Das Jahrbuch der Sozialdemokratischen Partei 2007 und 2008 - SPD
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den Beträge. Erstmals gilt <strong>der</strong> Schutz dann<br />
u.a. auch für Selbständige. Auf dem Konto<br />
wird ein Sockelbetrag von <strong>der</strong>zeit 985,15<br />
Euro pfändungsfrei gestellt. Der Schuldner<br />
kann so seinen an<strong>der</strong>en Zahlungsverpflichtungen,<br />
wie z.B. für Miete, weiterhin nachkommen.<br />
Wir haben die Rechte <strong>der</strong> Bahnk<strong>und</strong>en gestärkt.<br />
Bahnfahrerinnen <strong>und</strong> Bahnfahrer haben<br />
europaweit künftig erstmals verbriefte<br />
Rechte, vor allem bei Verspätungen <strong>und</strong> Zugausfällen.<br />
Es gibt Ansprüche auf Entschädigungen,<br />
die u.a. nach <strong>der</strong> Dauer <strong>der</strong> Verspätung<br />
gestaffelt werden. Noch weitergehende<br />
Regelungen gelten für den Nahverkehr, z.B.<br />
wenn nachts das Ziel nicht mehr erreicht werden<br />
kann. Künftig werden es außerdem Menschen<br />
mit Behin<strong>der</strong>ungen leichter haben, mit<br />
<strong>der</strong> Bahn zu fahren. Eisenbahnunternehmen<br />
<strong>und</strong> Bahnhofsbetreiber müssen dafür sorgen,<br />
dass <strong>der</strong> Bahnhof, die Bahnsteige, die Fahrzeuge<br />
<strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Einrichtungen auch für<br />
Personen mit eingeschränkter Mobilität zugänglich<br />
sind.<br />
Unerwünschte Telefonwerbung hat sich in<br />
den letzten Jahren zu einem die Verbraucherinnen<br />
<strong>und</strong> Verbraucher erheblich belästigenden<br />
Problem entwickelt. Außerdem werden<br />
vermehrt Fälle von „untergeschobenen“ Verträgen,<br />
insbeson<strong>der</strong>e im Zusammenhang mit<br />
Telefonwerbung, bekannt. Bereits nach geltendem<br />
Recht ist die Werbung mit Telefonanrufen<br />
rechtswidrig, wenn sie ohne Einwilligung<br />
erfolgt. Wir haben das Recht <strong>der</strong> Verbraucherinnen<br />
<strong>und</strong> Verbraucher in diesem<br />
Bereich durch das Gesetz zur besseren Bekämpfung<br />
von unerlaubter Telefonwerbung erheblich<br />
verbessert. Verbraucherinnen <strong>und</strong> Verbraucher<br />
können künftig telefonisch geschlossene<br />
Verträge generell wi<strong>der</strong>rufen. Verstöße gegen<br />
das Verbot <strong>der</strong> unerlaubten Telefonwerbung<br />
werden in Zukunft mit einem Bußgeld von<br />
bis zu 50.000 Euro geahndet. Um einen umfassenden<br />
Schutz zu gewährleisten haben wir<br />
auch die Rufnummernunterdrückung bei<br />
Werbung mittels eines Telefonanrufs verboten.<br />
Verstöße hiergegen können mit einer<br />
Geldbuße von bis zu 10.000 Euro geahndet<br />
werden. Mit <strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ung des Telekommunikationsgesetzes<br />
wurden weitere Regelungen zum<br />
Schutz vor untergeschobenen Verträgen bei<br />
<strong>der</strong> Betreibervorauswahl erlassen. Es wurden<br />
neue Preisobergrenzen bei Anrufen aus dem<br />
Mobilfunk- <strong>und</strong> Festnetz eingeführt <strong>und</strong> die<br />
Eingriffsbefugnisse <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esnetzagentur<br />
bei Verstößen gegen die Roaming-Verordnung<br />
verbessert.<br />
Der Datenschutz im privaten Geschäftsverkehr<br />
wurde deutlich verbessert: Mit dem ersten<br />
Gesetz zur Än<strong>der</strong>ung des Datenschutzgesetzes<br />
wurden erstmals konkrete Regelungen zur<br />
Tätigkeit von Auskunfteien erlassen. Die Betroffenen<br />
erhalten Informations- <strong>und</strong> Aus-<br />
BUNDESTAGSFRAKTION<br />
kunftsrechte über die gespeicherten Daten,<br />
insbeson<strong>der</strong>e von sogenannten Scoringverfahren<br />
