Möglichkeiten der verbesserten sozialen Inklusion
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schlossener Erfahrungsraum mehr. Ob die Wohnumgebung Wirkungen auf das Denken<br />
und Handeln von Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen hat, hängt also auch davon ab, ob sich ihr<br />
Erfahrungsraum auf die nähere Umgebung beschränkt.<br />
Schließlich kann nicht davon ausgegangen werden, dass es eine einfache Wirkungskette<br />
im Sinne eines Reiz-Reaktions-Schemas gibt, bei dem die Wohnumgebung einen Reiz<br />
aussendet, auf den die Bewohner in gleicher Weise reagieren. Vielmehr ist von differenziellen<br />
Wirkungen des Kontextes auszugehen, die nach folgenden Eigenschaften <strong>der</strong> Bewohner<br />
variieren:<br />
- sozialer Lage <strong>der</strong> Herkunftsfamilie (Einkommen, Bildung, Erwerbstätigkeit),<br />
- Qualität <strong>der</strong> Eltern-Kind-Beziehung und einer Reihe an<strong>der</strong>er Resilienzfaktoren, wie interne<br />
Kontrollüberzeugung, realistische Selbsteinschätzung, erwachsene Bezugsperson<br />
außerhalb <strong>der</strong> Familie, starke Wertorientierung (Aufwachsen in einer harmonischen<br />
und stabilen Familie o<strong>der</strong> in sozial und materiell prekären Verhältnissen),<br />
- Alter,<br />
- Geschlecht,<br />
- Wohndauer.<br />
Kin<strong>der</strong>, die in einer behüteten, von einer stabilen Familie gebildeten Umgebung aufwachsen,<br />
sind weniger anfällig für Einflüsse <strong>der</strong> lokalen Umgebung als solche, die zuhause<br />
keine Anerkennung und keine Sicherheit finden. Auch ist das Alter <strong>der</strong> Bewohner eine<br />
entscheidende Variable für die Beeinflussbarkeit durch lokale soziale Beziehungen. Kin<strong>der</strong><br />
und Jugendliche dürften dafür sehr viel offener sein als Erwachsene o<strong>der</strong> gar alte<br />
Menschen. Das Geschlecht spielt insofern eine Rolle, als Mädchen in an<strong>der</strong>er Weise als<br />
Jungen durch die <strong>sozialen</strong> Kontexte in <strong>der</strong> Nachbarschaft beeinflusst sind. Beispielsweise<br />
wird Mädchen durch die Familien weniger Bewegungsraum in <strong>der</strong> Wohnumgebung zugestanden,<br />
sodass sie negativen Kontexteffekten in <strong>der</strong> Wohnumgebung nicht in gleichem<br />
Maße ausgesetzt sind wie männliche Jugendliche. Schließlich ist selbstverständlich die<br />
Wohndauer zu berücksichtigen, denn bei unterschiedlichen Kontexteffekten sind sehr<br />
unterschiedliche "Inkubationszeiten" anzunehmen: Manche Einflüsse, wie z. B. die Stigmatisierung<br />
eines Wohngebietes, können sehr kurzfristig wirken, an<strong>der</strong>e jedoch erst bei<br />
einer längeren Wohndauer. Insgesamt also kann nicht von einer einheitlichen Wirkung<br />
des Kontextes auf "die" Bewohner ausgegangen werden.<br />
Hinzu kommt, dass Bewohner je nach individuellen Eigenschaften und Voraussetzungen<br />
Wirkungen unterschiedlich verarbeiten. Bewohner sind nicht passive "Opfer" <strong>der</strong> lokalen<br />
Verhältnisse, ihre Reaktionen und ihr Umgang sind vielmehr abhängig von sozialer Ein-