Das Jahrbuch der Sozialdemokratischen Partei 2007 und 2008 - SPD
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BESCHLÜSSE & ERKLÄRUNGEN<br />
PRÄSIDIUM – PARTEIVORSTAND – PARTEIRAT – SPE – SI<br />
de, insbeson<strong>der</strong>e auch soziale Rechte <strong>der</strong> Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger<br />
festschreibt, die Handlungsfähigkeit <strong>der</strong> erweiterten Union sicherstellt<br />
sowie die Zuständigkeiten <strong>der</strong> Europäischen Union <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />
Mitgliedstaaten klar benennt. Der vorliegende Verfassungsvertrag<br />
wird diesen Anfor<strong>der</strong>ungen in hohem Maße gerecht. Unter deutscher<br />
Ratspräsidentschaft wollen wir daher auf eine Neubelebung<br />
des europäischen Verfassungsprozesses hinwirken, bei <strong>der</strong> die Substanz<br />
des bestehenden Textes gewahrt bleibt. Ziel ist es, bis zum<br />
Gipfel <strong>der</strong> europäischen Staats- <strong>und</strong> Regierungschefs im Juni <strong>2007</strong><br />
einen Fahrplan für die Verabschiedung einer Europäischen Verfassung<br />
zu erarbeiten. Hierfür werden wir uns mit Nachdruck einsetzen.<br />
2. EU-Erweiterung als Friedenspolitik weiter fortsetzen:<br />
Mit <strong>der</strong> Aufnahme Rumäniens <strong>und</strong> Bulgariens am 1. Januar <strong>2007</strong><br />
hat sich <strong>der</strong> europäische Friedens-, Stabilitäts- <strong>und</strong> Wohlstandsraum<br />
erneut erweitert. Dies ist ein wichtiger Schritt für die weitere<br />
Festigung von Demokratie <strong>und</strong> die Schaffung dauerhafter Stabilität<br />
auf dem europäischen Kontinent <strong>und</strong> darüber hinaus. Die EU-Erweiterungspolitik<br />
hat sich bewährt <strong>und</strong> ist auch zukünftig ein wichtiges<br />
Instrument, um nachhaltigen Frieden zu ermöglichen. Wir<br />
werden uns dafür einsetzen, dass die EU die von ihr eingeräumten<br />
Beitrittsperspektiven etwa gegenüber den Staaten des westlichen<br />
Balkans aufrecht erhält <strong>und</strong> schrittweise weiter konkretisiert. Laufende<br />
Verhandlungen wollen wir mit dem Ziel eines EU-Beitritts<br />
fortführen. Dies gilt auch für die von den EU-Staats- <strong>und</strong> Regierungschefs<br />
einstimmig beschlossenen Verhandlungen mit <strong>der</strong> Türkei.<br />
Eine Türkei, die sich den gemeinsamen europäischen Werten<br />
verpflichtet fühlt, kann eine wichtige Brückenfunktion zu an<strong>der</strong>en<br />
islamischen Län<strong>der</strong>n erfüllen.<br />
3. Die europäische Nachbarschaftspolitik ausbauen:<br />
In Ergänzung zur Erweiterungspolitik müssen auch die bestehenden<br />
Instrumente im Bereich <strong>der</strong> europäischen Nachbarschaftspolitik<br />
gestärkt <strong>und</strong> weiter verbessert werden. Es gilt, die Partnerschaften<br />
mit den Län<strong>der</strong>n in unserer unmittelbaren Nachbarschaft noch<br />
besser an den spezifischen Gegebenheiten in unseren Partnerlän<strong>der</strong>n<br />
auszurichten. Durch attraktive <strong>und</strong> umfassende Angebote <strong>der</strong><br />
Zusammenarbeit können effektive Anreize zur Stabilisierung, Demokratisierung<br />
<strong>und</strong> wirtschaftlichen Entwicklung <strong>der</strong> angrenzenden<br />
Regionen gegeben werden. Darüber hinaus sehen wir eine vordringliche<br />
Aufgabe in <strong>der</strong> Erarbeitung eines ambitionierten breit<br />
