Möglichkeiten der verbesserten sozialen Inklusion
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armen und sozial gemischten Nachbarschaften vergleichend untersucht und dabei einen<br />
gewissen Effekt des Quartiers festgestellt. Die lokalen Netzwerke können Wege in den<br />
Arbeitsmarkt öffnen o<strong>der</strong> sie beschränken.<br />
Mit den Daten <strong>der</strong> schwedischen Bevölkerungsstatistik können Individualdaten in Longitudinalstudien<br />
analysiert werden. Galster et al. (2008) kommen zusammenfassend zu dem<br />
Ergebnis, dass Nachbarschaftseffekte für die soziale Mobilität als unabhängig vom <strong>sozialen</strong><br />
Kontext interpretiert werden können. Nur über lange Sicht ist die soziale Mobilität von<br />
Bewohnern von Quartieren mit einem höheren <strong>sozialen</strong> Status größer. Migranten werden<br />
nach einigen Jahren mit großer Wahrscheinlichkeit sozial mobil, wenn sie ihre ethnische<br />
Enklave verlassen. Bei jüngeren Bewohnern werden verzögerte Effekte festgestellt, wobei<br />
die Schule eine wichtige Rolle für die Variation von Kontexteffekten spielt. Brännström hat<br />
in <strong>der</strong> Untersuchung einer Kohorte aus den 1950er Jahren keine Kontexteffekte feststellen<br />
können, in einer späteren Studie mit einer Kohorte aus den 1970er Jahren aber doch.<br />
Eine Erklärung kann darin liegen, dass in <strong>der</strong> Zwischenzeit <strong>der</strong> Zugang zum Arbeitsmarkt<br />
schwieriger geworden ist und die Konzentration von benachteiligter Bevölkerung in den<br />
großen Städten zugenommen hat. Das Beispiel zeigt, dass die Existenz von Kontexteffekten<br />
auch von makro<strong>sozialen</strong> Entwicklungen abhängig ist.<br />
In einer neueren Publikation kommen Galster/An<strong>der</strong>sson/Musterd (2010) zu dem Ergebnis,<br />
dass statistisch und substanziell signifikante Nachbarschaftseffekte bestehen, auch<br />
wenn die Zusammenhänge nicht linear sind und nach Geschlecht und Beschäftigungsstatus<br />
variieren. Männer, die keine Vollbeschäftigung haben, zeigen sich am empfänglichsten<br />
für den Einfluss von Kontexten.<br />
1.8 Sozialökologische Ansätze in <strong>der</strong> Kindheits- und Jugendforschung<br />
Die Forschung über Kindheit und Jugend beruht bisher vor allem auf Theorien zur Entwicklung<br />
<strong>der</strong> Persönlichkeit und konzentriert sich dabei auf die primären Beziehungen von<br />
Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen in <strong>der</strong> Familie. Die in den dreißiger Jahren erarbeitete Studie<br />
von Muchow/Muchow (1980) über den "Lebensraum des Großstadtkindes" blieb lange<br />
Zeit ein Solitär. Erst in den achtziger Jahren erfuhr <strong>der</strong> soziale Kontext jenseits <strong>der</strong> Familie<br />
mehr Aufmerksamkeit, nachdem Bronfenbrenner mit seiner "ecology of childhood" den<br />
Blick auf die physischen, räumlichen und <strong>sozialen</strong> Umweltbedingungen gelenkt hatte (vgl.<br />
Engelbert/Herlth 2002). Bronfenbrenner war auf die "Kontextuierung", also eine ökologische<br />
Betrachtung aus. Dabei vermied er von Anfang an einen Determinismus, son<strong>der</strong>n<br />
betonte die Wechselwirkungen zwischen Individuum und Umwelt. Damit ergaben sich<br />
Berührungspunkte zur "human ecology" (McKenzie 1924) <strong>der</strong> Chicago-Schule in <strong>der</strong> Soziologie,<br />
nach <strong>der</strong> Quartiere bestimmte Formen des <strong>sozialen</strong> Handelns prägen, weshalb