Die Evangelien nach Markus und Lukas - Offenbarung.ch
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<strong>Lukas</strong> 10,23—30 225<br />
darin, daß er ihn mit ganzem Herzen lieb gehabt hat, Jesu Gottesdienst bestand<br />
nidit in Worten, sondern in der Tat.<br />
Von den Theologen der Judens<strong>ch</strong>aft wurde freili<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> viel Krummes <strong>und</strong><br />
Trübes gelehrt in fals<strong>ch</strong>er Verb<strong>und</strong>enheit an die Alten als unwahre Maske,<br />
die das Böse mit frommem S<strong>ch</strong>ein verdeckte, <strong>und</strong> mit töri<strong>ch</strong>tem Eifer für Kleinigkeiten,<br />
die für die ernsten Anliegen <strong>und</strong> großen Nöte des Mens<strong>ch</strong>en do<strong>ch</strong><br />
ratlos ließen. Trotzdem saßen sie immer wieder vor der S<strong>ch</strong>rift mit starkem<br />
Eifer <strong>und</strong> aufmerksamer Fors<strong>ch</strong>ung, so daß Gottes Wahrheit immer wieder<br />
hell in ihre Seele drang. Darum ward Jesus, wenn er <strong>na<strong>ch</strong></strong> dem göttli<strong>ch</strong>en<br />
Gebot fragte, die ri<strong>ch</strong>tige, s<strong>ch</strong>riftgemäße Antwort ni<strong>ch</strong>t versagt. Dabei dürfen<br />
wir au<strong>ch</strong> daran denken, daß die <strong>Evangelien</strong> sol<strong>ch</strong>e Gesprä<strong>ch</strong>e nur in knapper,<br />
zusammengedrängter Fassung geben, wobei es ihnen einzig an der Hauptsa<strong>ch</strong>e,<br />
einzig am Resultat liegt <strong>und</strong> alles, was dasselbe anbahnte <strong>und</strong> vorbereitete,<br />
beiseite bJieb.<br />
' Zur Antwort des Lehrers hatte Jesus ni<strong>ch</strong>ts beizufügen. 10,28: Er spra<strong>ch</strong><br />
aber zu ihm: Du hast ri<strong>ch</strong>tig geantwortet. Tue das, so wirst du leben! Gott<br />
läßt keinen verderben, der ihn mit ganzem Herzen liebt <strong>und</strong> seinem Nä<strong>ch</strong>sten<br />
seine Liebe gibt. <strong>Die</strong> Frage, die der Lehrer stellte, ist also beantwortet. Der<br />
Weg ins ewige Leben liegt klar vor ihm. Glei<strong>ch</strong>wohl war das Gesprä<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong><br />
ni<strong>ch</strong>t zu Ende.<br />
10,29: Er aber wollte si<strong>ch</strong> selber re<strong>ch</strong>tfertigen <strong>und</strong> sagte zu Jesus: Wer ist<br />
denn mein Nä<strong>ch</strong>ster? Er sah, daß anders, als er erwartet hatte, eine Anklage<br />
auf ihn gefallen war. Er hatte si<strong>ch</strong> unwissend über Gottes Weg gestellt <strong>und</strong><br />
wußte ihn do<strong>ch</strong>. Tue das, was du weißt, sagte ihm Jesus <strong>und</strong> hielt ihm dadur<strong>ch</strong><br />
vor, woran es ihm gebri<strong>ch</strong>t, was ihm das ewige Leben zu einer Ungewissen, entlegenen<br />
Sa<strong>ch</strong>e ma<strong>ch</strong>t. Ni<strong>ch</strong>t darin lag für ihn die S<strong>ch</strong>wierigkeit, daß er den<br />
Weg ni<strong>ch</strong>t kannte, sondern darin, daß er ihn ni<strong>ch</strong>t ging. Das zu gestehen, war<br />
ihm s<strong>ch</strong>wer. Er verteidigt si<strong>ch</strong>, es lägen do<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>wierigkeiten, Unklarheiten,<br />
Anstöße im göttli<strong>ch</strong>en Gebot; wieviel Gr<strong>und</strong> zum Zweifel biete es dar! Sogar<br />
im zweiten Gebot, das unser Verhalten zu den Mens<strong>ch</strong>en ordnet, entdeckt er<br />
die S<strong>ch</strong>wierigkeiten, ni<strong>ch</strong>t bloß im ersten, das uns Gott mit ganzem Herzen<br />
lieben heißt. Sogar das ist oft unklar, was wir einander s<strong>ch</strong>uldig sind. Wer ist<br />
zum Beispiel mein Nä<strong>ch</strong>ster? So läge es do<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t nur an unserer Lieblosigkeit,<br />
wenn wir das ewige Leben verlieren, sondern daran, daß wir ni<strong>ch</strong>t wissen, was<br />
gut <strong>und</strong> was Sünde ist.<br />
Den Mens<strong>ch</strong>en wollte der S<strong>ch</strong>riftgelehrte re<strong>ch</strong>tfertigen; Jesus re<strong>ch</strong>tfertigte<br />
Gott <strong>und</strong> verteidigte die si<strong>ch</strong>ere Klarheit seines Gebots. Um ihm diese zu zeigen,<br />
hat er ihm die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te vom Samariter erzählt. 10,30: Jesus nahm das