angelegten neuen Partnerschafts- <strong>und</strong> Kooperationsabkommens<br />
mit Russland, das <strong>der</strong> strategischen Bedeutung dieser Beziehung gebührend<br />
Rechnung tragen muss.<br />
4. Europa zur globalen Friedensmacht weiterentwickeln:<br />
Angesichts neuer <strong>und</strong> zunehmend globaler Sicherheitsrisiken, wird<br />
es immer notwendiger, menschliche Sicherheit im umfassenden<br />
Sinne zu verwirklichen. Armutsbedingte Migration, globale Umweltprobleme,<br />
steigende Abhängigkeiten von Energieimporten,<br />
weltweit steigen<strong>der</strong> Energiebedarf, Instabilitäten im internationalen<br />
Wirtschafts- <strong>und</strong> Finanzsystem, die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen<br />
<strong>und</strong> internationaler Terrorismus sowie zerfallenden<br />
Staaten stellen uns vor große Herausfor<strong>der</strong>ungen. Dies sind außen-<br />
<strong>und</strong> sicherheitspolitische Herausfor<strong>der</strong>ungen, denen durch<br />
nationalstaatliches Handeln allein nicht entsprochen werden kann.<br />
Wenn die Staaten Europas ihre Kräfte noch besser im Rahmen einer<br />
gemeinsamen europäischen Außenpolitik bündeln, können sie einen<br />
wirkungsvollen Beitrag zur Bewältigung <strong>der</strong> globalen Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>und</strong> zu einer friedlichen <strong>und</strong> sozial gerechten Gestaltung<br />
<strong>der</strong> Globalisierung beisteuern. Daher wollen wir die deutsche<br />
EU-Ratspräsidentschaft nutzen, um die Gemeinsame Europäische<br />
Außen- <strong>und</strong> Sicherheitspolitik (GASP) sowie die zivilen <strong>und</strong> militärischen<br />
Fähigkeiten im Rahmen <strong>der</strong> Europäischen Sicherheits- <strong>und</strong><br />
Verteidigungspolitik (ESVP) <strong>und</strong> die gemeinsame Entwicklungszusammenarbeit<br />
weiter auszubauen. Auf Gr<strong>und</strong>lage eines umfassenden<br />
Sicherheitsbegriffs, wie er auch in <strong>der</strong> europäischen Sicherheitsstrategie<br />
festgeschrieben ist, wollen wir die EU zu einer handlungsstarken<br />
globalen Friedensmacht weiterentwickeln, die sich für die<br />
Stärkung des Völkerrechts <strong>und</strong> <strong>der</strong> Vereinten Nationen, für die<br />
friedliche Prävention <strong>und</strong> Beilegung von Konflikten, für die Durchsetzung<br />
<strong>der</strong> Menschenrechte, für multilaterale Rüstungskontrolle<br />
<strong>und</strong> Abrüstung <strong>und</strong> für die Bekämpfung von Hunger <strong>und</strong> Armut<br />
durch die Eröffnung von Entwicklungschancen in <strong>der</strong> Welt einsetzt.<br />
Hierbei ist für uns von beson<strong>der</strong>er Bedeutung, dass die EU<br />
weiterhin eine herausgehobene <strong>und</strong> noch stärkere Rolle in <strong>der</strong> Entwicklungszusammenarbeit<br />
spielt. Dies gilt beson<strong>der</strong>s in <strong>der</strong> Kooperation<br />
mit unserem Nachbarkontinent Afrika. Wir wollen Europas<br />
Stellung als weltweit größtem Geber von Entwicklungshilfe weiter<br />
festigen. Die deutsche Ratspräsidentschaft bietet die Gelegenheit,<br />
Fortschritte bei <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> vereinbarten Zielvorgaben zur<br />
weiteren Erhöhung <strong>der</strong> Entwicklungshilfemittel zu erreichen sowie<br />
