Der integrale Ansatz nach Ken Wilber und seine ... - Michaelegli.ch
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Diplomarbeit Margit Geilenbrügge: <strong>Der</strong> <strong>integrale</strong> <strong>Ansatz</strong> <strong>na<strong>ch</strong></strong> <strong>Ken</strong> <strong>Wilber</strong> <strong>und</strong> <strong>seine</strong> Umsetzung... Seite 38<br />
einem von Eltern, von der Gesells<strong>ch</strong>aft, von Glei<strong>ch</strong>altrigen zugewiesen werden ..."<br />
(EKL: 281) (Beispiel: "I<strong>ch</strong> tauge ni<strong>ch</strong>ts, i<strong>ch</strong> bin ein Verlierer ...") Die Therapie besteht<br />
im Aufdecken dieser Skripts, dem kognitiven Dur<strong>ch</strong>arbeiten <strong>und</strong> ihrem Ums<strong>ch</strong>reiben<br />
im Li<strong>ch</strong>te eines reiferen Denkens. Als Therapieformen eignen si<strong>ch</strong> u.a. die<br />
Transaktionsnalyse (E. Berne 1976) <strong>und</strong> Familientherapien. 76<br />
Die Probleme der formal-operationalen Stufe drehen si<strong>ch</strong> um den Übergang von konformistis<strong>ch</strong>en<br />
Rollen- <strong>und</strong> Moralvorstellungen zu den universellen Prinzipien des<br />
Gewissens <strong>und</strong> der Identität. Wer diese postkonventionelle Stufe errei<strong>ch</strong>t hat, kann<br />
für sein Identitätsgefühl ni<strong>ch</strong>t mehr auf traditionelle Rollenmuster zurückgreifen,<br />
sondern muß auf <strong>seine</strong> eigenen Entwürfe <strong>und</strong> Antworten finden. Die Pathologie dieser<br />
Stufe nennt <strong>Wilber</strong> <strong>na<strong>ch</strong></strong> Erikson mit "Identitätskrise" (EKL: 292) Die Therapie<br />
an diesem Drehpunkt besteht darin, dem Mens<strong>ch</strong>en zu helfen, das konformistis<strong>ch</strong>e<br />
I<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> ein "gewissenhaftes" (vom Gewissen geleitetes) I<strong>ch</strong> zu ersetzen. (IP: 177)<br />
Als Pathologie der Ebene 6 nennt <strong>Wilber</strong> "die Verhaftung im Zentauren" (aufgr<strong>und</strong><br />
einer mangelnde Differenzierung bei D-6). <strong>Der</strong> Mens<strong>ch</strong> bleibt mit der existentialistis<strong>ch</strong>en<br />
Weltsi<strong>ch</strong>t <strong>und</strong> <strong>seine</strong>r existentiellen Angst verhaftet. <strong>Wilber</strong> spri<strong>ch</strong>t von einem<br />
"tiefen existentiellen Leiden", das einsetzt, wenn der Mens<strong>ch</strong> auf dieser Ebene mit<br />
<strong>seine</strong>r Sterbli<strong>ch</strong>keit <strong>und</strong> Endli<strong>ch</strong>keit konfrontiert wird. 77 Hier gibt es keinen mythis<strong>ch</strong>e<br />
Gott mehr, der die Existenzangst zu beruhigen kann <strong>und</strong> au<strong>ch</strong> die rationale Wissens<strong>ch</strong>aft<br />
hilft ni<strong>ch</strong>t weiter weiterhelfen. Die Probleme dieser Stufe, so <strong>Wilber</strong>, können<br />
nur dur<strong>ch</strong> die Transzendenz zur nä<strong>ch</strong>sten Ebene gelöst werden. (ders. 1996:<br />
326ff) 78 (<br />
Eine weitere Form von Entwicklungshindernissen, die an jedem Drehpunkt auftreten<br />
