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Der integrale Ansatz nach Ken Wilber und seine ... - Michaelegli.ch

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Diplomarbeit Margit Geilenbrügge: <strong>Der</strong> <strong>integrale</strong> <strong>Ansatz</strong> <strong>na<strong>ch</strong></strong> <strong>Ken</strong> <strong>Wilber</strong> <strong>und</strong> <strong>seine</strong> Umsetzung... Seite 52<br />

[<strong>und</strong> konventioneller Moral] ähnelt." (ebenda: 18) 103 - Mit dem Emergieren der rationalen<br />

Struktur, gerieten die Mythen unter Legitimationsdruck Als die Rationalität in<br />

der Aufklärung zum bestimmenden Bewußtseinsmodus wurde, wi<strong>ch</strong>en die Imperien<br />

modernen Nationalstaaten. (Abbildung 8: UL, UR, Seite 44) Es kam beispielsweise<br />

zur Trennung von Kir<strong>ch</strong>e <strong>und</strong> Staat, zur Internationalisierung des Re<strong>ch</strong>tes auf der<br />

Basis des "Naturre<strong>ch</strong>ts" <strong>und</strong> damit zur Abs<strong>ch</strong>affung der Sklaverei, der Folter, Erklärung<br />

der Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te etc. 104 <strong>Der</strong> Mens<strong>ch</strong> legte <strong>seine</strong> Rollenidentität, die von einer<br />

gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en <strong>und</strong> kir<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Hierar<strong>ch</strong>ie definiert war, ab <strong>und</strong> entdeckte<br />

<strong>seine</strong> Autonomie. In der Natur der Rationalität liegt, so Habermas, eine Tendenz zur<br />

Universalität, zu einem globalen Bewußtsein, zu einer weltzentris<strong>ch</strong>en Perspektive:<br />

"Nun erst kann das in den rationalen Weltbildern s<strong>ch</strong>on enthaltene universalistis<strong>ch</strong>e<br />

Potential freigesetzt werde. Die Einheit der Welt kann ni<strong>ch</strong>t länger gegenständli<strong>ch</strong><br />

über die Hypostasierung einheitstiftender Prinzipien [wie Gott, Abstammung oder<br />

politis<strong>ch</strong>e Ideologie] gesi<strong>ch</strong>ert werden, sie kann nurmehr (sic) reflexiv über die Einheit<br />

der Vernunft [die vernünftig gestaltete Welt] behauptet werden. Die Einheit der<br />

theoretis<strong>ch</strong>en <strong>und</strong> praktis<strong>ch</strong>en Vernunft ist dann das S<strong>ch</strong>lüsselproblem von modernen<br />

Weltdeutungen." (ebenda: 19 f) 105<br />

Au<strong>ch</strong> wenn die Entwicklung hin zu einer "vernünftigen" Gesells<strong>ch</strong>aft, die mit der<br />

Aufklärung begann, no<strong>ch</strong> längst ni<strong>ch</strong>t anges<strong>ch</strong>lossen ist, bildet si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on ein neuer<br />

soziokultureller S<strong>ch</strong>werpunkt heraus, der si<strong>ch</strong> bisher am deutli<strong>ch</strong>sten in der te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>-ökonomis<strong>ch</strong>en<br />

Basis, "Informationsgesells<strong>ch</strong>aft" genannt, zeigt. (Abb. 8, UR,<br />

auf Seite 44) Die Entwicklung des visions-logis<strong>ch</strong>en (<strong>integrale</strong>n) Denkens (Abb. 8:<br />

OL, 13) <strong>und</strong> dessen Umsetzung in ein Entspre<strong>ch</strong>endes Verhalten (OR, 13) ist dagegen<br />

erst in Ansätzen vorhanden. Ob es si<strong>ch</strong> je zum Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittsbewußtsein der zukünftigen<br />

