im Alltag lebt<br />
<strong>und</strong> sich gleichzeitig entschieden gegen die Feinde <strong>der</strong> Freiheit zur<br />
Wehr setzt.<br />
Sozialdemokratische Sicherheitspolitik ist daher immer beides: Engagement<br />
für die Sicherheit <strong>und</strong> für die Freiheit!<br />
II. Unser Weg: Hart gegen Kriminalität<br />
<strong>und</strong> konsequent gegen ihre Ursachen<br />
■ Terrorismus bekämpfen, abwehren, vorbeugen<br />
Wir haben in Deutschland die Rahmenbedingungen für einen erfolgreichen<br />
Kampf gegen den Terrorismus gesetzt. Mit den Sicherheitspaketen<br />
I <strong>und</strong> II hat die sozialdemokratisch geführte B<strong>und</strong>esregierung<br />
die Voraussetzungen für die Terrorismusbekämpfung seit 2001 in allen<br />
Bereichen kontinuierlich verbessert. Die im Dezember 2004 unter<br />
dem sozialdemokratischen B<strong>und</strong>esinnenminister Otto Schily beschlossene<br />
Einrichtung des gemeinsamen Terrorismusabwehrzentrums in<br />
Berlin war ein wichtiger Schritt für eine bessere Vernetzung unserer<br />
Sicherheitsbehörden. Die Arbeit <strong>der</strong> Sicherheitsbehörden muss auch in<br />
Zukunft weiter optimiert werden. Insbeson<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong> technischen<br />
Entwicklung müssen wir auf <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> Zeit bleiben.<br />
Ein nachhaltiger Kampf gegen den Terrorismus schließt die Bekämpfung<br />
seiner Ursachen mit ein. Dazu zählt vor allem eine erfolgreiche<br />
Integrationspolitik, die allen Menschen in Deutschland die Teilhabe<br />
am sozialen <strong>und</strong> wirtschaftlichen, kulturellen <strong>und</strong> politischen<br />
Leben ermöglicht. Denn wer sich innerhalb <strong>der</strong> Gesellschaft bewegt,<br />
sich mit ihr identifiziert <strong>und</strong> sich von ihr anerkannt fühlt, <strong>der</strong> akzeptiert<br />
auch eher ihre Werte <strong>und</strong> Gesetze.<br />
Mit erfolgreicher gesellschaftlicher Integration beugen wir <strong>der</strong> Radikalisierung<br />
<strong>und</strong> Gewaltbereitschaft am nachhaltigsten vor. Eine geson<strong>der</strong>te<br />
„deutsche Leitkultur“ brauchen wir dafür nicht. Im Gr<strong>und</strong>gesetz<br />
finden wir alles, was wir an Orientierung brauchen: von <strong>der</strong> Religionsfreiheit<br />
über die Gleichheit von Mann <strong>und</strong> Frau, über Presse<strong>und</strong><br />
Meinungsfreiheit bis hin zum staatlichen Gewaltmonopol <strong>und</strong><br />
insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> absoluten Geltung <strong>der</strong> Menschenwürde.<br />
Wer mehr Sicherheit in Deutschland will muss sich auch für mehr<br />
Sicherheit in <strong>der</strong> gesamten Welt einsetzen. Gewalt, Elend <strong>und</strong> Anarchie<br />
bilden den Nährboden für Terrorismus <strong>und</strong> an<strong>der</strong>er Formen organisierter<br />
Kriminalität. Die <strong>SPD</strong> unterstützt mit ihrer Außen- <strong>und</strong> Entwicklungspolitik<br />
gefährdete Staaten bei <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>herstellung von<br />
Staatlichkeit <strong>und</strong> zivilgesellschaftlichen Strukturen. Priorität besitzen<br />
dabei für uns zivile Aufbauhilfen, nachhaltige Entwicklungsprojekte<br />
<strong>und</strong> faire wirtschaftliche Beziehungen.<br />
■ Sicherheit im Alltag garantieren<br />
Wir wollen, dass die Menschen in ihrem Alltag sicher sind <strong>und</strong> sich<br />
auch sicher fühlen. Angst vor Straftaten o<strong>der</strong> ein Unsicherheitsgefühl<br />
in bestimmten Stadtteilen beeinträchtigen die Lebensqualität <strong>und</strong> die<br />
Freiheit. <strong>Das</strong> werden wir verhin<strong>der</strong>n.<br />
Mit präsenten Sicherheitsbehörden <strong>und</strong> städtebaulichen Maßnahmen<br />
tragen wir dazu bei, dass in Städten <strong>und</strong> Gemeinden keine Angsträume<br />
entstehen. Wir nutzen die Videoüberwachung von öffentlichen<br />
Kriminalitätsschwerpunkten, um Straftaten aufzuklären <strong>und</strong> Wie<strong>der</strong>holungstaten<br />
