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Luzerner Historische Veröffentlichungen - edoc

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Die Missernte in Entlebuch hatte aber nur eine geringfügige, kurzfristignegative Auswirkung auf den natürlichen Bevölkerungszuwachs. In den Jahren1741 bis 1742 war die Bevölkerungszunahme wohl defizitär (minus 11, Erntejahr1741/42 bis 1742/43 : minus 25), aber in den folgenden vier Jahren (1744 bis1747) nahm die Bevölkerung um 47 Personen zu: Fast ein halbes Jahrhundertfrüher hatte die Krise von 1690/93 erst nach 8 Jahren ausgeglichen werdenkönnen. Die seit den späten 30er Jahren hohe Fruchtbarkeit und die Entwicklungder allgemeinen Sterblichkeit verringerten die im Vergleich zu früherenKrisenjahren langdauernden Auswirkungen beträchtlich.Die hohen Totenzahlen von 1756 bis 1758 in Entlebuch waren die Folge einerallgemeinen Grippeepidemie. Dr. Lang, vom Sanitätskollegium beauftragt, dieUrsachen der Krankheit festzustellen und ihr Auftreten zu diagnostizieren,berichtete: «Er habe vernommen, dass in diesem Kilchgang seither demMonath December über 65 Persohnen seyen verwahret worden, von welchen28 gestorben seyen. Die Kranckheit seye bestanden in hitzigen Fieberen mit -und ohne - stich, auch hitzigen Gallenfieberen, welchen das Aderlassen undkühlende Mittel zum besten gethan hätten: die meiste Krancken seyen von demMr. Matthias Mengis 31 mit bestem Erfolg tractiert worden.» - Gleichzeitigseien in Marbach Fälle von Lungenentzündung aufgetreten, von denen alleAlter und Geschlechter angegriffen worden seien. Zuerst habe man Fröste,dann Hitze und Husten feststellen müssen; «bey villen verlohre sich das Gehör»,diese seien dann auch meist gestorben. «Seit St. Johann Baptisten Dagseien 116 Persohnen kranck gewesen, von welchen 26 gestorben; gleichvieleseien noch kranck, davon würden auch noch einige sterben.» Schüppach inLangnau 32 habe die Krankheit als Fleckfieber diagnostiziert. - Ausserdemhabe er - Lang - die Marbacher Josef und Franz Stadelmann, die nicht demKollegium der Mediziner angehörten, nach deren Medikamenten befragt.Diese hätten schweisstreibende Mittel und aufweichende Getränke verschrieben.Er selber führe die Krankheit auf die grossen Temperaturschwankungenzurück, und habe als Rezepte Aderlassen, Fleisch, Gerstenbrühen und dünngesottene Eier zur Anwendung empfohlen. Allerdings bestehe die Gefahr, dassdie Patienten, wenn sie innerhalb weniger Tage keine Besserung verspürten, einfachden Arzt wechselten. 33 In anderen Rezepten wiesen die Ärzte auf unzureichendeNahrung hin und verschrieben grünes Gartengewächse, Obst,Frischfleisch und frisches Brot, dies im anbrechenden Frühling, als die Vorräteder letzten Ernte zur Neige gingen und die ungenügenden Konservierungspraktikenden Nährwert und die Essbarkeit wichtiger Nahrungsmittel verminderten.Besonders die armen Bewohner verfügten über das von den Ärztenund Dorfchirurgen verschriebene Quantum Lebensmittel zu dieser Zeit kaummehr: «Das Fieber greift gern diejenigen an, die durch ihre schwächliche31 Michel 273, 277.38 Fetscherin.33 StA LU Seh 742.91

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