Das Jahrbuch der Sozialdemokratischen Partei 2007 und 2008 - SPD
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<strong>Partei</strong>vorstand, 29. Januar <strong>2007</strong><br />
254<br />
BESCHLÜSSE & ERKLÄRUNGEN<br />
PRÄSIDIUM – PARTEIVORSTAND – PARTEIRAT – SPE – SI<br />
Erklärung zur deutschen<br />
G8-Präsidentschaft:<br />
Für eine gerechte, solidarische<br />
<strong>und</strong> lebenswerte Welt<br />
Deutschland hat am 1. 1. <strong>2007</strong> für ein Jahr den Vorsitz <strong>der</strong> G8 übernommen.<br />
Im Mittelpunkt <strong>der</strong> Präsidentschaft <strong>und</strong> des Gipfels <strong>der</strong> acht<br />
Staats- <strong>und</strong> Regierungschefs in Heiligendamm vom 6. bis 8. Juni <strong>2007</strong><br />
werden die Ausgestaltung <strong>der</strong> globalisierten Weltwirtschaft <strong>und</strong> die<br />
Entwicklung Afrikas stehen.<br />
Deutschland hat sich als Motto für die G8-Präsidentschaft „Wachstum<br />
<strong>und</strong> Verantwortung“ gegeben.<br />
Die Globalisierung schafft Wachstum <strong>und</strong> Zukunftsperspektiven<br />
für die Menschen in reichen <strong>und</strong> armen Län<strong>der</strong>n. Dieses Wachstum in<br />
den Industrie-, Schwellen- <strong>und</strong> Entwicklungslän<strong>der</strong>n muss umweltgerecht,<br />
nachhaltig <strong>und</strong> beschäftigungswirksam sein. Dies ist eine wichtige<br />
Voraussetzung, das Ziel <strong>der</strong> Halbierung <strong>der</strong> weltweiten Armut bis<br />
2015 zu erreichen sowie bei <strong>der</strong> Bekämpfung von behandelbaren<br />
Krankheiten <strong>und</strong> von gewaltsamen Konflikten voranzukommen.<br />
Für die politische, wirtschaftliche <strong>und</strong> soziale Ausgestaltung <strong>der</strong><br />
Globalisierung tragen die Län<strong>der</strong> <strong>der</strong> G8 eine große Verantwortung. In<br />
<strong>der</strong> Frage <strong>der</strong> gerechten Gestaltung <strong>der</strong> Rahmenbedingungen <strong>der</strong> Globalisierung<br />
müssen die G8 als führende Wirtschaftsnationen international<br />
eine Vorreiterrolle spielen, damit alle Menschen von <strong>der</strong> fortschreitenden<br />
Globalisierung profitieren.<br />
Flankierend dazu müssen die Län<strong>der</strong> <strong>der</strong> G8 auch den Dialog mit<br />
den Schwellenlän<strong>der</strong>n suchen, um die Initiativen auf eine breitere Basis<br />
zu stellen.<br />
Wir werden die deutsche G8-Präsidentschaft dazu nutzen, klare sozialdemokratische<br />
Schwerpunkte zu setzen <strong>und</strong> Initiativen für eine gerechte,<br />
solidarische <strong>und</strong> lebenswerte Welt zu ergreifen. Wir nehmen<br />
diese Verantwortung an.<br />
1. Kräfte für eine soziale Welt bündeln:<br />
Standortkonkurrenz zwischen Wirtschaftsräumen darf nicht zum weltweiten<br />
Druck auf Löhne, zu schlechteren Arbeitsbedingungen <strong>und</strong> Sozialleistungen<br />
führen. Um die Rechte <strong>der</strong> Arbeitnehmerinnen <strong>und</strong> Arbeitnehmer<br />
in <strong>der</strong> globalisierten Weltwirtschaft auch international zu<br />
verteidigen, treten wir dafür ein, die Agenda für menschenwürdige Arbeit<br />
<strong>der</strong> Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zu stärken. Wesentliche<br />
Bestandteile <strong>der</strong> Agenda sind die weltweite Durchsetzung <strong>der</strong><br />
Kernarbeitsnormen, die Einführung sozialer Sicherungssysteme, die<br />
Stärkung des sozialen Dialogs zwischen den Sozialpartnern <strong>und</strong> die<br />
Bereitstellung von menschenwürdigen Beschäftigungsmöglichkeiten<br />
mit ausreichendem Einkommen. Wir treten dafür ein, dass diese nicht<br />
nur in <strong>der</strong> ILO, son<strong>der</strong>n auch im Regelwerk <strong>der</strong> Welthandelsorganisation<br />
WTO verankert werden. Um diese Ziele zu verwirklichen, ist die<br />
Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften überall in <strong>der</strong> Welt unverzichtbar.<br />
2. Mehr Transparenz auf den Finanz- <strong>und</strong> Kapitalmärkten:<br />
Die internationalen Finanzmärkte haben im Zuge <strong>der</strong> Globalisierung<br />
<strong>und</strong> Liberalisierung <strong>der</strong> Kapitalströme zunehmend an Bedeutung für<br />
die stetige wirtschaftliche Entwicklung insbeson<strong>der</strong>e in den Schwellenlän<strong>der</strong>n<br />
gewonnen. Ein immer größeres Gewicht haben in den letzten<br />
Jahren Hedge Fonds erlangt. Wir unterstützen das Anliegen des B<strong>und</strong>esministers<br />
<strong>der</strong> Finanzen, in <strong>der</strong> deutschen G7/8 Präsidentschaft eine<br />
internationale Debatte über die von Hedge Fonds ausgehenden poten-<br />
ziellen Risiken zu beginnen <strong>und</strong> dabei das Erfor<strong>der</strong>nis einer größeren<br />
