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Möglichkeiten der verbesserten sozialen Inklusion

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dien weitere Bestimmungsfaktoren, die aber noch <strong>der</strong> weiteren Bestimmung harren und<br />

gegenüber den beiden Hauptfaktoren von untergeordneter Bedeutung zu sein scheinen.<br />

Für die Erklärung von <strong>sozialen</strong> Ungleichheiten in den Lernständen und im Erwerb von<br />

Bildungszertifikaten wird in <strong>der</strong> Bildungsforschung sehr häufig die von Boudon (1974) eingeführte<br />

Unterscheidung in primäre und sekundäre Herkunftseffekte verwandt. Primäre<br />

Herkunftseffekte sind die Effekte, die sich direkt auf die Entwicklung <strong>der</strong> Kompetenzen <strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen auswirken. Sekundäre Herkunftseffekte bezeichnen Disparitäten<br />

in den Bildungsaspirationen und im Verhalten bei Bildungsentscheidungen <strong>der</strong> Familien,<br />

die unabhängig vom Kompetenzniveau <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen sind (Maaz/Nagy<br />

2009; Becker/Lauterbach 2010).<br />

Primäre und sekundäre Herkunftseffekte werden in erster Linie durch die Familien vermittelt.<br />

Jedoch können beiden Arten von Effekten durch die Situation im Wohnumfeld bzw. im<br />

Stadtteil verstärkt werden:<br />

- Primäre Herkunftseffekte werden durch das Wohnumfeld dort verstärkt, wo die bildungsrelevante<br />

Infrastruktur Mängel aufweist, Angebote zum informellen Lernen fehlen,<br />

die Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen aufgrund homogener Zusammensetzung zu wenig positive<br />

Rollenvorbil<strong>der</strong> finden und kaum Kontakt zu Kin<strong>der</strong>n bzw. Familien mit höheren Bildungsaspirationen<br />

haben und wo nicht nur in <strong>der</strong> Familie, son<strong>der</strong>n auch im Umfeld die<br />

deutsche Sprache zu wenig genutzt wird. In diesem Zusammenhang ist auf Erkenntnisse<br />

aus <strong>der</strong> internationalen und deutschen Bildungsforschung zu verweisen, nach denen<br />

Kin<strong>der</strong> unterer sozialer Schichten während <strong>der</strong> Ferien im Leistungsniveau zurückfallen,<br />

Kin<strong>der</strong> aus besser gestellten Familien den Leistungsstand halten o<strong>der</strong> unter Umständen<br />

sogar verbessern können (Maaz/Baumert/Trautwein 2009: 32 f.; Becker et al. 2008).<br />

- Sekundäre Herkunftseffekte treten vor allem im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong><br />

Schulart bzw. des angestrebten Bildungsabschlusses sowie <strong>der</strong> konkreten Schule in<br />

Erscheinung. So geben Eltern aus höheren Sozialschichten bzw. mit höherem Bildungsabschluss<br />

ihre Kin<strong>der</strong> häufiger in das Gymnasium und weichen hierbei auch häufiger<br />

von den Empfehlungen <strong>der</strong> Lehrer ab. Eltern aus unteren Sozialschichten wählen<br />

das Gymnasium weniger häufig und folgen häufiger den Lehrerempfehlungen. Für dieses<br />

Entscheidungsverhalten gibt es verschiedene Gründe: unterschiedliche Kosten-<br />

Nutzen-Kalküle - die Kosten des Besuchs des Gymnasiums treffen einkommensschwächere<br />

Haushalte stärker, ebenso die Konsequenzen eines möglichen Scheiterns -, unterschiedliche<br />

Wertschätzung von Bildung, unterschiedliche soziale Distanz zur Institution<br />

Gymnasium. Nach dem Stand <strong>der</strong> Bildungsforschung gehen in die Bildungsaspirationen<br />

und -entscheidungen auch sozialräumliche Faktoren ein (Stocké 2009; Böhm-<br />

Kasper/Schuchart/Schulzeck 2007). Eltern orientieren sich bei <strong>der</strong> Entscheidung über

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