Das Jahrbuch der Sozialdemokratischen Partei 2007 und 2008 - SPD
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Die Bekämpfung des Klimawandels ist eine<br />
<strong>der</strong> zentralen Herausfor<strong>der</strong>ungen unserer<br />
Zeit. <strong>Das</strong> Fortschreiten <strong>der</strong> klimatischen Verän<strong>der</strong>ungen<br />
wird zunehmend als ernsthaftes,<br />
langfristiges Problem wahrgenommen, das alle<br />
Menschen betrifft. Im Hinblick auf den weltweit<br />
drastisch zunehmenden Energiebedarf<br />
sind eine enge Verknüpfung von Energie- <strong>und</strong><br />
Klimapolitik sowie die genaue Prüfung ihrer<br />
Auswirkungen auf alle gesellschaftlichen Bereiche<br />
unerlässlich. Der massive Einsatz fossiler<br />
Energieträger (Erdöl, Erdgas, Kohle) ist die<br />
Hauptursache für den vom Menschen verursachten<br />
Klimawandel, da dabei CO 2-Emissionen<br />
frei gesetzt werden, die zum Treibhauseffekt<br />
beitragen. Auch künftig brauchen wir<br />
ausreichend Energie, ohne jedoch die Umwelt<br />
<strong>und</strong> das Klima weiter zu schädigen. Die EU<br />
ist in den letzten beiden Jahren erneut ihrer<br />
Vorbildfunktion für den weltweiten Klimaschutz<br />
gerecht geworden <strong>und</strong> hat im Dezember<br />
<strong>2008</strong> das zukunftsweisende Klimapaket<br />
beschlossen. Bis dahin war es ein langer <strong>und</strong><br />
beschwerlicher Weg. Angesichts <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />
Erkenntnisse über den Klimawandel<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> rapide zunehmenden Er<strong>der</strong>wärmung<br />
bestand hoher Zeitdruck, neue<br />
Maßstäbe im Bereich des Klimaschutzes zu<br />
setzen. Außerdem mussten ehrgeizige europäische<br />
Ziele definiert werden, um die USA<br />
sowie an<strong>der</strong>e Industriestaaten <strong>und</strong> Schwellenlän<strong>der</strong><br />
wie China <strong>und</strong> Indien für ein ambitioniertes<br />
Kyoto-Nachfolgeabkommen zu gewinnen.<br />
Die <strong>SPD</strong>-Abgeordneten im Europäischen<br />
Parlament haben sich gemeinsam mit<br />
<strong>der</strong> SPE-Fraktion für eine zügige Verabschiedung<br />
des Klimapaketes noch unter französischer<br />
Ratspräsidentschaft eingesetzt. Ohne<br />
den vernünftigen Verzicht auf eine zweite o<strong>der</strong><br />
sogar dritte Lesung im Parlament wären die<br />
neuen Regelungen mit großer Wahrscheinlichkeit<br />
nicht mehr in <strong>der</strong> letzten Legislaturperiode<br />
zustande gekommen, son<strong>der</strong>n frühestens<br />
Mitte 2010. <strong>Das</strong> Klimapaket ist in erster<br />
Linie ein bedeuten<strong>der</strong> Fortschritt für den Ausbau<br />
erneuerbarer Energien, für saubere Neuwagen<br />
sowie die geologische Speicherung von<br />
CO 2. Die Europäische Union zählt nun weltweit<br />
zu einer <strong>der</strong> innovativsten Regionen mit<br />
„grüner Technologie“, in <strong>der</strong> ökologisch sinnvolle<br />
Industriepolitik betrieben wird – maßgeblich<br />
geprägt von sozialdemokratischen<br />
Prinzipien: Arbeitsplätze werden gesichert<br />
<strong>und</strong> die Wettbewerbsfähigkeit <strong>der</strong> Europäischen<br />
Union deutlich gestärkt.<br />
228<br />
EUROPA<br />
DIE <strong>SPD</strong>-ABGEORDNETEN IM EUROPÄISCHEN PARLAMENT<br />
Die <strong>SPD</strong>-Abgeordneten im Europäischen Parlament<br />
Schwerpunkte unserer Arbeit<br />
Europäische Klima- <strong>und</strong> Energiepolitik <strong>2007</strong>–<strong>2008</strong><br />
Erneuerbare Energien<br />
Ob im Verkehr, bei den privaten Haushalten<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Verstromung: Energie aus Kohle, Gas<br />
<strong>und</strong> Öl sind die Hauptverursacher des vom<br />
Menschen gemachten Klimawandels. Es ist<br />
daher ein bahnbrechen<strong>der</strong> Erfolg, dass bis<br />
2020 <strong>der</strong> CO 2-Ausstoß <strong>der</strong> EU um 20 Prozent<br />
reduziert <strong>und</strong> <strong>der</strong> Anteil umweltfre<strong>und</strong>licher,<br />
erneuerbarer Energiequellen auf 20 Prozent<br />
angehoben wird. Außerdem soll <strong>der</strong> Anteil von<br />
Biokraftstoffen am gesamten Benzin- <strong>und</strong> Dieselverbrauch<br />
<strong>der</strong> EU auf mindestens 10 Prozent<br />
erhöht werden. Durch diese Än<strong>der</strong>ungen<br />
lassen sich zwischen 600 <strong>und</strong> 900 Millionen<br />
Tonnen CO 2 pro Jahr einsparen. Neben Maßnahmen,<br />
die die Mitgliedstaaten auf nationaler<br />
Ebene in den Bereichen Strom <strong>und</strong> Transport<br />
ergreifen müssen, haben sie auch verbesserte<br />
Möglichkeiten zur Kooperation. Aus sozialdemokratischer<br />
