Der integrale Ansatz nach Ken Wilber und seine ... - Michaelegli.ch
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Diplomarbeit Margit Geilenbrügge: <strong>Der</strong> <strong>integrale</strong> <strong>Ansatz</strong> <strong>na<strong>ch</strong></strong> <strong>Ken</strong> <strong>Wilber</strong> <strong>und</strong> <strong>seine</strong> Umsetzung... Seite 65<br />
Organisationsentwicklung hat vier Handlungsdimensionen:<br />
1. die innere individuelle: Intentionalität, innere Potentiale des einzelnen Mitglieds<br />
2. die innere kollektive: Organisationskultur, das "Wir" (Wir-Gefühl/Wir-Bewußtsein)<br />
3. die äußere (objektive) individuelle: körperli<strong>ch</strong>en Verfassung, Verhalten, beoba<strong>ch</strong>tbare<br />
Kompetenzen etc.<br />
4. die äußere kollektive: Prozesse, Strukturen, Formen te<strong>ch</strong>nologis<strong>ch</strong>er <strong>und</strong> materieller<br />
Ausstattung etc.<br />
Organisationsentwicklung s<strong>ch</strong>ließt immer au<strong>ch</strong> die Werte-Diskussion <strong>und</strong> die Frage <strong>na<strong>ch</strong></strong><br />
der Identität ein.<br />
6.2.2 Die Einbeziehung der Entwicklungsebenen<br />
Ein Organisationsmitglied entwickelt si<strong>ch</strong> gemäß <strong>seine</strong>r Tiefenstruktur, <strong>seine</strong>m inhärenten<br />
Muster, in einer bestimmten Stufenfolge (sensomotoris<strong>ch</strong>es, Präop-, Konop-,<br />
selbstreflexives, visionslogis<strong>ch</strong>-<strong>integrale</strong>s Bewußtsein <strong>und</strong> mögli<strong>ch</strong>erweise darüber<br />
hinaus) in vers<strong>ch</strong>iedenen Entwicklungslinien (moralis<strong>ch</strong>, ästhethis<strong>ch</strong>, kognitiv usw.).<br />
Auf jeder Entwicklungsebene entsteht ein neues Selbstgefühl (Selbst-Identität), ein<br />
neues Kognitionsvermögen mit neuen Bedürfnisse <strong>und</strong> einer neuer Art, die Welt<br />
wahrzunehmen. (Kapitel 4, Tabelle 2 auf Seite 41) Das Potential der Tiefenstruktur<br />
wird auf jeder Stufe neu "übersetzt" <strong>und</strong> in vielfältigen Situationen zur Ausformung<br />
gebra<strong>ch</strong>t. Jedes Organisationsmitglied bringt <strong>seine</strong> Bewußtseinsstruktur (sein Art der<br />
Kognition, <strong>seine</strong> Weltsi<strong>ch</strong>t etc.) in die organisationalen Beziehungen <strong>und</strong> Interaktionen<br />
ein <strong>und</strong> prägt damit das kollektive Bewußtsein einer Organisation.<br />
Graves, Beck <strong>und</strong> Cowan haben die Auswirkungen von Bewußtseinsebenen in<br />
Organisationen (im Hinblick auf Führung, Organisationsziele, -strategien etc.) untersu<strong>ch</strong>t.<br />
Das Konop-Bewußtsein beispielsweise wirkt si<strong>ch</strong> in einer Organisation als<br />
"mythis<strong>ch</strong>e Ordnung" aus, die hierar<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Strukturen hervorbringt, auf strenge<br />
Reglementierung, auf Si<strong>ch</strong>erheit, "Re<strong>ch</strong>t <strong>und</strong> Ordnung" orientiert ist. Sie setzt auf<br />
das Pfli<strong>ch</strong>tbewußtsein <strong>und</strong> die Loyalität ihrer Mitglieder. (Beck, Cowan 1996: 231-<br />
37) Eine "rationale Organisation" stützt si<strong>ch</strong> auf ein wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Vorgehensweise<br />
<strong>und</strong> das Eigeninteresse aller Beteiligten, sie zeigt si<strong>ch</strong> wettbewerbs-, leistungs<strong>und</strong><br />
erfolgsorientiert. (ebenda: 250-56) Erst ab der "integrativen" Bewußtseinsstufe<br />
("Second Tier", "Yellow vMeme"), die <strong>Wilber</strong>s "mittlerer Visionslogik" entspri<strong>ch</strong>t,<br />
kommt es in einer Organisation zu partizipatoris<strong>ch</strong>e Prozessen, zu einem Denken,<br />
das systemis<strong>ch</strong>e Zusammenhänge berücksi<strong>ch</strong>tigt <strong>und</strong> <strong>integrale</strong> Problemlösungen<br />
("Win:win:win-Lösungen") zuläßt. (ebenda:174-85)<br />
Entwicklung bedeutet somit eine qualitative Veränderung des Bewußtseins: neue<br />
Bedürfnisse <strong>und</strong> Motive, neue moralis<strong>ch</strong>e Perspektiven <strong>und</strong> eine qualitativ neue Art,<br />
Problemen zu lösen. Eine Organisation deren S<strong>ch</strong>werpunkt si<strong>ch</strong> dem <strong>integrale</strong>n Bewußtsein<br />
nähert, wird neben ihren eigenen Interessen (denen der Organisation <strong>und</strong><br />
ihrer Mitglieder) <strong>und</strong> denen ihrer K<strong>und</strong>en/Klienten weitere, globale Perspektiven<br />
oder Kontexte integrieren ("Win:win:win-Perspektive"). Daraus kann ein neues<br />
Qualitätsverständnis von Produkten <strong>und</strong> Dienstleistungen entstehen, das den Erfordernissen<br />
der natürli<strong>ch</strong>en Umwelt genauso <strong>na<strong>ch</strong></strong>kommt, wie denen einer weltweiten<br />
sozialen Gere<strong>ch</strong>tigkeit <strong>und</strong> somit dem Leitbild einer "zukunftsfähigen Entwicklung"<br />
(sustainability) gere<strong>ch</strong>t wird. 124 Ein Beispiel für ein weltweit erfolgrei<strong>ch</strong>es Unter-<br />
124<br />
Für die Lösung der öko-sozialen Probleme im 21. Jahrh<strong>und</strong>ert entwickelte die "Konferenz<br />
für Umwelt <strong>und</strong> Entwicklung" der Vereinten Nationen 1992 das Leitbild einer "<strong>na<strong>ch</strong></strong>haltigen<br />
Entwicklung" (sustainability) <strong>und</strong> arbeitete Empfehlungen zu dessen Umsetzung in der<br />
"Agenda 21" aus.