12 <strong>GOE</strong> Fast vier von fünf KlientInnen unserer Studie (78,1%) wurden <strong>in</strong> E<strong>in</strong>richtungen vorstellig, die auch e<strong>in</strong>e ambulante Betreuung anbieten (vgl. Abbildung 3.1). Etwa e<strong>in</strong> Fünftel (21,1%) wurden <strong>in</strong> E<strong>in</strong>richtungen befragt, die e<strong>in</strong>e stationäre Hilfe anbieten. Auch hier gilt, dass sich die Prozentangaben auf mehr als 100% addieren, da KlientInnen aus E<strong>in</strong>richtungen, die mehrere Hilfeangebote haben, mehrfach gezählt werden. Insgesamt liegen Angaben zu 1709 KlientInnen vor: 1295 Männer, 405 Frauen und 9 KlientInnen, bei denen Angaben zum Geschlecht fehlen (vgl. Abbildung 3.2). Bei <strong>der</strong> Berechnung <strong>der</strong> Prozentanteile ergibt sich somit das methodische Problem, ob man die realen Prozente referieren soll (Frauenanteil <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stichprobe 23,8%) o<strong>der</strong> die gültigen Prozente, bei denen die unbekannten Fälle elim<strong>in</strong>iert wurden (Frauenanteil 23,9%). Da <strong>der</strong> Zweck dieser Auswertung dar<strong>in</strong> besteht, die zugrundeliegende Population möglichst exakt zu beschreiben, verwenden wir <strong>in</strong> <strong>der</strong> folgenden Diskussion stets die gültigen Prozente. Diese setzen allerd<strong>in</strong>gs voraus, dass bei denjenigen, für welche die jeweiligen Angaben fehlen, die Werteverteilung identisch mit denjenigen ist, bei denen die Angaben vorliegen. Dies bedeutet etwa, dass wir davon ausgehen, dass die Gruppe <strong>der</strong> 9 KlientInnen ohne Angaben zum Geschlecht aus 2 Frauen und 7 Männern besteht. Besteht e<strong>in</strong> Anlass, anzunehmen, dass diejenigen, bei den Angaben fehlen, e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Merkmalsverteilung aufweisen als diejenigen, bei denen die Angaben vorliegen, und ist die Gruppe <strong>der</strong> KlientInnen ohne Angaben substanziell groß (ab ca. 25 Personen stellen sie knapp 1,5% <strong>der</strong> Stichprobe dar), so ist die Verwendung <strong>der</strong> gültigen Prozente nicht s<strong>in</strong>nvoll. Im Allgeme<strong>in</strong>en nehmen wir aber nicht an, dass diese Schwierigkeiten auftreten. In den Datentabellen werden dennoch jeweils die Stichprobenprozente und die gültigen Prozente als Schätzung <strong>der</strong> Population getrennt aufgeführt. Mit e<strong>in</strong>em Frauenanteil von 23,9% umfasst unsere Stichprobe ungefähr so viele Frauen, wie auch nach dem Statistikbericht 1997-1998 <strong>der</strong> Bundesarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft Wohnungslosenhilfe e.V. (BAG <strong>Bielefeld</strong>, November 2000) zu erwarten wären 2 . Die BAG berichtet für 1998 e<strong>in</strong>en Frauenanteil von 14,4%, dies ist e<strong>in</strong>e Zunahme gegenüber 1997 von 2,4%. E<strong>in</strong>e l<strong>in</strong>eare Extrapolation dieser Zunahme auf das Jahr 2003 würde e<strong>in</strong>en Frauenanteil von 26,4% erwarten lassen. Auch wird e<strong>in</strong>e Zunahme des Frauenanteils seit 1990 um 7,5% berichtet. Dies entspricht e<strong>in</strong>er durchschnittlichen jährlichen Zunahme um 0,9% und würde für 2003 e<strong>in</strong>en Frauenanteil von 19,1% erwarten lassen. Die BAG schreibt: "Wegen <strong>der</strong> relativ großen Dunkelziffer <strong>in</strong> diesem Bereich und e<strong>in</strong>er äußerst ger<strong>in</strong>gen Beteiligung <strong>der</strong> 3 KlientInnen <strong>Problemlagen</strong> <strong>der</strong> <strong>Hilfesuchenden</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wohnungslosenhilfe, Juli 