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Der integrale Ansatz nach Ken Wilber und seine ... - Michaelegli.ch

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Diplomarbeit Margit Geilenbrügge: <strong>Der</strong> <strong>integrale</strong> <strong>Ansatz</strong> <strong>na<strong>ch</strong></strong> <strong>Ken</strong> <strong>Wilber</strong> <strong>und</strong> <strong>seine</strong> Umsetzung... Seite 42<br />

4 Das Holon-Konzept<br />

Das Holon-Konzept ist eine komplexe Evolutionstheorie, die <strong>Wilber</strong>s <strong>integrale</strong>m<br />

<strong>Ansatz</strong> zugr<strong>und</strong>e liegt. Es erklärt die we<strong>ch</strong>selseitige Verb<strong>und</strong>enheit (Tetra-Evolution)<br />

der kulturellen, sozialen, individuell-psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en <strong>und</strong> physikalis<strong>ch</strong>-biologis<strong>ch</strong>en<br />

Entwicklung. Abbildung 8 auf Seite 44 stellt diese Verb<strong>und</strong>enheit der Evolution von<br />

Materie (Physiosphäre) Leben (Biosphäre) <strong>und</strong> Geist (Noosphäre, grie<strong>ch</strong>.: nous) als<br />

"<strong>integrale</strong> Landkarte" dar. <strong>Wilber</strong> greift in <strong>seine</strong>r Holon-Theorie eine zentrale These<br />

der evolutionären Systemwissens<strong>ch</strong>aften ("Komplexitätswissens<strong>ch</strong>aften") 82 auf, sie<br />

lautet: Die drei großen Berei<strong>ch</strong>e der Existenz (Materie, Leben <strong>und</strong> Geist) sind dur<strong>ch</strong><br />

"homologe" (glei<strong>ch</strong>e <strong>und</strong> ni<strong>ch</strong>t nur ähnli<strong>ch</strong>e) dynamis<strong>ch</strong>en Muster oder Gesetzmäßigkeiten<br />

verb<strong>und</strong>en. 83<br />

<strong>Wilber</strong> faßt diese Gesetzmäßigkeiten in zwanzig Gr<strong>und</strong>aussagen zusammen <strong>und</strong> ergänzt<br />

sie um Aussagen, die die Dimensionen des "Inneren" in den drei Evolutionsberei<strong>ch</strong>en<br />

mit einbeziehen. 84 Die Gr<strong>und</strong>aussagen der evolutionären Systemwissens<strong>ch</strong>aften,<br />

so <strong>Wilber</strong>, decken nur den kleinsten gemeinsamen Nenner ab: Die Physiosphäre<br />

wird dur<strong>ch</strong> sie genauer erfaßt als die Biosphäre, für den Berei<strong>ch</strong> der psy<strong>ch</strong>osozialen<br />

Entwicklung (die Noosphäre) stellen sie nur ein ungenaues Mittel der Bes<strong>ch</strong>reibung<br />

dar. (EKL:54) I<strong>ch</strong> stelle diese Gr<strong>und</strong>aussagen <strong>und</strong> <strong>Wilber</strong>s Ergänzungen im folgenden<br />

zusammenfassend dar.<br />

82 Die "Komplexitätswissens<strong>ch</strong>aften" befassen si<strong>ch</strong> mit den komplexen We<strong>ch</strong>selwirkungen<br />

offener Systeme. Dazu zählen die Allgemeine Systemtheorie von Ludwig von Bertalanffy<br />

(1968), die Theorie si<strong>ch</strong> der selbstorganisierende Systeme von Jants<strong>ch</strong> (1979), die Theorie<br />

von dissipativen Strukturen oder der Unglei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>ts-Termodynamik von Ilya Prigogine<br />

(1992), die Laser-Theorie von Hermann Haken (1990), die autopoietis<strong>ch</strong>e Systemtheorie von<br />

Ilya Prigogine (1992) u.a.m.<br />

83 Das Holon-Konzept ist eine vereinheitli<strong>ch</strong>ende Theorie, die das Innere <strong>und</strong> Äußere von<br />

Materie, Leben <strong>und</strong> Geist wieder zu einem "Universum" ma<strong>ch</strong>t, wieder "in eins kehrt". (EKL,<br />

55-105) Es stellt einen aktuellen Beitrag zur Vereinheitli<strong>ch</strong>ungsdiskussion in den Wissens<strong>ch</strong>aften<br />

dar. Die meisten der modernen Vereinheitli<strong>ch</strong>ungstheorien wie die Quantenfeldtheorie<br />

oder die String-Theorie reduzieren die Wirkli<strong>ch</strong>keit auf physikalis<strong>ch</strong>e Gesetzmäßigkeiten.<br />

Erst die Komplexitätswissens<strong>ch</strong>aften liefern Beweise dafür, daß es gr<strong>und</strong>legenden glei<strong>ch</strong>e<br />

Muster für alle drei Berei<strong>ch</strong>e der Evolution gibt. Damit beginnt si<strong>ch</strong> die Kluft zwis<strong>ch</strong>en<br />

Materie, Leben <strong>und</strong> Geist zu s<strong>ch</strong>ließen. "Die Einheit der Wissens<strong>ch</strong>aft ist ni<strong>ch</strong>t in einer utopis<strong>ch</strong>en<br />

Reduzierung aller Wissens<strong>ch</strong>aften auf Physik <strong>und</strong> Chemie begründet, sondern in den<br />

strukturellen Entspre<strong>ch</strong>ungen der vers<strong>ch</strong>iedenen Wirkli<strong>ch</strong>keitsebenen." (Bertalanffy 1968, S.<br />

87)<br />

84 Dies Ergänzungen, so <strong>Wilber</strong>, widerspre<strong>ch</strong>en ni<strong>ch</strong>t den Systemwissens<strong>ch</strong>aften, sie kommen<br />

nur darin ni<strong>ch</strong>t vor. Die Systemwissens<strong>ch</strong>aften als Wissens<strong>ch</strong>aften der "Ganzheit" haben<br />

zwar den Anspru<strong>ch</strong>, die gesamte Wirkli<strong>ch</strong>keit (alle Systeme von Materie, Leben <strong>und</strong><br />

Geist) zu erfassen, als empiris<strong>ch</strong>e Wissens<strong>ch</strong>aften erfors<strong>ch</strong>en aber ledigli<strong>ch</strong> die (mit den<br />

Sinnesorganen wahrnehmbaren) objektiven Prozesse sowie die Oberflä<strong>ch</strong>en von Objekten.<br />

Die Dimensionen der Tiefe, der Innerli<strong>ch</strong>keit, d. h. die subjektiven Welt des "I<strong>ch</strong>" <strong>und</strong> die<br />

kollektiven Welt des "Wir", die si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> Interpretation ers<strong>ch</strong>ließen, bleiben ausges<strong>ch</strong>lossen.

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