Das Jahrbuch der Sozialdemokratischen Partei 2007 und 2008 - SPD
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<strong>und</strong> Nachrichtendiensten eingerichtet worden.<br />
Gesetzliche Gr<strong>und</strong>lage ist das Gesetz zur<br />
Errichtung gemeinsamer Dateien von Polizeibehörden<br />
<strong>und</strong> Nachrichtendiensten des B<strong>und</strong>es<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>.<br />
Neu errichtet haben wir die B<strong>und</strong>esanstalt<br />
für den Digitalfunk von Behörden <strong>und</strong> Organisationen<br />
mit Sicherheitsaufgaben (BDBOS)<br />
durch einen Gesetzesbeschluss vom Juni<br />
2006. Die BDBOS, die am 2. April <strong>2007</strong> ihre<br />
Arbeit aufgenommen hat, koordiniert den<br />
Aufbau <strong>und</strong> Betrieb eines b<strong>und</strong>esweit einheitlichen<br />
digitalen Sprech- <strong>und</strong> Datenfunksystems.<br />
Der flächendeckende Aufbau des Digitalfunks<br />
BOS wird wie geplant bis 2010 abgeschlossen<br />
sein. Er ersetzt den bisher von Polizei,<br />
Feuerwehren <strong>und</strong> Rettungskräften<br />
genutzten Analogfunk, <strong>der</strong> inzwischen technisch<br />
veraltet ist.<br />
<strong>Das</strong> Funktionieren des Gemeinwesens<br />
hängt mittlerweile in entscheidendem Maße<br />
von <strong>der</strong> Sicherheit <strong>der</strong> Informations- <strong>und</strong><br />
Kommunikationstechnologie ab, auf die es<br />
zurückgreift. Wichtige Infrastrukturen (z.B.<br />
die Versorgung mit Energie <strong>und</strong> Wasser, Verkehrsmittel,<br />
bargeldlose Zahlungswege) gründen<br />
auf IT-Systemen. Schwachstellen könnten<br />
das Eindringen in die Verwaltungssysteme<br />
einer Vielzahl von Behörden, Wirtschafts<strong>und</strong><br />
Industriebetrieben ermöglichen. Durch<br />
das Gesetz zur Stärkung <strong>der</strong> Sicherheit in <strong>der</strong> Informationstechnik<br />
des B<strong>und</strong>es haben wir daher<br />
dem B<strong>und</strong>esamt für Sicherheit in <strong>der</strong> Informationstechnik<br />
(BSI) bestimmte Befugnisse<br />
eingeräumt, um Gefahren für die Sicherheit<br />
<strong>der</strong> Systeme des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> <strong>der</strong> Bürgerinnen<br />
<strong>und</strong> Bürger abzuwehren. Als zentrale Meldestelle<br />
für IT-Sicherheit sammelt das BSI Informationen<br />
über Sicherheitslücken <strong>und</strong> neue<br />
Angriffsmuster <strong>und</strong> gibt Warnungen an die<br />
betroffenen Stellen <strong>und</strong> die Öffentlichkeit<br />
weiter.<br />
Im April <strong>2007</strong> haben wir das Zweite Gesetz<br />
zur Än<strong>der</strong>ung des Ersten Gesetzes zur Än<strong>der</strong>ung<br />
des B<strong>und</strong>esgrenzschutzgesetzes verabschiedet.<br />
Die B<strong>und</strong>espolizei hat seitdem unbefristet<br />
die Befugnis, sogenannte lageabhängige<br />
Kontrollen durchzuführen <strong>und</strong> hierbei<br />
Personen in Einrichtungen <strong>der</strong> Eisenbahn<br />
<strong>und</strong> auf Verkehrsflughäfen kurzfristig anzuhalten,<br />
zu befragen <strong>und</strong> zu verlangen, dass<br />
mitgeführte Ausweispapiere ausgehändigt<br />
werden, sowie mitgeführte Sachen in Augenschein<br />
zu nehmen.<br />
<strong>Das</strong> im Mai <strong>2007</strong> beschlossene Gesetz zur<br />
Än<strong>der</strong>ung des Passgesetzes <strong>und</strong> weiterer Vorschriften<br />
enthält Vorschriften zur Einführung biometrischer<br />
Daten, wie Lichtbild <strong>und</strong> Fingerabdrücke<br />
in Reisepässen <strong>und</strong> außerdem weitere<br />
Regelungen zur Erfassung, Übermittlung<br />