<strong>und</strong> können eine Korrektur von falschen<br />
Daten verlangen. Durch die Einführung spezifischer<br />
Erlaubnistatbestände wird mehr<br />
Rechtssicherheit erreicht. <strong>Das</strong> zweite Gesetz<br />
zur Än<strong>der</strong>ung des Datenschutzgesetzes enthält<br />
Verbesserungen bei <strong>der</strong> Nutzung insbeson<strong>der</strong>e<br />
von K<strong>und</strong>endaten für Werbung <strong>und</strong><br />
an<strong>der</strong>e Zwecke <strong>und</strong> verbessert die Eingriffsmöglichkeiten<br />
<strong>der</strong> Datenschutzbeauftragten.<br />
Für die Auftragsdatenverarbeitung werden<br />
präzisere Vorschriften erlassen, die Strafverfolgung<br />
wird erleichtert <strong>und</strong> die Strafen verschärft.<br />
Tabakerzeugnisse dürfen nicht mehr in<br />
Zeitungen, Zeitschriften, im Internet sowie<br />
im Hörfunk beworben werden. Dies bestimmt<br />
das Gesetz zur Än<strong>der</strong>ung des Vorläufigen<br />
Tabakgesetzes. Untersagt sind auch das Sponsoring<br />
bei Veranstaltungen mit Fernsehübertragung<br />
sowie das kostenlose Verteilen von<br />
Tabakprodukten. Durch dieses Gesetz wird<br />
eine entsprechende Richtlinie <strong>der</strong> EU zur Angleichung<br />
<strong>der</strong> Rechts- <strong>und</strong> Verwaltungsvorschriften<br />
<strong>der</strong> Mitgliedstaaten über Werbung<br />
<strong>und</strong> Sponsoring von Tabakerzeugnissen umgesetzt.<br />
Im Gentechnikrecht haben wir mehrere<br />
Än<strong>der</strong>ungen vorgenommen. Anfang 2006<br />
haben wir das Dritte Gesetz zur Än<strong>der</strong>ung des<br />
Gentechnikgesetzes beschlossen. <strong>Das</strong> Gesetz<br />
dient <strong>der</strong> vollständigen Umsetzung <strong>der</strong> europäischen<br />
Freisetzungsrichtlinie. Die EU-<br />
Richtlinie aus dem Jahr 2001 regelt die Freisetzung<br />
genetisch verän<strong>der</strong>ter Organismen<br />
(GVO) zu Erprobungs- o<strong>der</strong> Forschungszwecken.<br />
Sie gilt auch für das Inverkehrbringen<br />
gentechnisch verän<strong>der</strong>ter Organismen.<br />
Mit dem Vierten Gesetz zur Än<strong>der</strong>ung des<br />
Gentechnikgesetzes wurden <strong>2007</strong> verantwortbare<br />
Erleichterungen für die Forschung <strong>und</strong><br />
Anwendung <strong>der</strong> Gentechnik in Deutschland<br />
beschlossen, wobei <strong>der</strong> Schutz von Mensch<br />
<strong>und</strong> Umwelt oberstes Ziel bleibt <strong>und</strong> Wahlfreiheit<br />
von Landwirten <strong>und</strong> Verbrauchern<br />
sowie die Koexistenz <strong>der</strong> unterschiedlichen<br />
Bewirtschaftungsformen gewährleistet wird.<br />
Die Haftungsregelung bleibt unverän<strong>der</strong>t bestehen<br />
<strong>und</strong> das öffentlich einsehbare Standortregister<br />
erhalten. Durch eine neue Regelung<br />
zur Kennzeichnung von Produkten<br />
„ohne Gentechnik“ können Verbraucher<br />
künftig erkennen, dass die Lebensmittel ohne<br />
Gentechnik hergestellt wurden <strong>und</strong> die Tiere<br />
gentechnikfreies Futter bekommen haben.<br />
30 Prozent aller Ges<strong>und</strong>heitskosten gehen<br />
auf ernährungsbedingte Krankheiten zurück.<br />
Mit dem von <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung vorgestellten<br />
Nationalen Aktionsplan will die B<strong>und</strong>esregierung<br />
bis 2020 das Ernährungs- <strong>und</strong> Bewegungsverhalten<br />
<strong>der</strong> Bevölkerung verbessern<br />
<strong>und</strong> die Zahl Übergewichtiger insgesamt ver-<br />
ringern. Die B<strong>und</strong>esregierung verabschiedete<br />
Eckpunkte zum Thema „Ges<strong>und</strong>e Ernährung<br />
