24.07.2014 Aufrufe

Möglichkeiten der verbesserten sozialen Inklusion

Möglichkeiten der verbesserten sozialen Inklusion

Möglichkeiten der verbesserten sozialen Inklusion

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

- 25 -<br />

armen und sozial gemischten Nachbarschaften vergleichend untersucht und dabei einen<br />

gewissen Effekt des Quartiers festgestellt. Die lokalen Netzwerke können Wege in den<br />

Arbeitsmarkt öffnen o<strong>der</strong> sie beschränken.<br />

Mit den Daten <strong>der</strong> schwedischen Bevölkerungsstatistik können Individualdaten in Longitudinalstudien<br />

analysiert werden. Galster et al. (2008) kommen zusammenfassend zu dem<br />

Ergebnis, dass Nachbarschaftseffekte für die soziale Mobilität als unabhängig vom <strong>sozialen</strong><br />

Kontext interpretiert werden können. Nur über lange Sicht ist die soziale Mobilität von<br />

Bewohnern von Quartieren mit einem höheren <strong>sozialen</strong> Status größer. Migranten werden<br />

nach einigen Jahren mit großer Wahrscheinlichkeit sozial mobil, wenn sie ihre ethnische<br />

Enklave verlassen. Bei jüngeren Bewohnern werden verzögerte Effekte festgestellt, wobei<br />

die Schule eine wichtige Rolle für die Variation von Kontexteffekten spielt. Brännström hat<br />

in <strong>der</strong> Untersuchung einer Kohorte aus den 1950er Jahren keine Kontexteffekte feststellen<br />

können, in einer späteren Studie mit einer Kohorte aus den 1970er Jahren aber doch.<br />

Eine Erklärung kann darin liegen, dass in <strong>der</strong> Zwischenzeit <strong>der</strong> Zugang zum Arbeitsmarkt<br />

schwieriger geworden ist und die Konzentration von benachteiligter Bevölkerung in den<br />

großen Städten zugenommen hat. Das Beispiel zeigt, dass die Existenz von Kontexteffekten<br />

auch von makro<strong>sozialen</strong> Entwicklungen abhängig ist.<br />

In einer neueren Publikation kommen Galster/An<strong>der</strong>sson/Musterd (2010) zu dem Ergebnis,<br />

dass statistisch und substanziell signifikante Nachbarschaftseffekte bestehen, auch<br />

wenn die Zusammenhänge nicht linear sind und nach Geschlecht und Beschäftigungsstatus<br />

variieren. Männer, die keine Vollbeschäftigung haben, zeigen sich am empfänglichsten<br />

für den Einfluss von Kontexten.<br />

1.8 Sozialökologische Ansätze in <strong>der</strong> Kindheits- und Jugendforschung<br />

Die Forschung über Kindheit und Jugend beruht bisher vor allem auf Theorien zur Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Persönlichkeit und konzentriert sich dabei auf die primären Beziehungen von<br />

Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen in <strong>der</strong> Familie. Die in den dreißiger Jahren erarbeitete Studie<br />

von Muchow/Muchow (1980) über den "Lebensraum des Großstadtkindes" blieb lange<br />

Zeit ein Solitär. Erst in den achtziger Jahren erfuhr <strong>der</strong> soziale Kontext jenseits <strong>der</strong> Familie<br />

mehr Aufmerksamkeit, nachdem Bronfenbrenner mit seiner "ecology of childhood" den<br />

Blick auf die physischen, räumlichen und <strong>sozialen</strong> Umweltbedingungen gelenkt hatte (vgl.<br />

Engelbert/Herlth 2002). Bronfenbrenner war auf die "Kontextuierung", also eine ökologische<br />

Betrachtung aus. Dabei vermied er von Anfang an einen Determinismus, son<strong>der</strong>n<br />

betonte die Wechselwirkungen zwischen Individuum und Umwelt. Damit ergaben sich<br />

Berührungspunkte zur "human ecology" (McKenzie 1924) <strong>der</strong> Chicago-Schule in <strong>der</strong> Soziologie,<br />

nach <strong>der</strong> Quartiere bestimmte Formen des <strong>sozialen</strong> Handelns prägen, weshalb

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!