Sicht ist die Aufnahme von Sozialstandards<br />
bei <strong>der</strong> Biotreibstoffproduktion<br />
ein beson<strong>der</strong>er Erfolg. Zusätzlich zu den ökologischen<br />
Vorgaben müssen künftig soziale<br />
Kriterien als Messlatte angelegt werden.<br />
Emissionshandel<br />
Die sozialdemokratischen Abgeordneten im<br />
Europäischen Parlament haben sich intensiv<br />
für den im Emissionshandel (ETS) bestehenden<br />
Kompromiss zwischen den Klimaschutzzielen,<br />
dem Schutz <strong>der</strong> europäischen Industrie<br />
<strong>und</strong> dem Schutz <strong>der</strong> Arbeitsplätze stark<br />
gemacht. Mit entsprechendem Erfolg. Die<br />
gr<strong>und</strong>legende Idee des Handels mit Emissionszertifikaten<br />
besteht darin, den durch<br />
Emissionen verursachten Kosten einen bestimmten<br />
Preis zu geben. Auf diese Weise<br />
können Umweltsün<strong>der</strong> <strong>und</strong> Großemittenten<br />
zur Kasse gebeten werden. Anfänglich erfolgt<br />
die Zuteilung <strong>der</strong> Emissionszertifikate zum<br />
Teil noch kostenlos. Sind die Emissionen eines<br />
Unternehmens höher als es die zugeteilten<br />
Zertifikate gestatten, muss das betroffene Unternehmen<br />
an <strong>der</strong> Börse nachkaufen. Die<br />
Europäische Sozialpolitik<br />
Auch wenn <strong>der</strong> Ministerrat in <strong>der</strong> Vergangenheit<br />
immer wie<strong>der</strong> wichtige Gesetze<br />
blockiert o<strong>der</strong> verän<strong>der</strong>t hat (wie z.B. bei<br />
<strong>der</strong> Mitnahmemöglichkeit von Betriebsrenten<br />
o<strong>der</strong> jüngst bei den Verhandlungen zur<br />
freie Zuteilung <strong>der</strong> Zertifikate läuft in den<br />
nächsten Jahren Schritt für Schritt aus. Ab<br />
2020 können sie dann nur noch ersteigert<br />
werden. Ausnahmen bestehen lediglich für<br />
beson<strong>der</strong>s energieintensive Sektoren, bei denen<br />
ein Verlagerungsrisiko in Drittstaaten besteht.<br />
Sehr erfreulich ist, dass ein Großteil <strong>der</strong><br />
Einnahmen durch den Verkauf <strong>der</strong> Zertifikate<br />
dem Klimaschutz zugutekommt. Außerdem<br />
werden Investitionen in umweltfre<strong>und</strong>liche<br />
Technologien massiv geför<strong>der</strong>t.<br />
Saubere Neuwagen<br />
Der zwischen den Mitgliedstaaten <strong>und</strong> dem<br />
Europäischen Parlament erarbeitete Kompromiss<br />
sieht vor, den CO 2-Ausstoß von Personenkraftwagen<br />
Schritt für Schritt zu senken.<br />
Schon 2012 sollen die CO 2-Emissionen von<br />
Neufahrzeugen durchschnittlich nur noch<br />
120 g CO 2 pro Kilometer betragen. Dieser<br />
Wert muss 2012 von 65 Prozent <strong>der</strong> Neuwagen<br />
erfüllt werden, 2013 von 75 Prozent, 2014 von<br />
80 Prozent <strong>und</strong> ab 2015 von allen. 2020 dürfen<br />
Neuwagen im Schnitt nur noch 95 g CO 2<br />
pro km ausstoßen. Aus sozialdemokratischer<br />
Perspektive ist beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> sogenannte „Innovationsbonus“<br />
für Niedrigemissionsfahrzeuge<br />
erfreulich: Je mehr Null- o<strong>der</strong> Niedrigemissionsfahrzeuge<br />
ein Autohersteller anbietet,<br />
desto größer ist <strong>der</strong> Faktor, den er auf seinen<br />
Flottendurchschnittswert an CO 2-Emissionen<br />
anrechnen lassen kann. Dies ist nicht nur eine<br />
beson<strong>der</strong>e Chance für Unternehmen, möglichst<br />
schnell bezahlbare <strong>und</strong> klimafre<strong>und</strong>liche<br />
Fahrzeuge anbieten <strong>und</strong> verkaufen zu können,<br />
son<strong>der</strong>n erhöht auch die Wettbewerbsfähigkeit<br />
des gesamten Automobilsektors in Europa.<br />
CO 2 im Boden speichern<br />
Die CO 2-Speicherung kann in den nächsten<br />
Jahrzehnten eine wichtige Rolle spielen, um<br />
die international vereinbarten Reduktionsziele<br />
zu erreichen. Mit <strong>der</strong> sogenannten Abscheidung<br />
<strong>und</strong> Speicherung von Kohlenstoffdioxid<br />
(CCS) soll es ermöglicht werden, klimaschädliches<br />
Kohlenstoffdioxid abzutrennen<br />
<strong>und</strong> dauerhaft unterirdisch zu speichern, so<br />
dass es nicht in die Atmosphäre gelangen<br />
kann. Bis 2016 soll europaweit <strong>der</strong> Bau <strong>und</strong><br />
die Inbetriebnahme von zwölf Demonstrationskraftwerken<br />
mit neuer Technologie unterstützt<br />
werden.<br />
EU-Arbeitszeitrichtlinie), haben wir als Sozialdemokratinnen<br />
<strong>und</strong> Sozialdemokraten im<br />
Europäischen Parlament stets klare Vorgaben<br />
für die Zukunft des Europäischen Sozialmodells<br />
<strong>und</strong> die Stärkung <strong>der</strong> Wettbewerbs-