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Der integrale Ansatz nach Ken Wilber und seine ... - Michaelegli.ch

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Diplomarbeit Margit Geilenbrügge: <strong>Der</strong> <strong>integrale</strong> <strong>Ansatz</strong> <strong>na<strong>ch</strong></strong> <strong>Ken</strong> <strong>Wilber</strong> <strong>und</strong> <strong>seine</strong> Umsetzung... Seite 17<br />

si<strong>ch</strong> nur "dialogis<strong>ch</strong>" erheben. Die re<strong>ch</strong>te Seite des Quadrats (OR, UR) steht für die<br />

äußeren Dimensionen der Wirkli<strong>ch</strong>keit, für die beoba<strong>ch</strong>tbaren Einzelphänomene <strong>und</strong><br />

Verhaltensmuster (OR) <strong>und</strong> die kollektiven Verhaltensmuster <strong>und</strong> Strukturen der<br />

Gesells<strong>ch</strong>aft (UR). Die Phänomene der re<strong>ch</strong>ten Seite lassen si<strong>ch</strong> "monologis<strong>ch</strong>" erfors<strong>ch</strong>en<br />

(dur<strong>ch</strong> Zählen, Wiegen, Messen) <strong>und</strong> in der "Es-Spra<strong>ch</strong>e" ausdrücken. Für<br />

diese Quadranten gilt der "Geltungsanspru<strong>ch</strong> der objektiven Wahrheit". Weil jeder<br />

dieser Berei<strong>ch</strong> <strong>seine</strong> eigenen Wahrheitskriterien hat, kann keiner von ihnen auf einen<br />

anderen reduziert werden. 27 (EKL: 179-183, 186ff; vergl. Habermas 1988a: 365)<br />

OL<br />

individuell<br />

OR<br />

individuell<br />

Geltungsanspru<strong>ch</strong>:<br />

Wahrhaftigkeit,<br />

Authentizität<br />

(I<strong>ch</strong>-Spra<strong>ch</strong>e)<br />

Kunst<br />

Geltungsanspru<strong>ch</strong>:<br />

objektive Wahrheit<br />

(Es-Spra<strong>ch</strong>e singular)<br />

Wissens<strong>ch</strong>aft<br />

UL<br />

kulturell<br />

UR<br />

sozial<br />

Geltungsanspru<strong>ch</strong>:<br />

normative Ri<strong>ch</strong>tigkeit<br />

(Wir-Spra<strong>ch</strong>e)<br />

Moral<br />

Geltungsanspru<strong>ch</strong>:<br />

objektive Wahrheit<br />

(Es-Spra<strong>ch</strong>e plural)<br />

Wissens<strong>ch</strong>aft<br />

Abbildung 3: Die "Geltungsansprü<strong>ch</strong>e der Rationalität" in den vier Quadranten (n. EKL: 177-183)<br />

Dur<strong>ch</strong> die Einordnung der drei Berei<strong>ch</strong>e gültigen Wissens in den Kontext der vier<br />

Quadranten wird ihre Zusammengehörigkeit deutli<strong>ch</strong>. Die monologis<strong>ch</strong>en <strong>und</strong> dialogis<strong>ch</strong>en<br />

Wissens<strong>ch</strong>aften mit ihren jeweiligen eigenständigen Wertsphären ers<strong>ch</strong>einen<br />

als komplementäre Berei<strong>ch</strong>e der einen Wirkli<strong>ch</strong>keit: Keine kann weggelassen<br />

werden, ohne daß dadur<strong>ch</strong>ein reduktionistis<strong>ch</strong>es Bild von der Wirkli<strong>ch</strong>keit zu<br />

entsteht. Damit wird einer Theorie des "Fla<strong>ch</strong>landes", die den empiris<strong>ch</strong>-analytis<strong>ch</strong>en<br />

<strong>und</strong> Systemwissens<strong>ch</strong>aften Priorität einräumt, der Boden entzogen.<br />

Ordnet man die unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Wissens<strong>ch</strong>aftsberei<strong>ch</strong>e in die einzelnen Quadranten<br />

ein, ergibt si<strong>ch</strong> folgendes Bild: Die "monologis<strong>ch</strong>e Wissens<strong>ch</strong>aften der Moderne"<br />

wie die Physik, Biologie, Neurophysiologie, Behaviorismus etc. lassen si<strong>ch</strong> dem<br />

re<strong>ch</strong>ten oberen Quadranten (OR) zuordnen, alle Ansätze, die in objektivistis<strong>ch</strong>er<br />

Weise die soziale Wirkli<strong>ch</strong>keit oder die Prozesse der natürli<strong>ch</strong>en Umwelt erfors<strong>ch</strong>en,<br />

dem re<strong>ch</strong>ten unteren Quadranten. (Vergl. Abbildung 4) Die "linksseitigen" Wissens<strong>ch</strong>aften<br />

erheben ihre Daten dialogis<strong>ch</strong>. <strong>Der</strong> obere linke Quadrant (OL) ist der Berei<strong>ch</strong><br />

der introspektiven <strong>und</strong> phänomenologis<strong>ch</strong>en Wissens<strong>ch</strong>aften, der intersubjekti-<br />

27 Moralis<strong>ch</strong>e Prinzipien können beispielsweise ni<strong>ch</strong>t als wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Erkenntnisse vom<br />

S<strong>ch</strong>reibtis<strong>ch</strong> aus verkündet werden, die innere subjektive Wahrheit ers<strong>ch</strong>ließt si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

dur<strong>ch</strong> den monologis<strong>ch</strong>en, re<strong>ch</strong>tseitigen Weg eines Experiments. Als aktuelles Beispiel für<br />

den Berei<strong>ch</strong> des Wir läßt si<strong>ch</strong> die Ethik-Diskussion in den biomedizinis<strong>ch</strong>en Wissens<strong>ch</strong>aften<br />

("Bio-Ethik") nennen. Hier können si<strong>ch</strong> moralis<strong>ch</strong>e Vorstellungen über das Für <strong>und</strong> Wider<br />

dieser neuen Te<strong>ch</strong>nologien ni<strong>ch</strong>t mehr in einem allmähli<strong>ch</strong>en gemeinsamen Prozeß der Bedeutungsbildung<br />

<strong>und</strong> Festlegung von Werten herausbilden. Vielmehr s<strong>ch</strong>afft die vorauseilende<br />

te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>-wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Entwicklung (die Dimension des "Es") Realitäten, die<br />

dann dur<strong>ch</strong> "Ethik-Kommissionen" legitimiert – oder verboten - werden.

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