Das Jahrbuch der Sozialdemokratischen Partei 2007 und 2008 - SPD
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BESCHLÜSSE & ERKLÄRUNGEN<br />
PRÄSIDIUM – PARTEIVORSTAND – PARTEIRAT – SPE – SI<br />
Industriepolitik <strong>und</strong> eine langfristig ausgerichtete Unternehmenskultur<br />
voraus. Wir wollen technische <strong>und</strong> wirtschaftliche Innovation mit<br />
sozialem <strong>und</strong> ökologischem Fortschritt in Einklang bringen. Unsere<br />
Zielperspektive bleibt höchste Beschäftigung <strong>und</strong> gute Arbeit in<br />
Deutschland.<br />
Die <strong>SPD</strong> in Bayern wird die Landesbank <strong>und</strong> die LfA För<strong>der</strong>bank<br />
nicht wie die bayerische Staatsregierung für ein „Staatsmonopoly“ einsetzen,<br />
son<strong>der</strong>n um kleinen <strong>und</strong> mittleren Unternehmen zu helfen.<br />
Was hätte mit dem Geld alles gemacht werden können, das die Bayerische<br />
Landesbank mit hochriskanten Geschäften in den Sand gesetzt<br />
hat! Wir werden die Forschung <strong>und</strong> Entwicklung neuer Technologien<br />
in Zusammenarbeit mit Hochschule, Forschung <strong>und</strong> Unternehmen<br />
vorantreiben. Wir stehen zur öffentlichen <strong>Das</strong>einsvorsorge in kommunaler<br />
Hand, denn Städte, Landkreise <strong>und</strong> Gemeinden versorgen uns<br />
zuverlässig mit dem, was wir für unser Leben brauchen.<br />
Soziale Gerechtigkeit<br />
Gleiche Lebenschancen für jeden erwachsenen Menschen <strong>und</strong> für jedes<br />
Kind sind das Gr<strong>und</strong>versprechen einer demokratischen <strong>und</strong> solidarischen<br />
Gesellschaft. Gemessen an <strong>der</strong> Wirklichkeit wird dieses Versprechen<br />
aber in vielen Staaten noch nicht ausreichend erfüllt. Zu diesen<br />
Staaten gehört lei<strong>der</strong> auch Deutschland, ja selbst das wohlhabende<br />
Bayern.<br />
Gute Arbeit ist eine zentrale Voraussetzung für gesellschaftliche <strong>und</strong><br />
wirtschaftliche Teilhabe. Wir werden uns nicht damit abfinden, dass<br />
Löhne nicht zum Leben reichen <strong>und</strong> Dumpinglöhne aus Steuergel<strong>der</strong>n<br />
<strong>und</strong> Sozialversicherungsbeiträgen aufgestockt werden müssen.<br />
Deshalb unterstützen wir die Gewerkschaften in den anstehenden Tarifauseinan<strong>der</strong>setzungen.<br />
Deshalb kämpfen wir für Mindestlöhne. Wer<br />
Vollzeit arbeitet, muss davon leben können. Auch Unternehmen profitieren<br />
von Mindestlöhnen, weil sie Schmutzkonkurrenz verhin<strong>der</strong>n.<br />
Denn einen Wettlauf um die niedrigsten Löhne kann Deutschland ohnehin<br />
nicht gewinnen. Wohl aber einen Wettlauf um Produktivität<br />
<strong>und</strong> Qualität.<br />
Die <strong>SPD</strong> im B<strong>und</strong> wird sich daher weiterhin mit aller Kraft für die flächendeckende<br />
Einführung von Mindestlöhnen einsetzen. Mit <strong>der</strong> Erweiterung<br />
des Arbeitnehmer-Entsendegesetzes <strong>und</strong> <strong>der</strong> Reform des<br />
Mindestarbeitsbedingungengesetzes haben wir einen ersten Schritt<br />
dorthin erreicht. In <strong>der</strong> öffentlichen Diskussion wird die Union den<br />
