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Möglichkeiten der verbesserten sozialen Inklusion

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- Die Familien behielten ihre <strong>sozialen</strong> Beziehungen, die sich sehr stark auf die Verwandtschaft<br />

konzentrieren, in ihre alten Quartiere aufrecht, womit <strong>der</strong> Umzug in ein an<strong>der</strong>es<br />

Quartier nicht auch eine Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong> Netze mit sich brachte. Die Gründe<br />

dafür sind einerseits die enorm hohe Bedeutung <strong>der</strong> Verwandtschaft für die soziale<br />

Einbettung und als Unterstützungsnetzwerke, an<strong>der</strong>erseits die Schwierigkeiten, in <strong>der</strong><br />

neuen Umgebung soziale Kontakte knüpfen zu können.<br />

- Insbeson<strong>der</strong>e für männliche Jugendliche war die Zugehörigkeit zu ihrer Gang oberste<br />

Priorität, in <strong>der</strong> neuen Umgebung wurden sie mit ihrem "Getto-Stil" abgelehnt, sie fanden<br />

keinen Zugang zu den <strong>sozialen</strong> Netzen.<br />

- Zudem war die Wohndauer in <strong>der</strong> neuen Umgebung häufig sehr kurz. Entwe<strong>der</strong> wurden<br />

nach <strong>der</strong> Laufzeit von einem Jahr die Mietverträge nicht verlängert o<strong>der</strong> die Mieten so<br />

stark erhöht, dass die Haushalte erneut umziehen mussten und dann in <strong>der</strong> Regel dies<br />

in Richtung <strong>der</strong> früheren Wohngegend taten.<br />

Insgesamt gelang es also nicht, die Familien, von denen die Mehrheit Alleinerziehende<br />

waren, aus den stark durch die Verwandtschaft geprägten <strong>sozialen</strong> Beziehungen zu lösen.<br />

Die Eltern übten auch keinen starken Einfluss auf die männlichen Jugendlichen aus,<br />

die früheren Kontakte zu vermeiden, zumal diese oft innerhalb <strong>der</strong> Verwandtschaft lagen<br />

und ihnen daher von den Eltern ein großer Vertrauensvorschuss gegeben worden war.<br />

Natürlich ist es von enormer Bedeutung, ein Leben ohne die alltägliche Angst vor Gewalt<br />

und an<strong>der</strong>en Bedrohungen führen zu müssen, aber die Erwartung, dass durch die Erhöhung<br />

<strong>der</strong> individuellen Wahlfreiheit bei <strong>der</strong> Wahl des Wohnstandortes sich die Lebensumstände<br />

insgesamt positiv verän<strong>der</strong>n, wurde enttäuscht.<br />

Daraus zieht die Evaluation (Briggs/Popkin/Goering 2010) vor allem zwei Schlüsse:<br />

- Es genügt nicht, einfach den Wohnort zu wechseln. Der eigene Lebensstil und die Gewohnheit,<br />

sich fast ausschließlich innerhalb <strong>der</strong> Verwandtschaft zu bewegen, werden<br />

dadurch nicht verän<strong>der</strong>t. Mit dem Umzug in eine neue Gegend ist nicht notwendigerweise<br />

<strong>der</strong> Einzug in eine neue soziale Umgebung verbunden.<br />

- Als Lehren für eine Politik, die die Benachteiligung durch die Wohnumgebungen bei<br />

extremer Segregation vermin<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> beseitigen will, kommt die Evaluation zu dem<br />

Ergebnis, dass über die Dekonzentration hinaus die Familien umfassend betreut werden<br />

müssen, weil sie nicht über die Skills und nicht über die Ressourcen verfügen, die<br />

für einen dauerhaften Wechsel <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong> Umgebung notwendig wären. Viele an<strong>der</strong>e<br />

Defizite - die nicht auf die Wohnumgebung zurückzuführen sind, wie z. B. chronische

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