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Der integrale Ansatz nach Ken Wilber und seine ... - Michaelegli.ch

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Diplomarbeit Margit Geilenbrügge: <strong>Der</strong> <strong>integrale</strong> <strong>Ansatz</strong> <strong>na<strong>ch</strong></strong> <strong>Ken</strong> <strong>Wilber</strong> <strong>und</strong> <strong>seine</strong> Umsetzung... Seite 46<br />

ab, si<strong>ch</strong> in "relativer Autonomie" dur<strong>ch</strong> eine Balance zwis<strong>ch</strong>en Agenz <strong>und</strong> Kommunion,<br />

in das größere System, in <strong>seine</strong> Umwelt, einzufügen. Dies gilt, so <strong>Wilber</strong>, für<br />

Atome, Zellen, Organismen <strong>und</strong> Mens<strong>ch</strong>en glei<strong>ch</strong>ermaßen.<br />

Mit der Fähigkeit zur Selbsttranszendenz kommt ein s<strong>ch</strong>öpferis<strong>ch</strong>er Faktor ins<br />

Spiel, denn selbsttranszendierende Systeme sind fähig, si<strong>ch</strong> qualitativ zu verändern.<br />

(Trifft beispielsweise ein Sauerstoffatom unter bestimmten Bedingungen auf zwei<br />

Wasserstoffatome, kann dur<strong>ch</strong> die Fähigkeit zur Selbsttranszendenz ein qualitativ<br />

neues Holon, ein Wasserstoffmolekül, entstehen.) <strong>Wilber</strong> spri<strong>ch</strong>t von einer vertikalen<br />

Dimension, die eine Tendenz zu höherer <strong>und</strong> umfassenderer Ganzheit darstellt. Ein<br />

Holon evolviert auf eine höhere Entwicklungsebene dur<strong>ch</strong> <strong>seine</strong> Fähigkeit zur Selbsttranszendenz<br />

in einem dreiteiligen S<strong>ch</strong>ritt: Es differenziert si<strong>ch</strong> von der bestehenden<br />

Ebene, transzendiert auf die nä<strong>ch</strong>st höhere <strong>und</strong> s<strong>ch</strong>ließt dabei - dur<strong>ch</strong> <strong>seine</strong> Fähigkeit<br />

zur Selbstimmanenz - <strong>seine</strong> "Junior-Holons" ein. Glei<strong>ch</strong>zeitig fügt es eine neue<br />

Komponente, sein eigenes, neues <strong>und</strong> umfassenderes Muster hinzu. 92 So entsteht eine<br />

neue Ganzheit/Teilheit, ein Senior-Holon mit einer neuen Agenz <strong>und</strong> einer neuen<br />

Form der Kommunikation: ein Ganzes mit einer holar<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Struktur <strong>und</strong> kein<br />

"Haufen". 93<br />

Diese Neuartigkeit oder Emergenz eines Holons läßt si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t vollständig aus den<br />

bereits vorhandenen Komponenten abzuleiten <strong>und</strong> damit au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t voraussagen. 94<br />

(EKL: 71-74) Ein Atom beispielsweise, ein "Senior-Holon", das subatomare Teil<strong>ch</strong>en<br />

als "Junior-Holons" eins<strong>ch</strong>ließt <strong>und</strong> transzendiert, ist etwas qualitativ anderes<br />

als die Summe von subatomaren Teil<strong>ch</strong>en. (EKL: 66-69) 95 Holons emergieren also in<br />

einer vers<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong>telten Ordnung (Holar<strong>ch</strong>ie: Hierar<strong>ch</strong>ie von Holons) dur<strong>ch</strong> Transzendieren<br />

<strong>und</strong> Eins<strong>ch</strong>ließen. Die Emergenz, das neu entstandenes Senior-Holon, bewahrt<br />

die Gr<strong>und</strong>funktionen <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>strukturen <strong>seine</strong>r Junior-Holons <strong>und</strong> nimmt sie in<br />

<strong>seine</strong> größere Identität auf. Alle Funktionen, die auf Isolation hinwirken (die Agenz<br />

des Junior-Holons), werden fallengelassen <strong>und</strong> dur<strong>ch</strong> eine umfassendere Agenz ersetzt.<br />

Wenn si<strong>ch</strong> beispielsweise mit dem Emergieren des spra<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>-mentalen Geistes<br />

das "begriffli<strong>ch</strong>e Selbst" herausbildet, werden die Körperimpulse <strong>und</strong> Instinkte, die<br />

92 "Emergierende Eigens<strong>ch</strong>aften sind in allen Berei<strong>ch</strong>en gef<strong>und</strong>en worden - Wirbel <strong>und</strong> Laser,<br />

<strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>en Oszillationen genetis<strong>ch</strong>e Netzwerke, Entwicklungsmuster, Populationsgenetik,<br />

Immunnetzwerke Ökologie, Geophysik. All diesen unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Phänomenen ist<br />

gemeinsam, daß ein Netzwerk neue Eigens<strong>ch</strong>aften entstehen läßt." (Varela, F. u.a.1992: 88<br />

z. n. EKL: 618)<br />

93 Ein Haufen ist eine zufällige Ansammlung von Einzelteilen ohne eine bestimmte Ordnung<br />

oder Organisation wie beispielsweise eine Sanddüne. (s.u.)<br />

94 Emergenz bedeutet deshalb au<strong>ch</strong> Ni<strong>ch</strong>tdeterminiertheit <strong>und</strong> Unbestimmtheit. Voraussagbares,<br />

deterministis<strong>ch</strong>es Verhalten, wie es die Naturgesetze bes<strong>ch</strong>reiben, tritt nur als Grenzfall<br />

auf. Geht die Selbsttranszendenz <strong>und</strong> damit die Kreativität eines Holons gegen Null, wird<br />

sein Verhalten immer genauer absehbar <strong>und</strong> damit wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> voraussagbar. (Ein Beispiel<br />

sind die Gesetzmäßigkeiten der klassis<strong>ch</strong>en Me<strong>ch</strong>anik, bei der es um die Bere<strong>ch</strong>nung<br />

von Bewegung der Masse in Zeit <strong>und</strong> Raum geht.) Aus quantenphysikalis<strong>ch</strong>er Si<strong>ch</strong>t zeigt<br />

si<strong>ch</strong> die Natur ni<strong>ch</strong>t deterministis<strong>ch</strong>, einem me<strong>ch</strong>anistis<strong>ch</strong>es Uhrwerk verglei<strong>ch</strong>bar, sie weist<br />

den Charakter einer "Potentialität" auf, die si<strong>ch</strong> in jedem Augenblick auf vielfältige Weise<br />

neu entfaltet kann. (EKL:71-74; vergl. Dürr 1994: 44)<br />

95 Wenn ein Holon <strong>seine</strong> Struktur ni<strong>ch</strong>t mehr aufre<strong>ch</strong>terhalten kann, zerfällt es in der umgekehrten<br />

Ri<strong>ch</strong>tung, in der es entstanden ist. Es löst si<strong>ch</strong> abwärts in <strong>seine</strong> Subholons in der<br />

glei<strong>ch</strong>en Weise auf, in der es aufwärts entstanden ist: Zellen zerfallen zu Molekülen, Moleküle<br />

zu Atome, Atome zu subatomaren Teil<strong>ch</strong>en. Jants<strong>ch</strong> spri<strong>ch</strong>t hier von der Wirkung eines<br />

ganzheitli<strong>ch</strong>en "Systemgedä<strong>ch</strong>tnisses", das die Auflösung steuert. (Jants<strong>ch</strong> 1979: 86)

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