Transparenz in den Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> zu stellen.<br />
3. Klimawandel abwenden –<br />
Erneuerbare Energien <strong>und</strong> Energieeffizienz för<strong>der</strong>n:<br />
Energie ist ebenso wie Luft, Wasser <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e natürliche Ressourcen<br />
Lebensgr<strong>und</strong>lage unserer Zivilisation. Der leichtfertige Umgang mit<br />
Energie <strong>und</strong> Ressourcen hat keine Zukunft mehr. Die Natur reagiert<br />
auf menschliche Einflüsse. Der Klimawandel gehört zu den größten<br />
globalen Gefahren. <strong>Das</strong> weltweite Wachstum des Energiebedarfs <strong>und</strong><br />
die Zunahme des Naturverbrauchs machen rasches Umsteuern zwingend<br />
erfor<strong>der</strong>lich. Ein Nichthandeln hätte nicht nur ökologische, son<strong>der</strong>n<br />
auch verheerende wirtschaftliche <strong>und</strong> soziale Folgen.<br />
■ Es gilt, Wege aufzuzeigen, wie die globalen Emissionen begrenzt<br />
<strong>und</strong> dann deutlich gesenkt werden können, um gefährliche Klimaän<strong>der</strong>ungen<br />
zu verhin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Anpassungen an den Klimawandel<br />
zu ermöglichen. Wir treten dafür ein, den multilateralen klimapolitischen<br />
Ordnungsrahmen <strong>der</strong> Klimarahmenkonvention <strong>und</strong> des<br />
Kyoto-Protokolls fortzuentwickeln.<br />
■ Gleichzeitig unterstützen wir die Initiativen des B<strong>und</strong>esumweltministers<br />
zu Energieeffizienz <strong>und</strong> erneuerbaren Energien mit den<br />
Schwerpunkten auf Gebäude, Kraftwerke <strong>und</strong> Verkehr, <strong>und</strong> dabei<br />
insbeson<strong>der</strong>e die För<strong>der</strong>ung alternativer Kraftstoffe. Darüber hinaus<br />
muss <strong>der</strong> Anteil erneuerbarer Energien weltweit erhöht werden,<br />
um auch global unsere Wirtschafts- <strong>und</strong> Lebensgr<strong>und</strong>lagen in<br />
Zukunft zu sichern.<br />
■ Wir erachten die Einbeziehung <strong>der</strong> Schwellenlän<strong>der</strong> in einen Dialog<br />
über Energieeffizienz <strong>und</strong> Klimaschutz für unerlässlich ebenso<br />
wie die För<strong>der</strong>ung erneuerbarer Energie in Entwicklungslän<strong>der</strong>n<br />
durch die Entwicklungszusammenarbeit.<br />
4. Rohstoffreichtum für Entwicklung nutzen:<br />
Die internationalen Rohstoffmärkte erfor<strong>der</strong>n wegen <strong>der</strong> zunehmenden<br />
Nachfrage erhöhte politische Aufmerksamkeit. Der Umgang mit<br />
Rohstoffen in vielen Entwicklungslän<strong>der</strong>n – nicht nur in Krisenregionen<br />
– machen politische Initiativen für mehr Transparenz im Rohstoffsektor,<br />
wie in <strong>der</strong> Extractive Industries Transparency Initiative<br />
(EITI) angelegt, notwendig.<br />
Dazu muss <strong>der</strong> Dialog mit den G8-Partnern, erdölproduzierenden<br />
Unternehmen, Regierungen in erdölreichen Entwicklungslän<strong>der</strong>n <strong>und</strong><br />
Schwellenlän<strong>der</strong>n gesucht werden, um durch die Bündelung <strong>der</strong> Initiativen<br />
zur verantwortungsvollen Nutzung des natürlichen Reichtums<br />
den illegalen Rohstoffabbau <strong>und</strong> die Korruption zu bekämpfen. Die<br />
aus dem Rohstoffreichtum resultierenden Zahlungsströme können nur<br />
bei mehr Transparenz zu einer sozial gerechten Entwicklung in den<br />
Län<strong>der</strong>n <strong>und</strong> zur Erreichung <strong>der</strong> Millennium-Entwicklungsziele beitragen.<br />
5. Für die Zukunft Afrikas in gemeinsamer Verantwortung:<br />
In den Staaten auf unserem afrikanischen Nachbarkontinent wurde in<br />
den vergangenen Jahren viel erreicht. So hatte Afrika in den vergangenen<br />
Jahren ein durchschnittliches Wirtschaftswachstum von 5%. Dennoch<br />
steht Afrika insgesamt weiterhin vor großen Herausfor<strong>der</strong>ungen:<br />
die Bekämpfung <strong>der</strong> HIV/Aids-Epidemie, <strong>der</strong> Schutz <strong>der</strong> natürlichen<br />
Lebensgr<strong>und</strong>lagen, die Sicherung des Friedens <strong>und</strong> nachhaltiges Wirtschaftswachstum.<br />
■ Seit <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> Neuen Partnerschaft für Afrikas Entwicklung<br />
(NEPAD) im Jahr 2001 <strong>und</strong> <strong>der</strong> Partnerschaft zwischen den G8 <strong>und</strong><br />
Afrika, wie sie 2002 in Kananaskis etabliert wurde, hat sich eine enge<br />
Kooperation etabliert. Ziel dieser G8-Afrika-Partnerschaft ist es, die<br />
Reformanstrengungen <strong>der</strong> afrikanischen Staaten zu unterstützen.<br />
Zentrales Element dieser Reformbemühungen ist <strong>der</strong> African Peer<br />
Review Mechanism, ein Instrument zur Stärkung verantwortungs-