2004 Abbildung 3.1: Anteile <strong>der</strong> KlientInnen aus E<strong>in</strong>richtungen mit unterschiedlichem Angebot ambulante Hilfe stationäre Hilfe Gültig Fehlend Gesamt an<strong>der</strong>e Hilfe teilstationäre Hilfe 6,7% Anzahl Prozent ambulante Hilfe 1335 78,1% stationäre Hilfe 360 21,1% an<strong>der</strong>e Hilfe 347 20,3% teilstationäre Hilfe 114 6,7% männlich 76,2% weiblich männlich Gesamt 21,1% 20,3% Abbildung 3.2: Geschlecht unbekannt 78,1% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% weiblich 23,8% Häufigkeit Prozent Gültige Prozente 405 23,7 23,8 1295 75,8 76,2 1700 99,5 100,0 9 ,5 1709 100,0 2 Der BAG-Datensatz ist e<strong>in</strong>e wichtige, sorgfältig erhobene und regelmäßig aktualisierte Datenquelle zur Population wohnungsloser Menschen <strong>in</strong> Deutschland, so dass e<strong>in</strong> Vergleich wichtiger Kennwerte unserer Studie mit diesem Datensatz von Interesse ist. Es gibt allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>en grundsätzlichen Unterschied zwischen beiden Erhebungen, da diese Studie nur die Erst- und Wie<strong>der</strong>auftritte erfasst, während sich die BAG auf alle KlientInnen bezieht. Dieses unterschiedliche Studiene<strong>in</strong>schluss-Kriterium kann e<strong>in</strong>e Erklärung für unterschiedliche Ergebnisse bei beiden Datensätzen se<strong>in</strong>.
<strong>Problemlagen</strong> <strong>der</strong> <strong>Hilfesuchenden</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wohnungslosenhilfe, Juli 2004 Abbildung 3.3: Alter 140 120 100 80 60 40 20 0 15 20 Alter Mittelwert Median 16,0% 14,0% 12,0% 10,0% 8,0% 6,0% 4,0% 2,0% 0,0% 25 unter 20 30 35 Standardabweichung Maximum Perzentile N 20-24 40 25 50 75 25-27 45 50 Alter Gültig Fehlend 28-29 55 60 30-34 65 35-39 70 75 40-44 80 38.3 38.0 12.2 81.8 28.4 38.0 46.5 1674 35 Abbildung 3.4: Altersvergleich EFO- und BAG-Daten 45-49 50-54 55-59 60-64 65-69 <strong>GOE</strong> E<strong>in</strong>richtungen für Frauen nach § 72 ist <strong>der</strong> tatsächliche Frauenanteil m<strong>in</strong>destens mit ca. 21% anzusetzen..." (ebd., S. 9). Unsere Studie ergibt mit 23,9% e<strong>in</strong>en Anteil, <strong>der</strong> sich <strong>in</strong>nerhalb dieses von den BAG-Daten zu erwartenden Bereichs zwischen 19% und 26% bef<strong>in</strong>det. Die StudienteilnehmerInnen s<strong>in</strong>d im Durchschnitt 38,3 Jahre alt (Mittelwert). Abbildung 3.3 zeigt die leicht l<strong>in</strong>ksschiefe Altersverteilung. E<strong>in</strong> Viertel <strong>der</strong> KlientInnen s<strong>in</strong>d 28,4 Jahre o<strong>der</strong> jünger (M<strong>in</strong>imum: 15,9 Jahre), e<strong>in</strong> Viertel 46,5 Jahre o<strong>der</strong> älter (Maximum: 81,8 Jahre). Abbildung 3.4 zeigt e<strong>in</strong>en Vergleich zwischen <strong>der</strong> Altersverteilung, wie sie die BAG 1998 erhoben hat und den Daten <strong>der</strong> EFO. Es fällt auf, das beide Verteilungsformen sehr ähnlich s<strong>in</strong>d. Die BAG gibt lei<strong>der</strong> ke<strong>in</strong>en Altersmittelwert an, e<strong>in</strong>e Schätzung anhand <strong>der</strong> Kategorienmitten ergibt aber e<strong>in</strong>en Altersdurchschnitt von 41,4 Jahren. Auch hier f<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong>e deutliche Übere<strong>in</strong>stimmung zu den EFO Daten mit e<strong>in</strong>er Abweichung von nur 2,1 Jahren. Altersklassen EFO 2003 BAG 1998 unter 20 4,7% 1,9% 20-24 12,6% 8,2% 25-27 7,0% 5,6% 28-29 4,1% 4,4% 30-34 12,9% 13,3% 35-39 14,3% 15,3% 40-44 14,8% 15,1% 45-49 13,2% 11,9% 50-54 7,3% 8,2% 55-59 4,0% 7,2% 60-64 2,9% 5,5% 65-69 1,3% 2,0% über 70 0,7% 1,5% BAG EFO 13