Das Jahrbuch der Sozialdemokratischen Partei 2007 und 2008 - SPD
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BESCHLÜSSE & ERKLÄRUNGEN<br />
PRÄSIDIUM – PARTEIVORSTAND – PARTEIRAT – SPE – SI<br />
Die Würde <strong>der</strong> Arbeit muss gewahrt bleiben. Wir wollen Gute Arbeit!<br />
Denn nur Gute Arbeit schafft sozialen Zusammenhalt.<br />
Gute Arbeit heißt:<br />
Gerechte Bezahlung <strong>und</strong> Mindestlöhne<br />
Die Arbeitnehmerinnen <strong>und</strong> Arbeitnehmer sind die Leistungsträger unseres<br />
Landes. Sie müssen angemessen am wirtschaftlichen Erfolg beteiligt<br />
werden. Denn Leistung muss sich lohnen, beson<strong>der</strong>s für die Menschen,<br />
die von ihrer Arbeit leben. Angesichts <strong>der</strong> Turbulenzen auf den<br />
internationalen Finanzmärkten ist die Stabilisierung unserer Konjunktur<br />
durch eine Stärkung <strong>der</strong> Binnennachfrage angezeigt. Die Abschlüsse<br />
<strong>der</strong> vergangenen Lohn- <strong>und</strong> Gehaltsr<strong>und</strong>en sind ein gutes Signal.<br />
Wir sind auf einem guten Weg, Mindestlöhne überall dort durchzusetzen,<br />
wo es nötig ist. Über das Arbeitnehmer-Entsendegesetz besteht<br />
nun die Chance, die Zahl <strong>der</strong> Beschäftigten, die von Mindestlöhnen<br />
profitieren, auf 3,4 Millionen nahezu zu verdoppeln. Mit dem reformierten<br />
Mindestarbeitsbedingungengesetz werden weitere hinzukommen.<br />
Frauen werden davon beson<strong>der</strong>s profitieren, weil sie gut 70<br />
Prozent <strong>der</strong> Beschäftigten im Niedriglohnsektor stellen. Vielfach erzielen<br />
sie selbst bei Vollzeitbeschäftigung einen Lohn, <strong>der</strong> nicht Existenz<br />
sichernd ist. Unser Ziel bleibt <strong>der</strong> gesetzliche Mindestlohn, wie ihn<br />
Kurt Beck <strong>und</strong> das Land Rheinland-Pfalz gemäß dem mit den Gewerkschaften<br />
im <strong>SPD</strong>-Gewerkschaftsrat vereinbarten Modell über den<br />
B<strong>und</strong>esrat initiiert haben.<br />
Gute Arbeit heißt:<br />
Gleicher Lohn für gleiche Arbeit<br />
Mit dem Beschäftigungsaufbau hat auch die Zahl <strong>der</strong> Leiharbeitnehmerinnen<br />
<strong>und</strong> Leiharbeitnehmer deutlich zugenommen. Zeitarbeit<br />
soll eine Brücke in reguläre Beschäftigung sein. Sie soll ein Instrument<br />
sein, um Auftragsspitzen zu bewältigen. In zunehmendem Maße wird<br />
sie jedoch für Lohndumping <strong>und</strong> Tarifflucht missbraucht. Deshalb<br />
wollen wir die Einbeziehung <strong>der</strong> Zeitarbeitsbranche in das Arbeitnehmer-Entsendegesetz<br />
<strong>und</strong> die Ausweitung des vom DGB abgeschlossenen<br />
Mindestlohn-Tarifvertrages auf die gesamte Branche. Darüber hinaus<br />
müssen nach einer angemessenen Einarbeitungszeit ohne Ausnahme<br />
für Beschäftigte in Leiharbeit die gleiche Bezahlung <strong>und</strong> die<br />
gleichen Arbeitsbedingungen gelten wie für die Stammbelegschaft.<br />
Noch immer verdienen Frauen im Durchschnitt über zwanzig Prozent<br />
weniger als Männer, <strong>der</strong> Lohnrückstand nimmt im Laufe des Berufslebens<br />
zu <strong>und</strong> ist bei älteren Frauen am größten. Die Ursachen sind<br />
vielfältig, aber nicht unabän<strong>der</strong>lich. Es muss <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>satz gleicher<br />
Lohn für gleiche Arbeit gelten. Gleichwertige Arbeit muss gleich bezahlt<br />
werden. Dies muss endlich angepackt werden, auch von den Tarifparteien.<br />
Dies ist ein Gebot <strong>der</strong> Gerechtigkeit sowie Voraussetzung<br />
für eigenständige Existenz <strong>und</strong> soziale Absicherung im Alter.<br />
Gute Arbeit heißt:<br />
Reguläre Beschäftigung stärken<br />
Wir wollen sozial abgesicherte <strong>und</strong> unbefristete Beschäftigung stärken.<br />
Solche regulären Arbeitsverhältnisse bieten den Menschen ausreichend<br />
Sicherheit, stärken die Finanzierungsgr<strong>und</strong>lagen unseres Sozialstaates<br />
<strong>und</strong> verbessern die Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes.<br />
Gute Arbeit heißt:<br />
Sichere Arbeitnehmerrechte<br />
Wir stärken die Teilhabe <strong>der</strong> Arbeitnehmerinnen <strong>und</strong> Arbeitnehmer<br />
