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Das Jahrbuch der Sozialdemokratischen Partei 2007 und 2008 - SPD

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318<br />

BESCHLÜSSE & ERKLÄRUNGEN<br />

PRÄSIDIUM – PARTEIVORSTAND – PARTEIRAT – SPE – SI<br />

Eine För<strong>der</strong>ung des Personalabbaus in den Unternehmen mit Beitragsmitteln<br />

lehnen wir ab. Die För<strong>der</strong>ung durch die BA soll befristet<br />

bis zum Jahr 2015 dann erfolgen, wenn ein Unternehmen frei werdende<br />

Stellen mit Ausbildungsabsolventen <strong>und</strong> -absolventinnen in staatlich<br />

anerkannten Ausbildungsberufen besetzt. Für Kleinbetriebe ist zu<br />

prüfen, ob eine För<strong>der</strong>ung auch dann möglich ist, wenn Auszubildende<br />

eingestellt werden.<br />

Auf diese Weise soll sicher gestellt werden, dass <strong>der</strong> Einstieg für junge<br />

Menschen in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung auch<br />

in den kommenden Jahren erleichtert wird, <strong>und</strong> gleichzeitig ein Anreiz<br />

für die Unternehmen entsteht, vermehrt auszubilden, um den abzusehenden<br />

Fachkräftemangel ab 2015 abzuwenden.<br />

Für alle Neuanträge auf Altersteilzeit soll ab dem Jahr 2010 <strong>der</strong> frühestmögliche<br />

Zugang erst mit dem vollendeten 57. Lebensjahr möglich<br />

sein. So wird die zukünftige Heraufsetzung <strong>der</strong> Regelaltersgrenze<br />

um 2 Jahre nachvollzogen. Die übrigen Voraussetzungen <strong>der</strong> Altersteilzeit<br />

(Verteilung <strong>der</strong> Arbeitszeit, Höhe <strong>der</strong> Aufstockungsleistungen)<br />

bleiben unverän<strong>der</strong>t.<br />

2. Weiterentwicklung <strong>der</strong> Teilrente<br />

Wir wollen die Teilrente als Instrument für einen flexiblen Übergang<br />

in den Ruhestand stärker nutzen. Bereits heute ist es möglich, eine<br />

Rente als Teilrente in Höhe von 1 /3, 1 /2 o<strong>der</strong> 2 /3 einer Vollrente zu beziehen,<br />

wenn die Voraussetzungen für den Bezug einer vorgezogenen<br />

Altersrente mit Abschlägen erfüllt sind. Die Inanspruchnahme ist jedoch<br />

sehr gering, weil die Möglichkeit vielen Menschen nicht bekannt<br />

<strong>und</strong> die Regelung <strong>der</strong> Hinzuverdienstgrenzen kompliziert ist. Folgende<br />

Maßnahmen sollen die Teilrente zu einem wichtigen Baustein für einen<br />

flexiblen Übergang in den Ruhestand weiterentwickeln:<br />

Ab 2010 soll eine Teilrente unter Wegfall <strong>der</strong> Hinzuverdienstgrenzen<br />

bereits ab dem 60. Lebensjahr in Anspruch genommen werden<br />

können, wenn<br />

■ durch den Teilrentenbezug im späteren Verlauf keine Abhängigkeit<br />

von <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>sicherung im Alter verursacht wird,<br />

■ mit dem Arbeitgeber eine entsprechende Arbeitszeitverkürzung vereinbart<br />

ist <strong>und</strong> eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung<br />

vorliegt,<br />

sowie<br />

■ <strong>der</strong> auf die Teilrente entfallende erhöhte Abschlag durch Beitragszahlung<br />

des Arbeitgebers ausgeglichen worden ist.<br />

3. Insolvenzschutz für Arbeitszeitkonten<br />

<strong>und</strong> Erhöhung <strong>der</strong> Portabilität<br />

Obwohl Langzeitkonten (Wertguthaben) nicht vorrangig ein Instrument<br />

des flexiblen Übergangs in die Altersrente sind, lassen sie sich<br />

hierzu sehr gut nutzen. Bei entsprechen<strong>der</strong> vertraglicher Gestaltung ermöglichen<br />

sie <strong>der</strong> Arbeitnehmerin, dem Arbeitnehmer eine Freistellung<br />

vor dem Renteneintritt. In <strong>der</strong> Freistellung beziehen sie Arbeitsentgelt<br />

aus dem Wertguthaben. Aus dem Arbeitsentgelt fließen Beiträge<br />

an die Sozialkassen, so dass Sozialversicherungsschutz sichergestellt<br />

ist.<br />

Arbeitszeitkonten müssen auch im Fall <strong>der</strong> Zahlungsunfähigkeit<br />

des Arbeitgebers geschützt sein. Die betriebliche Praxis <strong>der</strong> letzten Jahre<br />

hat gezeigt, dass hier trotz gesetzlicher Vorschriften noch Lücken<br />

vorhanden sind. Zwar ist <strong>der</strong> Insolvenzschutz <strong>der</strong> Arbeitszeitkonten<br />

zwingend vorgeschrieben, doch hat die offene Gestaltungsmöglichkeit,<br />

bei <strong>der</strong> keine konkrete Form <strong>der</strong> Absicherung vorgesehen ist, dazu beigetragen,<br />

dass im Einzelfall rechtswidrig auf eine Absicherung verzichtet<br />

worden ist.<br />

Die <strong>SPD</strong> begrüßt daher, dass das B<strong>und</strong>esministerium für Arbeit<br />