Menschen bei je<strong>der</strong> einzelnen Branche erklären müssen, warum sie<br />
dort Schmutz-Löhne hinnimmt.<br />
Wir wollen gleichen Lohn für gleiche Arbeit. <strong>Das</strong> ist die Aufgabe einer<br />
Gleichstellungspolitik, die ihren Namen auch verdient, indem sie<br />
die immer noch bestehende tatsächliche Benachteiligung von Frauen<br />
gerade auf dem Arbeitsmarkt wirksam bekämpft.<br />
Wir wollen die Arbeitslosenversicherung zu einer Arbeitsversicherung<br />
weiterentwickeln. <strong>Das</strong> Ziel ist, die Risiken einer Erwerbsbiographie<br />
besser abzusichern <strong>und</strong> die Beschäftigungsfähigkeit zu erhalten.<br />
Dazu gehört ein Rechtsanspruch auf Weiterbildung.<br />
Wir wollen eine Verbesserung <strong>der</strong> Leistungen für Kin<strong>der</strong>. Hierbei<br />
ist uns jedes Kind gleich viel wert. Wir wollen den Familienleistungsausgleich<br />
so umgestalten, dass die Wirkung seiner Komponenten für<br />
alle Familien gleich ist. Die Freibeträge sollen ab dem ersten Euro Wirkung<br />
entfalten <strong>und</strong> nicht erst für Spitzenverdienerinnen <strong>und</strong> -verdiener.<br />
Die <strong>SPD</strong> in Bayern will Mindestlöhne einführen, wie sie schon vom<br />
damaligen sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Wilhelm Hoegner<br />
in <strong>der</strong> Bayerischen Verfassung vorgesehen wurden. Wir nehmen<br />
die Verfassung ernst <strong>und</strong> werden in Regierungsverantwortung diesen<br />
hoch aktuellen Verfassungsauftrag gesetzlich umsetzen. Wir werden<br />
dafür sorgen, dass bei allen öffentlichen Auftragsvergaben nach Tarif<br />
bezahlt werden muss. Den bayerischen Sozialbericht werden wir regel-<br />
mäßig fortschreiben, denn Nicht-Wissen darf keine Entschuldigung<br />
für Untätigkeit sein. Wir werden Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Familien aus <strong>der</strong> Armutsfalle<br />
befreien. Für uns sind soziale Gerechtigkeit <strong>und</strong> Solidarität <strong>der</strong><br />
Maßstab unseres Handelns.<br />
Ges<strong>und</strong> leben <strong>und</strong> ernähren<br />
Die Qualität unserer Lebensmittel ist ein wesentlicher Wettbewerbsvorteil<br />
für unsere Landwirte <strong>und</strong> die Lebensmittelwirtschaft, <strong>der</strong> nicht<br />
verspielt werden darf. Die Lebensmittelskandale <strong>der</strong> letzten Monate<br />
haben jedoch viele Lücken im Kontrollsystem aufgezeigt. Der gute Ruf<br />
hat Schaden genommen.<br />
Die <strong>SPD</strong> im B<strong>und</strong> will eine Landwirtschaft, die den wachsenden Bedarf<br />
an ges<strong>und</strong>en, hochwertigen Lebensmitteln, nicht zuletzt aus ökologischer<br />
Erzeugung, decken kann <strong>und</strong> gleichzeitig die natürlichen Ressourcen<br />
schont. Wir wollen, dass die Verbraucherinnen <strong>und</strong> Verbraucher<br />
erkennen können, wie ges<strong>und</strong> die Lebensmittel sind, die sie kaufen.<br />
Wir haben außerdem schon eine klare Regelung zur Kennzeichnung<br />
von gentechnikfreien Lebensmitteln durchgesetzt, damit die<br />
Verbraucher mit entscheiden können, ob sich Gentechnik auf dem<br />
Acker <strong>und</strong> dem Lebensmittelmarkt durchsetzt. Landwirte <strong>und</strong> Verbraucher<br />