zu verhin<strong>der</strong>n.<br />
Wir wollen eine konsequente Verfolgung aller Formen des Vandalismus.<br />
Illegales Graffiti ist keine zulässige Kunstform <strong>und</strong> die Zerstörung<br />
fremden Eigentums keine politische Artikulation. Beides ist Kriminalität<br />
<strong>und</strong> muss als solche bestraft werden.<br />
Zur Prävention gehört auch die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit politisch<br />
<strong>und</strong> religiös begründetem Extremismus. Wir bekämpfen Linksextremismus,<br />
Islamismus <strong>und</strong> Rechtsextremismus mit gleicher Konsequenz.<br />
Wir lassen es nicht zu, dass rechtsextreme Ideologen Teile Deutschlands<br />
zu „No-Go-Areas“ für An<strong>der</strong>sdenkende <strong>und</strong> Min<strong>der</strong>heiten machen.<br />
Wir wissen, dass <strong>der</strong> Kampf gegen die rechtextreme Ideologie in<br />
den Köpfen <strong>der</strong> Feinde <strong>der</strong> Freiheit nicht allein vom Staat geleistet<br />
werden kann. Auch deshalb för<strong>der</strong>n wir die vielen Kräfte in <strong>der</strong> Zivilgesellschaft,<br />
die sich für Toleranz <strong>und</strong> Demokratie einsetzen, <strong>und</strong> stellen<br />
sicher, dass ihr Engagement dauerhaft finanziert <strong>und</strong> fortgeführt<br />
wird. Daneben gilt es den organisierten Rechtsextremismus zu bekämpfen.<br />
Die <strong>SPD</strong> setzt sich weiter für ein Verbot <strong>der</strong> verfassungsfeindlichen<br />
NPD ein, ohne die weiteren Maßnahmen im Kampf gegen<br />
den Rechtsextremismus zu vernachlässigen.<br />
■ Opfer besser schützen<br />
Die Situation <strong>der</strong> Opfer von Kriminalität haben wir in das Zentrum<br />
rechtspolitischen Handelns gerückt. Opfer einer Straftat zu werden,<br />
vor allem einer Gewalttat, ist ein Erlebnis, das die Betroffenen oft noch<br />
Jahre nach <strong>der</strong> Tat schwer belastet. Die Stellung <strong>der</strong> Opfer wurde in<br />
den vergangenen zehn Jahren sozialdemokratischer Rechtspolitik erheblich<br />
gestärkt. So haben wir die Ansprüche auf Schmerzensgeld ausgebaut<br />
<strong>und</strong> die Zeugenvernehmungen für Opfer erleichtert.<br />
Für einen besseren Schutz <strong>der</strong> Bevölkerung ist es uns wichtig, Straftäter<br />
während <strong>und</strong> nach <strong>der</strong> Haft so anzuleiten, dass sie künftig keine<br />
Straftaten mehr begehen. Wir haben deshalb die Kontrolle <strong>und</strong> Nachsorge<br />
im Rahmen <strong>der</strong> Führungsaufsicht <strong>und</strong> im so genannten Maßregelvollzug<br />
verbessert <strong>und</strong> ausgebaut. Wenn sich allerdings Anhaltspunkte<br />
für die Gefährlichkeit von Straftätern erst nach ihrer Verurteilung<br />
ergeben, können heute beson<strong>der</strong>s gefährliche Straftäter zum<br />
Schutz <strong>der</strong> Allgemeinheit über das Ende ihrer Strafhaft hinaus nach<br />
umfassen<strong>der</strong> Prüfung nachträglich in Sicherungsverwahrung genommen<br />
werden.<br />
Die Rechtsstellung <strong>der</strong> Opfer von Kriminalität werden wir auch<br />
künftig stärken: wir wollen das Recht <strong>der</strong> Verletzten erweitern, für eine<br />
Nebenklage unentgeltlich einen Anwalt in Anspruch zu nehmen. Wir<br />
sorgen dafür, dass Verletzte umfassend <strong>und</strong> frühzeitig über ihre Ansprüche<br />
<strong>und</strong> über Hilfsangebote informiert werden. Müssen Opfer als<br />
Zeugen im Strafverfahren aussagen stellen wir sicher, dass sie ihre Aussage<br />
angstfrei machen können <strong>und</strong> das Erlebte vollständig <strong>und</strong> unverfälscht<br />
schil<strong>der</strong>n können. Opferschutzorganisationen leisten einen wesentlichen<br />
Beitrag dazu, dass Verletzte einer Straftat schnell <strong>und</strong> unkompliziert<br />
Hilfe <strong>und</strong> Unterstützung erhalten. Wir wollen diese Organisationen<br />
noch stärker för<strong>der</strong>n.<br />
■ Kriminalität an den Wurzeln packen<br />
Unser Kampf gegen die Kriminalität setzt an den Ursachen an. Am Beginn<br />
einer Straftat stehen vielfach ungenügende Bildungschancen,