<strong>und</strong> Soziales den „Entwurf eines Gesetzes zur Verbesserung von Rah-<br />

menbedingungen <strong>der</strong> sozialrechtlichen Absicherung flexibler Arbeitszeitregelungen“<br />

auf den Weg gebracht hat, um so die Verabredungen<br />

des Koalitionsvertrages umzusetzen. Dieser Entwurf wird zurzeit innerhalb<br />

<strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung <strong>und</strong> mit Län<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Verbänden abgestimmt.<br />

Mit dieser Reform sollen insbeson<strong>der</strong>e die Regelungen für den Insolvenzschutz<br />

<strong>und</strong> die sozialrechtlichen Vorgaben von Wertguthaben<br />

verbessert werden. Erstmals soll auch die Möglichkeit eingeführt werden,<br />

diese Wertguthaben beim Arbeitgeberwechsel mitzunehmen <strong>und</strong><br />

nicht auflösen zu müssen. Damit wird die Gr<strong>und</strong>lage für eine verlässliche<br />

Lebensarbeitszeitplanung erkennbar verbessert. Der Gesetzentwurf<br />

soll bereits Ende Juli vom B<strong>und</strong>eskabinett beschlossen werden.<br />

Präsidium, 30. Juni <strong>2008</strong><br />

Begegnung mit dem Präsidium<br />

des Zentralrats <strong>der</strong> Juden<br />

in Deutschland<br />

Gesprächsthemen waren die Entwicklung <strong>der</strong> jüdischen Gemeinden in<br />

Deutschland, Erinnerungskultur <strong>und</strong> Gedenken angesichts <strong>der</strong> Jahrestage<br />

<strong>2008</strong>/2009, die Friedenspolitik im Nahen Osten <strong>und</strong> die Bedrohung<br />

durch den Iran sowie die gemeinsame Verantwortung für die Stärkung <strong>der</strong><br />

Demokratie in Deutschland.<br />

Mit großer Freude stellten beide Seiten fest, dass die jüdischen Gemeinden<br />

in Deutschland in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen<br />

sind. Erstmals nach <strong>der</strong> Shoa wurden wie<strong>der</strong> Rabbiner ordiniert,<br />

die in Deutschland ausgebildet wurden. Die Hochschule für Jüdische<br />

Studien hat sich fest in <strong>der</strong> deutschen Hochschullandschaft etabliert.<br />

Im Blick auf die Situation <strong>der</strong> jüdischen Gemeinden hob <strong>der</strong><br />

Zentralrat <strong>der</strong> Juden die enorme Leistung hervor, die sie bei <strong>der</strong><br />

Integration von Zuwan<strong>der</strong>ern aus den ehemaligen GUS-Staaten erbringen.<br />

<strong>Das</strong> <strong>SPD</strong>-Präsidium unterstrich die herausgehobene Bedeutung <strong>der</strong><br />

Shoa für die Erinnerungskultur in Deutschland. Der Zentralrat <strong>der</strong><br />

Juden äußerte die Sorge, dass mit wachsendem zeitlichen Abstand<br />

die Erinnerung an die organisierte millionenfache Ermordung von<br />

Jüdinnen <strong>und</strong> Juden durch Nationalsozialisten nur noch in eine Reihe<br />

mit <strong>der</strong> Erinnerung an an<strong>der</strong>e Unrechts- <strong>und</strong> Gewalterfahrungen gestellt<br />

würde. Die <strong>SPD</strong> betonte dem gegenüber, die Sozialdemokratie<br />

sei sich <strong>der</strong> geschichtlichen Verantwortung bewusst <strong>und</strong> stelle sich revisionistischen<br />

Argumentationen entschlossen entgegen. Die Präsidien<br />

des Zentralrats <strong>der</strong> Juden in Deutschland <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>SPD</strong> erklärten, in<br />

<strong>der</strong> Frage künftiger Ausgestaltung des Gedenkens den Dialog zu verstärken.<br />

Im Blick auf die Situation im Nahen Osten bekräftigte das <strong>SPD</strong>-<br />

Präsidium, dass nur die bedingungslose Anerkennung des Existenzrechts<br />

Israels Gr<strong>und</strong>lage für einen dauerhaften Frieden in Nahost sein<br />

kann. <strong>Das</strong> Präsidium des Zentralrats <strong>der</strong> Juden in Deutschland erkannte<br />

den hohen diplomatischen Einsatz von Außenminister Frank-<br />

Walter Steinmeier für einen umfassenden Lösungsansatz in Nahost<br />

ausdrücklich an.<br />

Mit Sorge bewerteten beide Seiten die Entwicklungen im Iran. Der<br />

Zentralrat <strong>der</strong> Juden verlangte, sich dafür einzusetzen, dass auf politischer<br />

<strong>und</strong> wirtschaftlicher Ebene alles unterlassen wird, was das Mullah-Regime<br />

stabilisiert. Beson<strong>der</strong>s kritisch beurteilte die Präsidentin<br />

des Zentralrats, Charlotte Knobloch, den jüngsten Auftritt des ehemaligen<br />

iranischen Vize-Außenministers Mohammed Laridschani auf einer<br />

Konferenz <strong>der</strong> Hessischen Stiftung Friedens- <strong>und</strong> Konfliktfor-

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