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Luzerner Historische Veröffentlichungen - edoc

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In den kleineren Betrieben verspürte man Krisenzeiten besonders empfindlich,da hier die Lebensbedingungen viel verletzbarer waren als in den grossenLiegenschaften. Die Krisen zeitigten hier langfristige Auswirkungen.Wilhelm Abel hat die Bedeutung der Erträge und deren Einfluss auf dieEinkommensbedingungen anhand vergleichender Ertragsbilanzen herausgearbeitet.25Nicht nur die kurz befristete Agrarkrise mit ihren Preissteigerungen undEinkommensverlusten, sondern ebenso stark langfristige Ereignisse auf demPreissektor bei mittleren oder sogar guten Ernteerträgen wirkten sich auf diewirtschaftliche Situation der bäuerlichen Betriebe negativ aus. So vermag derBauer aus guten Ernten infolge niedrigerer Getreidepreise und grösseren Angebotenweniger Geld zu lösen als aus mittelmässigen Ernten, die besser auszahlen.- Die Entlebucher Klein- und Mittelbetriebe profitierten demnachlangfristig von Normalernten mehr als von Spitzenernten. Eine einzelne guteErnte vermochte den Kapitalbedarf nicht zu decken. Langfristig mittelmässigeErnteerträge und die gesündere Marktsituation lieferten grössere Erlöse.Die Darstellung der Verschuldung und die hohen Verschuldungsziffern zeigen,dass die Bauern auch langfristig immer auf grosse Bargeldsummen angewiesenwaren, um der Deckung der Zinslasten nachkommen zu können. Diese verändertensich ja von Jahr zu Jahr - unabhängig vom Ernteertrag - nicht. DieZinsherren standen auch in schlechten Jahren mit offenen Händen vor ihrenSchuldnern. Eine Folge misslicher und sogar allzu guter Jahreserträge musstedaher ständig neuen Geldbedarf begründen, welcher nach neuen Gülterrichtungenrief, die die persönliche Existenz und die Sesshaftigkeit auf dem Gutabsichern mussten.Neben diesen äusseren Einflüssen, welche die Verschuldungsziffer der Liegenschaftenin die Höhe treiben konnten, waren an der Entwicklung der Verschuldungdie Bedingungen innerhalb der landwirtschaftlichen Betriebsführungmassgeblich beteiligt.Nach geltendem Landrecht waren alle Geschwister in der Erbfolge gleichberechtigt.26 - Als Folge des Bevölkerungswachstums und der zunehmendenLebenserwartung im 18. Jahrhundert beanspruchten mehr Leute als früher ihrErbteil; daraus ergab sich eine sehr starke Güterzersplitterung. Verzichtetendie Erbberechtigten auf die Realnutzung, mussten sie durch die Erbauskäufeentschädigt werden. Dies geschah meist in der Form hoher Gültsummen, diedem Nutzniesser der ererbten Liegenschaft schwer zu schaffen machten.«Wie sich das väterliche Grundstück theilt, so theilt sich auch der Gewinnstin mehrere Zweige», schreibt Stalder, «daher hie und da nur kleinere, voneinem grossen Grundstück abgerissene Güter. Derley Familien können oft mitall ihrer Erbschaft, besonders wenn sie leider zu sehr übergültet ist, sich25 Abel W., Agrarkrisen und Agrarkonjunktur 22ff.; zum Problem der Verschuldung 202ff.26 Schnyder, Geschichte I, 130, 160; Bitzi, Landrecht, BHK (1948) 74 ff.190

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