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Der integrale Ansatz nach Ken Wilber und seine ... - Michaelegli.ch

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Diplomarbeit Margit Geilenbrügge: <strong>Der</strong> <strong>integrale</strong> <strong>Ansatz</strong> <strong>na<strong>ch</strong></strong> <strong>Ken</strong> <strong>Wilber</strong> <strong>und</strong> <strong>seine</strong> Umsetzung... Seite 12<br />

Wissens" in sein "weites" Wissens<strong>ch</strong>aftsverständnis ein. (NR: 195-271) Dazu definiert<br />

er drei Arten wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Wissens.<br />

2.1 Drei Arten wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Wissens<br />

Die drei Arten wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Wissens werden dur<strong>ch</strong> drei Arten von Wissens<strong>ch</strong>aften<br />

repräsentiert:<br />

- die "objektiven" Natur- <strong>und</strong> Systemwissens<strong>ch</strong>aften<br />

- die Wissens<strong>ch</strong>aften des Geistes (im Sinne des englis<strong>ch</strong>en "mind“) wie beispielsweise<br />

Philosophie, Mathematik etc.<br />

- <strong>und</strong> die "spirituellen Wissens<strong>ch</strong>aften". (NR: 226ff)<br />

Mit dem Begriff "spirituelle Wissens<strong>ch</strong>aften" sind die kontemplativen oder mystis<strong>ch</strong>en<br />

Traditionen gemeint, die in jeder Religion zu finden sind. 15 In Gegensatz zur<br />

institutionalisierten Religion selbst, die si<strong>ch</strong> als vormoderne Institution überwiegend<br />

auf mythis<strong>ch</strong>em <strong>und</strong> dogmatis<strong>ch</strong>em Denken gründet, basiert die spirituelle Wissens<strong>ch</strong>aft<br />

auf direkter mystis<strong>ch</strong>er Erfahrung. (s.u.) <strong>Der</strong> gemeinsame Kern dieser mystis<strong>ch</strong>en<br />

Traditionen besteht <strong>na<strong>ch</strong></strong> <strong>Wilber</strong> in der "Ansi<strong>ch</strong>t, daß die Wirkli<strong>ch</strong>keit aus vers<strong>ch</strong>iedenen<br />

Ebenen der Existenz - Ebenen des Seins <strong>und</strong> des Wissens - zusammengesetzt<br />

ist, die von der Materie über den Körper, den Geist [mind], die "Seele" bis zum<br />

GEIST (spirit) oder der ni<strong>ch</strong>t-dualen Erkenntnis rei<strong>ch</strong>en". 16 (IP:21; Abs<strong>ch</strong>nitt 3.4.3<br />

auf Seite 35) Diese gemeinsame Lehre von den Ebenen des Seins <strong>und</strong> des Wissens<br />

ist religionswissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> eindeutig <strong>na<strong>ch</strong></strong>gewiesen worden. 17 Sie stellt ein Stufenmodell<br />

dar, bei dem jede höhere Ebenen die vorherige eins<strong>ch</strong>ließt, glei<strong>ch</strong>zeitig aber<br />

eine neue Fähigkeit hinzu fügt, so daß eine vers<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong>telte Ordnung zunehmender<br />

Komplexität entsteht. 18 Die Erkenntnisse der modernen Wissens<strong>ch</strong>aften sind diesem<br />

15 Zu diesen spirituellen Traditionen gehören S<strong>ch</strong>ulen wie der Mahajana-Budddhismus (z.B.<br />

Zen), der Vedanta-Hinduismus, der tibetis<strong>ch</strong>e Budddhismus, die jüdis<strong>ch</strong>e Kabbalah, der<br />

islamis<strong>ch</strong>e Sufismus, die neuplatonis<strong>ch</strong>e Lehre des Plotin, <strong>und</strong> die <strong>ch</strong>ristli<strong>ch</strong>e Mystik. Dies<br />

sind ni<strong>ch</strong>t nur philosophis<strong>ch</strong>e, sondern au<strong>ch</strong> psy<strong>ch</strong>ologis<strong>ch</strong>e Systeme, die eine Fülle von<br />

"Injunktionen", praktis<strong>ch</strong>e Übungen anbieten, um den Weg über vers<strong>ch</strong>iedene Bewußtseinsstufen<br />

zur Erkenntnis des (absoluten) GEISTES gehen. <strong>Der</strong> Weg führt über das Bewußtma<strong>ch</strong>en<br />

"fals<strong>ch</strong>er" oder vorläufiger Identitäten (der Identifikation mit "Teil-Selbsten" wie<br />

dem "S<strong>ch</strong>atten", der "Persona", dem "I<strong>ch</strong>" oder dem "Körper-Selbst") zur Erkenntnis der<br />

"wahren" Identität, der Identität mit allem, was existiert. (<strong>Wilber</strong> 1991: 163-185) Die Identität<br />

mit dem Ganzen ers<strong>ch</strong>ließt si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> ein ni<strong>ch</strong>t-duales Bewußtsein, die Illusion "des getrennten<br />

I<strong>ch</strong>s" wird dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>aut, der Dualismus von Subjekt <strong>und</strong> Objekt wird überw<strong>und</strong>en. Die<br />

kontinuierli<strong>ch</strong>e Aufre<strong>ch</strong>terhaltung der ni<strong>ch</strong>t-dualen Si<strong>ch</strong>tweise führt zur "Erleu<strong>ch</strong>tung", einem<br />

äußerst seltener Bewußtseinszustand, der die volle Entfaltung des mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Potentials<br />

ermögli<strong>ch</strong>t. (WSG: 406-427)<br />

16 Die Anzahl der Ebenen s<strong>ch</strong>wankt je <strong>na<strong>ch</strong></strong> Tradition. Die K<strong>und</strong>alini-Lehre. des Hinduismus<br />

weist beispielsweise sieben Ebenen (Chakren) auf: Das erste Chakra (Beckenboden) repräsentiert<br />

den materiellen Aspekt des Mens<strong>ch</strong>en, das zweite bis vierte Chakra den Berei<strong>ch</strong><br />

des Lebens (das Genitalien-Chakra [2] die sexuelle Energie, das Bau<strong>ch</strong>-Chakra [3] allgemeine<br />

Lebenskraft <strong>und</strong> Vitalität, <strong>und</strong> das Herz-Chakra (4) Emotionen, Liebe <strong>und</strong> Zuneigung,<br />

das fünfte Chakra (Hals) steht für den diskursiven Verstand <strong>und</strong> damit für den Geist (mind),<br />

das se<strong>ch</strong>ste (Stirn) für den Berei<strong>ch</strong> der "Seele" <strong>und</strong> siebte Chakra (S<strong>ch</strong>ädelda<strong>ch</strong>) steht für<br />

den absoluten (ni<strong>ch</strong>t-dualen) Geist. (<strong>Wilber</strong> 2001 5 : 51)<br />

17 <strong>Wilber</strong> verweist auf Huston Smith: Forgotten Truth (1976), E.F. S<strong>ch</strong>uma<strong>ch</strong>er: Rat für die<br />

Ratlosen (1979), Arthur Lovejoy: Die große Kette der Wesen (1993) u.a.<br />

18 Die Biosphäre s<strong>ch</strong>ließt die Materie ein, fügt aber glei<strong>ch</strong>zeitig Empfindungen <strong>und</strong> Gefühle<br />

hinzu, die Noosphäre (Sphäre des Geistes) umfaßt die Ebene der Materie, der körperli<strong>ch</strong>en

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