Der integrale Ansatz nach Ken Wilber und seine ... - Michaelegli.ch
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Diplomarbeit Margit Geilenbrügge: <strong>Der</strong> <strong>integrale</strong> <strong>Ansatz</strong> <strong>na<strong>ch</strong></strong> <strong>Ken</strong> <strong>Wilber</strong> <strong>und</strong> <strong>seine</strong> Umsetzung... Seite 37<br />
Die Entwicklung dur<strong>ch</strong> die neun Stufen des Spektrums vollzog si<strong>ch</strong> als Akt des "Dezentrierens",<br />
als Erweiterung der Perspektive dur<strong>ch</strong> eine umfassendere Form der<br />
Wahrnehmung, die feststellt, daß "wieder ein Stück mehr der ›äußeren‹ Welt in<br />
Wirkli<strong>ch</strong>keit ›innerli<strong>ch</strong>‹, Teil des eigenen Wesens ist". 73 (<strong>Wilber</strong> 2000 4 : 265) - Entwicklung<br />
verläuft jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t ohne Probleme, setzt si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t - quasi automatis<strong>ch</strong> -<br />
weiter fort, sondern ist auf jeder Ebene neuen Ängste, neuen Abwehrme<strong>ch</strong>anismen<br />
<strong>und</strong> der Mögli<strong>ch</strong>keit neuer Pathologien ausgesetzt.<br />
3.5 Pathologien<br />
Bei jedem Evolutionss<strong>ch</strong>ritt kann etwas s<strong>ch</strong>ief gehen. So kann beispielsweise die<br />
Differenzierung zu weit gehen <strong>und</strong> zu Dissoziation werden; anstatt zu integrieren,<br />
wird dann verdrängt. Wenn bei Drehpunkt 1 beispielsweise die Differenzierung ni<strong>ch</strong>t<br />
gelingt, wenn das Selbst mit der physis<strong>ch</strong>en Umgebung vers<strong>ch</strong>molzen bleibt, kommt<br />
es, so <strong>Wilber</strong>, zu s<strong>ch</strong>weren Pathologien wie Psy<strong>ch</strong>osen oder S<strong>ch</strong>izophrenie mit halluzinatoris<strong>ch</strong>en<br />
Vers<strong>ch</strong>wimmen der I<strong>ch</strong>-Grenzen. 74 (EKL: 265) Gelingt die Differenzierung/Integration<br />
des emotionalen Selbst (D-2) ni<strong>ch</strong>t, d. h. verharrt das Selbst beispielsweise<br />
im Vers<strong>ch</strong>melzungszustand mit der emotionalen Umgebung, treten narzistis<strong>ch</strong>e<br />
Persönli<strong>ch</strong>keitsstörungen treten auf. Dem Betreffenden fehlt dann die<br />
Empfindung eines zusammenhängenden Selbst <strong>und</strong> die ganze Welt wird in das eigene<br />
Fühlen mit einbezogen. Eine Dissoziation, ein mißglückter Differenzierungsprozeß,<br />
führt zu einer (Borderline-Symptomatik). 75 (EKL: 270)<br />
Wenn der spra<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Geist emergiert (D-3), kann es (statt zum Eins<strong>ch</strong>ließen <strong>und</strong><br />
Bewahren) zu Unterdrückung der Biosphäre kommen. Sexuelle oder aggressive Impulse<br />
werden im Freuds<strong>ch</strong>en Sinne "verdrängt", neurotis<strong>ch</strong>e Symptome sind die Folge.<br />
Das "verzerrte" Selbst, wird mitges<strong>ch</strong>leppt <strong>und</strong> im Laufe des Lebens (besonders<br />
aber in Krisensituationen) immer wieder aktualisiert. (EKL: 277 ff; IP:74 ff) Auf<br />
dieser Stufe des konkret-operationalen Denkens, so <strong>Wilber</strong>, geht es ni<strong>ch</strong>t in erster<br />
Linie um verleugnete Körperimpulse, sondern um soziale Urteile über die eigene<br />
Person, um irreführende kognitive Orientierungspläne oder "Skript-Pathologien":<br />
"Man bleibt in frühen Rollenanweisungen <strong>und</strong> ›Drehbü<strong>ch</strong>ern‹ stecken, Skripts, die<br />
Standpunkt des anderen Mens<strong>ch</strong>en umfassen. Wenn das ges<strong>ch</strong>ieht, gibt es keinen Hauptdarsteller<br />
mehr, der si<strong>ch</strong> gegen <strong>seine</strong> Feind wehrt. " (J. Beck 1990: 187, 181)<br />
73 Die transpersonalen Formen des Bewußtsein sind bei allen Mens<strong>ch</strong>en als Potential vorhanden,<br />
sie werden zur erlebten Wirkli<strong>ch</strong>keit, wenn entspre<strong>ch</strong>ende Experimente <strong>und</strong> meditative<br />
Übungen dur<strong>ch</strong>geführt werden. <strong>Wilber</strong> spri<strong>ch</strong>t au<strong>ch</strong> von dem Pfad der "Involution", auf<br />
dem eine Mens<strong>ch</strong> <strong>seine</strong> Identität zunehmend erweitert: Von der Identität der "Persona", eines<br />
Rollen-Selbst, gelangt man dur<strong>ch</strong> Integration des S<strong>ch</strong>attens zur Ego-Identität, die den<br />
Körper dur<strong>ch</strong> Integration des Körpers zur psy<strong>ch</strong>osomatis<strong>ch</strong>en Ganzheit des "Zentauren" .<br />
verdrängt, dur<strong>ch</strong> Integration des S<strong>ch</strong>attens auf das auf das "Ego", das den S<strong>ch</strong>atten integriert<br />
74 Ein Psy<strong>ch</strong>otiker ist jemand, so zitiert <strong>Wilber</strong> R.. D. Laing, der ständig "aus <strong>seine</strong>m Körper<br />
springt", er kann beispielsweise ni<strong>ch</strong>t unters<strong>ch</strong>eiden, wo der Körper endet <strong>und</strong> der Stuhl<br />
beginnt. S<strong>ch</strong>were Formen der Psy<strong>ch</strong>ose werden hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> pharmakologis<strong>ch</strong> behandelt,<br />
psy<strong>ch</strong>otherapeutis<strong>ch</strong>en Maßnahmen können als Unterstützung dienen. (ebenda)<br />
75 Ein Mens<strong>ch</strong> kann dann zwis<strong>ch</strong>en dem eigenen Selbst <strong>und</strong> den anderen unters<strong>ch</strong>eiden,<br />
<strong>seine</strong> Persönli<strong>ch</strong>keitsstruktur ist aber so s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>, daß die Person ständig befür<strong>ch</strong>tet, von<br />
anderen überflutet oder verlassen zu werden. Das gemeinsame Problem dieser Störungen<br />
ist, besteht ni<strong>ch</strong>t darin daß das Individuum bestimmte Impulse oder Emotionen des Selbst<br />
verdrängt, sondern "daß es vor allem no<strong>ch</strong> kein getrenntes, individuiertes Selbst besitzt".<br />
(<strong>Wilber</strong> 2001²: 74)