<strong>und</strong> Speicherung von Fingerabdrücken <strong>und</strong><br />
zur Verwendung <strong>der</strong> biometrischen Daten im<br />
Rahmen von Passkontrollen.<br />
204<br />
BUNDESTAGSFRAKTION<br />
Mit dem Gesetz über Personalausweise <strong>und</strong><br />
den elektronischen Identitätsausweis sowie zur<br />
Än<strong>der</strong>ung weiterer Vorschriften haben wir im<br />
Dezember <strong>2008</strong> den bisherigen Personalausweis<br />
zu einem biometriegestützten Identitätsdokument<br />
<strong>und</strong> einem elektronischen Identitätsnachweis<br />
für E-Government <strong>und</strong> E-Business<br />
erweitert. Die Sicherheitsmerkmale werden<br />
um biometrische Daten des Gesichts<br />
ergänzt. Die zusätzliche Abgabe <strong>der</strong> Daten<br />
zweier Finger ist optional. Der antragstellenden<br />
Person dürfen aus <strong>der</strong> Nichtabgabe <strong>der</strong><br />
Fingerabdrücke aber keine rechtlichen o<strong>der</strong><br />
tatsächlichen Nachteile entstehen mit <strong>der</strong><br />
Ausnahme, dass Verfahren zur Identitätsprüfung<br />
mit Fingerabdruckvergleich nicht genutzt<br />
werden können. Hierüber ist die antragstellende<br />
Person schriftlich zu informieren.<br />
Der elektronische Identitätsnachweis ermöglicht<br />
die verbindliche elektronische<br />
Übermittlung von Identitätsmerkmalen. Damit<br />
besteht die Möglichkeit des zuverlässigen<br />
Nachweises <strong>der</strong> Identität in <strong>der</strong> elektronischen<br />
Kommunikation. Schließlich ist es<br />
nunmehr möglich eine qualifizierte elektronische<br />
Signatur nach dem Signaturgesetz auf<br />
dem Personalausweis aufzubringen. Damit<br />
kann er verbindlich im elektronischen<br />
Rechtsverkehr eingesetzt werden.<br />
Entsprechend einer europäischen Richtlinie<br />
haben wir im November <strong>2007</strong> das B<strong>und</strong>espolizeigesetz<br />
dahingehend geän<strong>der</strong>t, dass Luftfahrtunternehmen<br />
auf Anfrage <strong>der</strong> Grenzschutzbehörden<br />
bei Flügen aus Drittstaaten<br />
in EU-Mitgliedstaaten bestimmte Passagierdaten<br />
elektronisch vorab an diese übermitteln<br />
müssen. Die Übermittlung erfolgt zur Bekämpfung<br />
des Terrorismus <strong>und</strong> sonstiger<br />
schwerer Straftaten grenzüberschreiten<strong>der</strong><br />
Art, einschließlich <strong>der</strong> organisierten Kriminalität.<br />
Ebenfalls in diese Richtung zielt das<br />
Passenger Name Records (PNR) <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Übermittlung<br />
durch die Fluggesellschaften an das<br />
United States Department of Homeland Security<br />
(PNR-Abkommen <strong>2007</strong>). <strong>Das</strong> Abkommen<br />
betrifft nur Flüge in die <strong>und</strong> aus den USA.<br />
Fluggesellschaften sind durch das Abkommen<br />
verpflichtet, die Daten ihrer Fluggäste an das<br />
United States Department of Homeland Security<br />
(DHS) weiterzuleiten.<br />
Mit einer weiteren Än<strong>der</strong>ung des B<strong>und</strong>espolizeigesetzes<br />
haben wir ein B<strong>und</strong>espolizeipräsidium<br />
geschaffen. Die bisherige Ebene <strong>der</strong><br />
fünf Mittelbehörden (B<strong>und</strong>espolizeipräsidien)<br />
wird zukünftig durch ein zentrales B<strong>und</strong>espolizeipräsidium<br />
ersetzt. Neue regionale<br />
B<strong>und</strong>espolizeidirektionen ersetzen die bisherige<br />
Ämterebene. Die bisherigen B<strong>und</strong>espolizeiämter<br />
werden zu B<strong>und</strong>espolizeidirektionen,<br />
die bestehenden 128 B<strong>und</strong>espolizeiinspektionen<br />
zu 67 B<strong>und</strong>espolizeiinspektionen<br />