haben einen Anspruch auf gentechnikfreien Anbau.<br />
Die <strong>SPD</strong> in Bayern will sofort zusätzliche Amtsveterinäre <strong>und</strong> Lebensmittelkontrolleure<br />
einsetzen, damit Lebensmittel vom Acker bis zur<br />
Verkaufstheke lückenlos kontrolliert werden können. Wir wollen<br />
zudem eine Son<strong>der</strong>kommission „Lebensmittelsicherheit“ beim Landeskriminalamt<br />
einsetzen. Wir werden Vorsorge treffen für ein gentechnikanbaufreies<br />
Bayern, denn einmal in die Naturkreisläufe eingebrachte<br />
gentechnisch verän<strong>der</strong>te Organismen sind nicht mehr rückholbar.<br />
Mehr Demokratie<br />
Gesellschaftlichen Zusammenhalt, Vertrauen <strong>und</strong> Sicherheit können<br />
wir nur gemeinsam durchsetzen. Von einem aufgeschlossenen Miteinan<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Generationen, dem sozialen Frieden in unseren Städten<br />
<strong>und</strong> einer respektvollen Integration mit klaren Regeln profitieren wir<br />
alle. Dafür brauchen wir eine engagierte Bürgergesellschaft <strong>und</strong> keine<br />
Kultur des Misstrauens.<br />
Die <strong>SPD</strong> im B<strong>und</strong> will eine Gesellschaft, die eine Kultur <strong>der</strong> Freiheit im<br />
Alltag lebt <strong>und</strong> sich gleichzeitig entschieden gegen die Feinde <strong>der</strong> Freiheit<br />
zur Wehr setzt, denn Sicherheit <strong>und</strong> Freiheit gehören zusammen.<br />
Wir setzen unseren Kampf gegen Kriminalität primär an den Ursachen<br />
an, ohne polizeiliche Prävention o<strong>der</strong> Repression zu vernachlässigen.<br />
Die beste Kriminalprävention ist eine erfolgreiche Gesellschaftspolitik<br />
in den Themenbereichen Jugend <strong>und</strong> Bildung, Arbeit <strong>und</strong> Wohnen.<br />
Wir setzen auf eine För<strong>der</strong>ung von bürgerschaftlichem Engagement<br />
<strong>und</strong> Verantwortungsübernahme. Dabei brauchen wir gerade auch das<br />
Engagement von älteren Menschen, die mit ihren Erfahrungen schon<br />
heute einen wesentlichen Beitrag zum Miteinan<strong>der</strong> in Familien, Vereinen<br />
<strong>und</strong> Gemeinden leisten.<br />
Die <strong>SPD</strong> in Bayern will die Instrumente <strong>der</strong> direkten Demokratie ausbauen<br />
<strong>und</strong> echte Mitwirkungsrechte auch dort durchsetzen, wo Demokratie<br />
erlernt wird: an den Schulen <strong>und</strong> Hochschulen. Wir werden<br />
Schluss machen mit <strong>der</strong> Beschneidung <strong>der</strong> Bürgerrechte durch die<br />
CSU <strong>und</strong> das Bayerische Versammlungsgesetz entsprechend än<strong>der</strong>n.<br />
Wir wollen die kommunale Selbstverwaltung bewahren <strong>und</strong> verhin<strong>der</strong>n,<br />
dass die Staatsregierung in die Städte, Gemeinden, Landkreise<br />
<strong>und</strong> Bezirke hineinregiert.<br />
Wir treten alten <strong>und</strong> neuen Nazis entschieden entgegen. <strong>Das</strong> beste<br />
Rezept gegen sie ist Gerechtigkeit: Wer nicht ausgegrenzt, benachteiligt<br />
o<strong>der</strong> allein gelassen wird, läuft weniger Gefahr, an den braunen<br />
Sumpf verloren zu gehen.<br />
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