künftig einen koordinierteren <strong>und</strong> gezielteren Einsatz <strong>der</strong> von den<br />
Mitgliedstaaten <strong>und</strong> <strong>der</strong> EU geleisteten Hilfen zu gewährleisten.<br />
5. Europas soziales Profil schärfen:<br />
Nach <strong>der</strong> Verwirklichung des europäischen Binnenmarktes <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />
Wirtschafts- <strong>und</strong> Währungsunion gilt es, nunmehr verstärkt die soziale<br />
Dimension des europäischen Einigungsprozesses in den Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong><br />
zu rücken. Die Arbeit an einem sozialen Europa begreifen<br />
wir im Europäischen Jahr <strong>der</strong> Chancengleichheit als großes integrationspolitisches<br />
Projekt. Unter deutscher Ratspräsidentschaft<br />
kommt es darauf an, durch konkrete Maßnahmen hierfür den<br />
Gr<strong>und</strong>stein zu legen. Wir setzen uns dafür ein, dass zukünftig alle<br />
europäischen Gesetzesvorhaben auf ihre sozialen Folgen für die<br />
Menschen überprüft werden. Unser Ziel ist es zudem, Arbeitnehmerrechte<br />
<strong>und</strong> Mitbestimmung auf europäischer Ebene konsequent<br />
abzusichern <strong>und</strong> weiter auszubauen. Sie sind konstitutive<br />
Pfeiler eines spezifisch europäischen Wirtschafts- <strong>und</strong> Sozialmodells<br />
<strong>und</strong> tragen zu Wettbewerbsfähigkeit <strong>und</strong> unternehmerischem Erfolg<br />
bei. Nachdrücklich werden wir uns auch gegen eine Abwärtsspirale<br />
bei den Löhnen <strong>und</strong> sozialen Standards in Europa stellen.<br />
Lohn-, Sozial- <strong>und</strong> Steuerdumping darf innerhalb europäischer<br />
Grenzen kein Raum gegeben werden. Ein Wettlauf um die niedrigsten<br />
Standards zersetzt die Solidarität, auf <strong>der</strong> das europäische Sozialmodell<br />
ruht. Durch die Arbeit an einer einheitlichen Bemessungsgr<strong>und</strong>lage<br />
<strong>und</strong> einem Korridor für Mindestsätze bei den Unternehmenssteuern<br />
wollen wir sicherstellen, dass die Finanzbasis <strong>der</strong> öffentlichen<br />
Haushalte, die für die Bereitstellung öffentlicher<br />
Infrastruktur <strong>und</strong> <strong>Das</strong>einsvorsorge notwendig ist, nicht ausgehöhlt<br />
wird. Zugleich müssen dringend rechtliche Rahmenbedingungen<br />
für die <strong>Das</strong>einsvorsorge auf europäischer Ebene geschaffen werden.<br />
6. Klima- <strong>und</strong> Energiepolitik zur Priorität machen:<br />
Die anstehende Verabschiedung eines EU-Aktionsplans zur Energiepolitik<br />
wollen wir nutzen, um eine integrierte Klimaschutz- <strong>und</strong><br />
Energiepolitik voranzubringen. Angesichts einer sich verschärfenden<br />
Erdöl- <strong>und</strong> Erdgasknappheit sowie wachsen<strong>der</strong> Energienachfrage<br />
<strong>und</strong> steigenden Preisen auf den Energiemärkten muss eine auf<br />
Sicherheit, Wirtschaftlichkeit <strong>und</strong> Umweltverträglichkeit ausgerichtete<br />
Energiepolitik zur politischen Priorität gemacht werden.<br />
Erhöhte Energieeffizienz, weiterreichende EU-Ausbauziele für Erneuerbare<br />
Energien, ein Ausbau bei <strong>der</strong> nachhaltigen Energieforschung<br />
sowie eine engere Zusammenarbeit mit Liefer-, Transit- <strong>und</strong><br />
Verbraucherlän<strong>der</strong>n sind dabei von entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung. Im-<br />
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