<strong>und</strong> neun B<strong>und</strong>espolizeiinspektionen (Kriminalitätsbekämpfung)<br />
zusammengefasst.<br />
Wir haben im Februar <strong>2008</strong> das Gesetz zur<br />
Än<strong>der</strong>ung des Waffengesetzes <strong>und</strong> weiterer Vorschriften<br />
beschlossen. Die Än<strong>der</strong>ung des Waffengesetzes<br />
ergibt sich insbeson<strong>der</strong>e durch die<br />
Umsetzung internationaler Anfor<strong>der</strong>ungen.<br />
<strong>Das</strong> Führen von Anscheinswaffen, also täuschend<br />
echt wirkenden Nachbildungen von<br />
Schusswaffen, ist nun ebenso verboten, wie<br />
sog. Distanz-Elektroimpulsgeräte („Air-Taser“).<br />
Des Weiteren fällt das waffenrechtliche<br />
Erbenprivileg weg. Dieses hat Erben den Erwerb<br />
<strong>und</strong> Besitz von Schusswaffen durch einen<br />
Erbfall ohne die sonst gefor<strong>der</strong>te Sachk<strong>und</strong>e<br />
gestattet.<br />
Deutschland hat bereits eines <strong>der</strong> restriktivsten<br />
Waffenrechte. Veranlasst durch den<br />
Amoklauf in Winnenden im März 2009 haben<br />
wir mit dem Vierten Gesetz zur Än<strong>der</strong>ung<br />
des Sprengstoffgesetzes noch einmal zahlreiche<br />
Än<strong>der</strong>ungen des Waffenrechts vorgenommen.<br />
Durch diese Än<strong>der</strong>ungen wollen wir zum einen<br />
die Anzahl legaler <strong>und</strong> illegaler Waffen<br />
reduzieren. Der Umgang mit großkalibrigen<br />
Waffen wird eingeschränkt <strong>und</strong> nur noch für<br />
Personen ab 18 Jahren zugelassen. Auch die<br />
Verwahrung legaler Waffen soll künftig noch<br />
sicherer erfolgen. Letzteres kann durch verdachtsunabhängige<br />
Kontrollen überprüft<br />
werden. Bis Ende 2012 wird ein Nationales<br />
Waffenregister errichtet. Wir haben auch die<br />
Voraussetzungen dafür geschaffen, dass künftig<br />
Waffenschränke <strong>und</strong> Waffen durch biometrische<br />
Sicherungssysteme gesichert werden<br />
können. Vorgesehen ist zusätzlich eine<br />
Amnestieregelung bis Ende 2009, so dass<br />
durch die freiwillige Abgabe illegaler Waffen<br />
eine Strafverfolgung vermieden werden kann.<br />
<strong>Das</strong> Gesetz dient im Übrigen <strong>der</strong> Umsetzung<br />
mehrerer europäischer Richtlinien. Beseitigt<br />
wurden außerdem zutage getretene Lücken<br />
<strong>und</strong> Unklarheiten des bisherigen Rechts. Die<br />
technischen Bestimmungen wurden an den<br />
Stand <strong>der</strong> Technik angepasst.<br />
Im Juni <strong>2008</strong> haben wir das Gesetz zur Ergänzung<br />
<strong>der</strong> Bekämpfung <strong>der</strong> Geldwäsche <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />
Terrorismusfinanzierung beschlossen. Mit dem<br />
Gesetz werden zwei europäische Richtlinien<br />
in deutsches Recht umgesetzt. <strong>Das</strong> Gesetz<br />
über das Aufspüren von Gewinnen aus<br />
schweren Straftaten, das sogenannte Geldwäschegesetz<br />
(GwG) ist neugefasst <strong>und</strong> die Gesetze<br />
über das Kreditwesen (KWG) sowie<br />
über die Beaufsichtigung <strong>der</strong> Versicherungsunternehmen<br />
(Versicherungsaufsichtsgesetz –<br />
VAG) sind geän<strong>der</strong>t worden.<br />
Im November <strong>2008</strong> haben wir das Gesetz<br />
zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus<br />
durch das B<strong>und</strong>eskriminalamt (BKAG)<br />
beschlossen. Bislang war das BKA nur für die<br />
Strafverfolgung zuständig. Operative Maßnahmen<br />
zur Gefahrenabwehr waren nur auf<br />
Län<strong>der</strong>ebene möglich. In einem ersten Schritt<br />
haben wir durch eine Gr<strong>und</strong>gesetzän<strong>der</strong>ung