Möglichkeiten der verbesserten sozialen Inklusion
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geringem Maße - auch die Vorschriften im Rahmen <strong>der</strong> "Hartz IV"-Gesetzgebung bei,<br />
nach <strong>der</strong> Empfänger von Existenzsicherungsleistungen zum Umzug gezwungen werden<br />
können, wenn die Größe ihrer gegenwärtigen Wohnung und die damit verbundenen Mietzahlungen<br />
einen Grenzwert übersteigen. Ersatzwohnungen finden sie dann nur in solchen<br />
Quartieren, in denen aufgrund von Lage, Image und niedrigerem Wohnungsstandard billige<br />
Wohnungen verfügbar sind.<br />
Die marginalisierte Bevölkerung wird zunehmend in den Quartieren konzentriert, die von<br />
<strong>der</strong> einheimischen Mittelschicht gemieden werden, und die damit verbundene hohe Konzentration<br />
von Schülern mit ungünstigen Lernvoraussetzungen und niedrigem Leistungsniveau<br />
in den Schulen dieser Quartiere wird zu einer weiteren Ursache von Wegzügen.<br />
Damit wird ein Teufelskreis in Gang gesetzt, <strong>der</strong> durch die Stadtpolitik nur schwer zu<br />
steuern ist, und dessen Resultat eine soziale Zusammensetzung <strong>der</strong> Quartiersbevölkerung<br />
ist, von <strong>der</strong> negative (Kontext-)effekte für die soziale <strong>Inklusion</strong> insbeson<strong>der</strong>e von<br />
Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen ausgehen können (vgl. zur Entwicklung <strong>der</strong> post-industriellen<br />
bzw. postfordistischen Stadt: Häussermann/Läpple/Siebel 2008).<br />
Mit wachsen<strong>der</strong> sozialer und kultureller Ungleichheit nimmt in den großen Städten die<br />
sozialräumliche Differenzierung generell zu, denn diese beruht auf <strong>der</strong> allgemeinen Tendenz,<br />
dass soziale Distanzen zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen auch in<br />
räumliche Distanzen übersetzt werden. Daraus ergibt sich eine Tendenz zur <strong>sozialen</strong><br />
Homogenisierung von Quartieren, die es auch dann gäbe, wenn alle Haushalte die Möglichkeit<br />
zur vollkommen freien Wahl ihres Wohnstandortes hätten. Je größer die soziale<br />
Distanz zu einer bestimmten Bevölkerungsgruppe ist, desto größer und deutlicher ist auch<br />
die räumliche Distanz. Dies spiegelt sich in <strong>der</strong> Tatsache, dass in den Städten die beiden<br />
Bevölkerungsgruppen, zwischen denen die größte soziale Distanz herrscht, auch am<br />
stärksten räumlich segregiert sind: die Reichsten und die Ärmsten.<br />
Der Wunsch nach sozialer Homogenität ist eine treibende Kraft für Segregationsprozesse,<br />
denn es "steht einem nichts ferner und nichts [ist] weniger tolerierbar als Menschen, die<br />
sozial fern stehen, aber mit denen man in räumlichen Kontakt kommt" (Bourdieu 1983:<br />
32). Beson<strong>der</strong>s sensibel reagieren Mittelschicht-Haushalte mit Kin<strong>der</strong>n auf eine Nachbarschaft<br />
mit einer relativ großen Dichte an <strong>sozialen</strong> Problemlagen, weil sie einerseits unerwünschte<br />
Einflüsse aus an<strong>der</strong>en Schichten und Kulturen für ihre Kin<strong>der</strong> befürchten und<br />
weil sie an<strong>der</strong>erseits eine Benachteiligung ihrer Kin<strong>der</strong> durch ein zu niedriges Leistungsniveau<br />
in den Schulen annehmen, in denen ein großer Anteil <strong>der</strong> Schüler aus sogenannten<br />
bildungsfernen Haushalten stammt. Sie distanzieren sich dann räumlich von <strong>der</strong> unerwünschten<br />
<strong>sozialen</strong> Umgebung und tragen so zu einer weiteren Entmischung <strong>der</strong><br />
Wohnumgebung bei.