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Luzerner Historische Veröffentlichungen - edoc

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c) Die Sterblichkeit in KrisenzeitenDie demographischen Krisen, von denen bisher so oft andeutungsweise dieRede war, nehmen im Kapitel der Mortalitätsgeschichte eine zentrale Stellungein. - Die Frage der Häufigkeit und der Intensität der Notzeiten und ihre Auswirkungenauf die demographischen Komponenten ist einer der Angelpunktedieses Bevölkerungskapitels.Jean Meuvret sind Hinweise auf die Zusammenhänge, die demographischeKrisen bedingen, zu verdanken. 20 Er hat die Relationen zwischen Ernteerträgenund allgemeiner Preissituation untersucht und interpretierte ihre Auswirkungenauf die Bevölkerungsentwicklung. - Anhand der genannten Komponentenlässt sich die Mechanik einer demographischen Krise bis in ihre Einzelheitenund Abhängigkeiten verfolgen. Die wesentlichen Erscheinungsformen einerKrise seien vereinfachend vorgestellt :a) Hohe Sterblichkeit, unauffälliges Absinken oder Stagnation der GeburtenundHeiratszahlen, normale Preissituation (vor allem der Kornpreise)lassen die Krise als eine epidemische definieren.b) Hohe Sterblichkeit, absinkende Heirats- und Geburtenzahlen während derKrise und sprunghaftes Ansteigen der Preise für kürzere oder längere Zeitergeben das Bild einer eigentlichen demographischen Krise, die sich alleinschon durch eine auffallige Baisse der Konzeptionen anzeigen kann undgefolgt ist von einer temporär heftigen Gegenbewegung der drei Komponentenunmittelbar nach der Krise: äusserst geringe Sterblichkeit, mehrEheschliessungen und Geburten.Selten erscheinen die demographischen Ereignisse in dieser vereinfachtenForm; die epidemischen und demographischen Krisen können sich gegenseitigdurchaus bedingen. - Selbst die Pestepidemien, die wie Blitze in das Bevölkerungsgefügeeinschlugen, wurden oft durch wirtschaftliche Voraussetzungenbegünstigt. Schlechte oder ungenügende Nahrung schwächte die Resistenzweiter Bevölkerungskreise, und unter diesen Umständen setzte ein ganzesKarussell von Reaktionen ein, welches die Schlagkraft der Epidemie noch weitersteigerte : Von Hunger und Panik getrieben, bewegte sich ein Zug verstörterund notleidender Menschen in andere, unverseuchte Gebiete, um dort Schutz,Brot und Arbeit zu finden. Auf ihrer Wanderung steckten sie weitere Leute anund brachten auch diese ins Grab. 21Die Modelle solcher Bevölkerungskrisen enthalten als wichtigen Indikatordie Preise, welche in diesen Notjahren vor allem für Korn, Weizen und anderewichtige Lebensmittel bezahlt werden mussten.Für die Feststellung der Relationen zwischen den Preislagen und der demogra-20 Meuvret, Les crises de subsistances et la démographie de la France d'ancien régime;vgl. auch Ruwet, Crises de mortalité et mortalités de crise.21 Vgl. Kap. Grobauszählung, 3.1 a); Piuz A.-M., La Disette de 1693/94 à Genève; eadem,Alimentation populaire et sous-alimentation au XVIIe siècle. Le cas de Genève.88

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