Epo<strong>ch</strong>e mit einer entspre<strong>ch</strong>enden Kultur <strong>und</strong> Weltsi<strong>ch</strong>t entwickeln wird, ist<br />

offen. 106 Mit Habermas stellt si<strong>ch</strong> folgende Frage: Können Wissens<strong>ch</strong>aft (Es), Moral<br />

103 Die legitime Ma<strong>ch</strong>t des Herrs<strong>ch</strong>ers stützte si<strong>ch</strong> jetzt auf die Funktion der Re<strong>ch</strong>tspre<strong>ch</strong>ung,<br />

das verlangte eine Reorganisation des Re<strong>ch</strong>tes <strong>na<strong>ch</strong></strong> konventioneller Moral. D.h.: "<strong>Der</strong> Ri<strong>ch</strong>ter<br />

... bestraft [jetzt] <strong>na<strong>ch</strong></strong> intersubjektiv anerkannten Re<strong>ch</strong>tsnormen die Regelverletzung<br />

eines S<strong>ch</strong>uldigen." (Habermas 1976: 177)<br />

104 Die Gesetze der "rationalen" Nationalstaaten beispielsweise transzendieren <strong>und</strong> s<strong>ch</strong>ließen<br />

das Römis<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>t, das re<strong>ch</strong>t ihres "mythis<strong>ch</strong>en" Vorläufers, ein. (<strong>Wilber</strong> Shabhala-<br />

Interview II, www.wordlofkenwilber.com [Zugriff: 16.10.2003])<br />

105 Die von Habermas angespro<strong>ch</strong>ene "Einheit der Vernunft" s<strong>ch</strong>eint no<strong>ch</strong> in weiter Ferne.<br />

Die Universalität des Denkens drückt si<strong>ch</strong> zur Zeit am deutli<strong>ch</strong>sten in der "Vorherrs<strong>ch</strong>aft der<br />

intrumentellen Vernunft" aus, die deutli<strong>ch</strong>e Spuren in der Globalisierung der neoliberalen<br />

Wirts<strong>ch</strong>aft hinterläßt. (Kap. 3, vergl. S<strong>ch</strong>umann, Martin 1996) Das Völkerre<strong>ch</strong>t (die Organisation<br />

des Re<strong>ch</strong>tes auf internationaler Ebene) hat dur<strong>ch</strong> die sog. "Bush-Doktrin" (die den USA<br />

das Re<strong>ch</strong>t auf einen "Präventiv-Krieg" zus<strong>ch</strong>reibt) einen s<strong>ch</strong>weren S<strong>ch</strong>aden erlitten, dessen<br />

Folgen ni<strong>ch</strong>t abzusehen sind.<br />

106 Evolution s<strong>ch</strong>reitet dur<strong>ch</strong> Differenzierung, Transzendenz <strong>und</strong> Integration fort, pathologis<strong>ch</strong>e<br />

(Herrs<strong>ch</strong>afts-)Hierar<strong>ch</strong>ien können statt zu integrieren, verdrängen. Als ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>es<br />

Beispiel für eine Dissoziation im Berei<strong>ch</strong> der kulturellen Entwicklung verweist <strong>Wilber</strong> auf die<br />

"Europäis<strong>ch</strong>e Dissoziation", die mit dem Auftau<strong>ch</strong>en des rationalen Bewußtseins aus dem<br />

mythis<strong>ch</strong>en Gruppenzugehörigkeits-Bewußtseins (1600 bis 400 v. Chr.) begann. Mit der<br />

Emergenz des rationalen I<strong>ch</strong>s gerieten Körper <strong>und</strong> Geist in Konflikt, die Abspaltung <strong>und</strong> Abwertung<br />

des Körper waren die Folge. (L. L. Whyte 1950 zit. n. <strong>Wilber</strong> 2001 5 : 226ff) Beispiele<br />

hierfür sind die dualistis<strong>ch</strong>e Rezeption Platons, die Leibfeindli<strong>ch</strong>keit des Christentums, die<br />

Überbewertung des Geistigen gegenüber dem Praktis<strong>ch</strong>en etc. Mit der Emergenz des ratio-

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