können, sind "Teilpersönli<strong>ch</strong>keiten". Sie bilden "eine Art unterbewußte Gesells<strong>ch</strong>aft<br />
von Formen des Selbst" <strong>und</strong> dominieren meist unbewußt das Verhalten eines<br />
Mens<strong>ch</strong>en. 79 (IP: 118f) (Die gutartige Form von Teilpersönli<strong>ch</strong>keiten sind "funktionale<br />
Selbst-Repräsentationen", Rollen oder Personae (Jung), die zur Bewältigung<br />
bestimmter psy<strong>ch</strong>osozialer Situationen hilfrei<strong>ch</strong> sein können.) Zur Abspaltung von<br />
Sub- oder Teilpersönli<strong>ch</strong>keit kommt es <strong>na<strong>ch</strong></strong> <strong>Wilber</strong>, wenn Facetten des Selbst abgewehrt<br />
werden. Dann löst si<strong>ch</strong> das Selbst bei <strong>seine</strong>m Weg dur<strong>ch</strong> die Wellen der Entwicklung<br />
ni<strong>ch</strong>t völlig von einer vorherigen Stufe, sondern läßt einen Teil von si<strong>ch</strong><br />
zurück. Dieses zurückgelassene Teil-Subjekt wird ni<strong>ch</strong>t als Objekt, als distales "me"<br />
auf der höheren Ebenen dem neuen Selbst eingefügt, sondern wird als unbewußtes<br />
distales "I", als Teilpersönli<strong>ch</strong>keit, auf der vorherigen Stufe zurückgelassen. Das<br />
Selbst der neuen Stufe bleibt weiter aber unbewußt mit ihm verb<strong>und</strong>en. (IP: 273)<br />
76 Na<strong>ch</strong> der Transaktionsanalyse enthält die unbewußte (oder vorbewußte) Skriptprogrammierung<br />
Befehle wie: "Fühle Di<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>uldig!" oder "Sei ängstli<strong>ch</strong>!" (AP: 124)<br />
77 <strong>Wilber</strong> zitiert einen biographis<strong>ch</strong>en Beri<strong>ch</strong>t von Tolstoi, um dieses "existentielle Leiden" zu<br />
<strong>ch</strong>arakterisieren: "Meine Frage, die Frage, die mi<strong>ch</strong> im fünfzigsten Jahr zu Selbstmordgedanken<br />
bra<strong>ch</strong>te, war die allereinfa<strong>ch</strong>ste Frage, die in der Seele eines jeden Mens<strong>ch</strong>en ruht:<br />
›Was wird das Ergebnis meines ganzen Lebens sein?‹ ›Wozu lebe i<strong>ch</strong>? ... Wozu handle i<strong>ch</strong>?<br />
›Ist in meinem Leben ein Sinn, der ni<strong>ch</strong>t zuni<strong>ch</strong>te würde dur<strong>ch</strong> den unvermeidli<strong>ch</strong>en, meiner<br />
harrenden Tod?‹" (L. Tolstoi: "Meine Bei<strong>ch</strong>te", Köln 1978: 44, z. n. EKL: 327)<br />
78 Therapieformen, die si<strong>ch</strong> um die Einheit von Körper <strong>und</strong> Geist bemühen, wie die Gestalttherapie,<br />
Bioenergetik etc. haben das Ziel, den Mens<strong>ch</strong>en zur Identität <strong>und</strong> Verantwortung<br />
mit <strong>seine</strong>m ganzen Sein, <strong>seine</strong>m Geist <strong>und</strong> <strong>seine</strong>m Körper samt <strong>seine</strong>n organis<strong>ch</strong>en Funktionen,<br />
zu führen. (u.a. Perls1974)<br />
79 Typen von Teilpersönli<strong>ch</strong>keiten sind: "Topdog", "Underdog" (Perls); "das Kindheits-I<strong>ch</strong>",<br />
"das Eltern-I<strong>ch</strong>" (Berne), "der innerer Kritiker", "der Versager" etc.