<strong>und</strong> Bewegung – Schlüssel für mehr Lebensqualität“.<br />
Diese Eckpunkte bilden die Gr<strong>und</strong>lage<br />
für den Aktionsplan „IN FORM – Deutschlands<br />
Initiative für ges<strong>und</strong>e Ernährung <strong>und</strong> mehr<br />
Bewegung“, <strong>der</strong> im Juni <strong>2008</strong> vorgestellt wurde.<br />
Zur Umsetzung des Plans stellen das Verbraucherschutz-<br />
<strong>und</strong> das Ges<strong>und</strong>heitsministerium<br />
für die kommenden drei Jahre zusammen<br />
insgesamt 45 Millionen Euro zur Verfügung.<br />
Landwirtschaft <strong>und</strong> Verbraucherschutz<br />
sind eng miteinan<strong>der</strong> verwoben. Land- <strong>und</strong><br />
Forstwirte sind nicht nur Produzenten von<br />
Nahrungsmitteln, Rohstoffen <strong>und</strong> Energie,<br />
sie spielen auch eine zentrale Rolle bei <strong>der</strong><br />
Entwicklung des ländlichen Raumes. Mit <strong>der</strong><br />
Agrarreform haben wir den ländlichen Raum<br />
gestärkt <strong>und</strong> neue Spielräume für unternehmerische<br />
Entscheidungen eröffnet. In <strong>der</strong><br />
Landwirtschaft wird nicht mehr die Produktion<br />
einzelner Erzeugnisse geför<strong>der</strong>t, son<strong>der</strong>n<br />
die vielfältigen Leistungen <strong>der</strong> Landwirtschaft<br />
durch einheitliche Flächenprämien. Eine<br />
standortangepasste Erzeugung, die den Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> Umwelt, des Tierschutzes<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> Nahrungsmittelsicherheit Rechnung<br />
trägt, bleibt unser Ziel. Nachdem gr<strong>und</strong>legende<br />
Entscheidungen dazu bereits 2003 getroffen<br />
<strong>und</strong> 2005 für den größten Teil <strong>der</strong><br />
Ackerflächen umgesetzt worden waren, folgten<br />
in dieser Legislaturperiode weitere Reformen<br />
bei Zucker (2006), Obst <strong>und</strong> Gemüse<br />
(<strong>2007</strong>) sowie Wein (<strong>2008</strong>). In allen Bereichen<br />
werden staatliche Interventionsmaßnahmen<br />
zurückgeführt, Angebot <strong>und</strong> Nachfrage in ein<br />
besseres Gleichgewicht gebracht <strong>und</strong> die<br />
Möglichkeiten <strong>der</strong> Erzeuger gestärkt, mit eigenen<br />
Maßnahmen auf Verän<strong>der</strong>ungen im<br />
Markt reagieren zu können. Einkommenseinbußen,<br />
insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Zuckerrübenerzeuger<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> Erzeuger von Obst <strong>und</strong> Gemüse,<br />
werden durch Direktzahlungen teilweise aufgefangen,<br />
so dass eine auch sozial verträgliche<br />
Umstrukturierung ermöglicht wird. Im<br />
Weinsektor wurden zahlreiche Vorschriften<br />
zur Verbesserung <strong>der</strong> Qualität <strong>und</strong> im Bezeichnungsrecht<br />
erlassen.<br />
Mehr Eigenverantwortlichkeit <strong>der</strong> Marktbeteiligten,<br />
eine höhere Transparenz über das<br />
Marktgeschehen, eine deutliche Vereinfachung<br />
<strong>und</strong> Entbürokratisierung bei Rechts<strong>und</strong><br />
Verwaltungsvorschriften brachte das<br />
Fleischgesetz <strong>2007</strong>.<br />
Durch das Zweite Gesetz zur Än<strong>der</strong>ung des<br />
Pflanzenschutzgesetzes haben wir 2006 eine<br />
Rechtslücke geschlossen <strong>und</strong> mehr Rechtssicherheit<br />
im Umgang mit Pflanzenschutzmitteln<br />
geschaffen: Mittel, die in einem an<strong>der</strong>en<br />
Mitgliedstaat <strong>der</strong> EU bzw. des Europäischen<br />
Wirtschaftsraums zugelassen sind <strong>und</strong> mit einem<br />
in Deutschland zugelassenen Mittel<br />
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