durch die gesetzliche Absicherung <strong>der</strong> Mitbestimmung auf gleicher<br />
Augenhöhe. Die Tarifautonomie <strong>und</strong> <strong>der</strong> Flächentarifvertrag sind von<br />
zentraler Bedeutung für den Erhalt von guten Standards im Arbeitsleben.<br />
Der gesetzliche Kündigungsschutz schützt die Beschäftigten vor<br />
Willkür. Dies steht für uns nicht zur Disposition.<br />
Gute Arbeit heißt:<br />
Respekt vor Lebensleistung <strong>und</strong> För<strong>der</strong>ung<br />
des gleitenden Übergangs in den Ruhestand<br />
Wer Jahrzehnte hart gearbeitet hat, verdient Respekt <strong>und</strong> Anerkennung.<br />
Ältere Arbeitnehmerinnen <strong>und</strong> Arbeitnehmer haben viel Erfahrung,<br />
auf die wir nicht verzichten können. Ausgrenzung ist zu verhin<strong>der</strong>n.<br />
Deshalb, müssen wir die Erwerbsbeteiligung Älterer för<strong>der</strong>n. Alternsgerechtes<br />
Arbeiten bedeutet für uns, die Chance auf möglichst<br />
lange Erwerbstätigkeit zu erhöhen <strong>und</strong> Möglichkeiten für einen gleitenden<br />
Übergang in den Ruhestand zu bieten. Dazu werden wir die<br />
För<strong>der</strong>ung über die Altersteilzeit <strong>und</strong> Teilrentenmodelle weiter entwickeln.<br />
Respekt vor Lebensleistung heißt aber auch, im Falle <strong>der</strong> Arbeitslosigkeit<br />
langjährige Beitragszahlung anzuerkennen. Deshalb haben<br />
wir die Bezugszeit des Arbeitslosengeldes für Ältere verlängert.<br />
Gute Arbeit heißt:<br />
Mehr Chancen auf Qualifizierung<br />
Die Arbeitswelt verän<strong>der</strong>t sich rasant. Die Anfor<strong>der</strong>ungen an die Beschäftigten<br />
werden höher. Weiterbildung <strong>und</strong> Qualifizierung spielen<br />
eine größere Rolle. Gute Arbeit muss die Weiterbildung stärken, damit<br />
die Gefahr <strong>der</strong> Arbeitslosigkeit gesenkt <strong>und</strong> die Innovationskraft <strong>der</strong><br />
Unternehmen verbessert wird. Weiterbildung stärkt zudem die Chancen<br />
<strong>der</strong> Beschäftigten auf beruflichen Aufstieg. Wir wollen die Arbeitslosenversicherung<br />
zu einer Arbeitsversicherung weiter entwickeln, in<br />
<strong>der</strong> Qualifizierung, die För<strong>der</strong>ung beruflichen Aufstiegs <strong>und</strong> <strong>der</strong> Erhalt<br />
<strong>der</strong> Beschäftigungsfähigkeit zentrale Elemente sind.<br />
Wir rufen die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozialdemokratischen</strong> <strong>Partei</strong> Deutschlands<br />
auf, gemeinsam mit ihren Gewerkschaften am 1. Mai <strong>2008</strong> für<br />
Gute Arbeit <strong>und</strong> soziale Gerechtigkeit zu demonstrieren.<br />
<strong>Partei</strong>vorstand/<strong>Partei</strong>rat, 21. April <strong>2008</strong><br />
Konzept zur Bahnreform<br />
„Der <strong>Partei</strong>vorstand <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Partei</strong>rat stimmen dem von <strong>der</strong> Arbeitsgruppe<br />
Bahnreform entwickelten Konzept <strong>und</strong> Strukturmodell zur<br />
Zukunft <strong>der</strong> Deutschen Bahn zu.<br />
Damit ist klar:<br />
■ Mit uns wird es keine Zerschlagung <strong>der</strong> DB AG geben. Wir halten<br />
am integrierten Konzern <strong>und</strong> damit auch am konzerninternen Arbeitsmarkt<br />
fest. Eine Privatisierung <strong>der</strong> DB AG (Holding) lehnen<br />
wir ab.<br />
■ Der B<strong>und</strong> darf in <strong>der</strong> Wahrnehmung seiner Eigentumsrechte nicht<br />
eingeschränkt werden. Er muss die Verantwortung für die Ausgestaltung<br />
<strong>der</strong> <strong>Das</strong>einsvorsorge behalten, um seinem im Gr<strong>und</strong>gesetz<br />
fixierten Auftrag gerecht zu werden.<br />
■ Private Investoren dürfen keinen Zugriff auf die Kernaufgaben <strong>der</strong><br />
DB AG ausüben. Hierzu gehört nicht nur die Infrastruktur, son<strong>der</strong>n<br />
auch die Sicherstellung eines Personennah- <strong>und</strong> Fernverkehrs<br />
mit vernünftiger Vertaktung.<br />
Wir lehnen eine über die 24,9 % hinausgehende Beteiligung privater<br />
Investoren an <strong>der</strong> Betriebsgesellschaft VuL AG konsequent ab. Die