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Luzerner Historische Veröffentlichungen - edoc

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1785 wurde diese Regelung wegen der hohen Zahl der Armengenössigen und derVerknappung der Landreserven erneut abgeändert. Der Rat beschloss, «dassfürohin jene Landleüth, welche nur auf Hauslähen sizen und kein eigenesLand haben für Arme, diejenigen aber, so für zwey Kühe Winterung und füreine Sommerung haben und darzu das Land besizen, auch solche, welcheCapitalgutt besizen und Land vermöchten, für Reiche geachtet und mithinleztern aufzutreiben schuldig seyn» sollen. Den Armen solle das bisher ausgeteilteLand fortan «von dem wirklich schon eingeschlagenen fürohin aufLebenslang gegeben werden»; eine Verpachtung werde ihnen freigestellt odereine Entschädigung von 3 Gl jährlich zugesichert. Einen Anspruch auf Nutzungdurften aber nur Landleute erheben, die älter als 25 waren und ein eigenesHaus, Heim oder Lehen besassen, «auf welchem (sie) Sommer und Wintersich haushäblich» befinden. Den Hintersassen durfte das Land «unter garkeinem Tituli» verpachtet oder sonst zur Nutzung hingegeben werden.Trotz der Verordnungen und Regelungen der Hochwaldnutzung für die armenLeute klagten im Jahr 1800 die Gemeinden Marbach und Hasle offen auf Umfragenüber die Situation des Armenwesens. 93 Die Armen würden kaum Gemeindelanderhalten, und dieses werde so genutzt, dass es «mehr den Wohlhabendenals Armen» zugute komme. Hasle vermerkte, der ausgeprägte «Egoismusin Benutzung des Gemeindelandes» fördere die Armut geradezu.Bei der Untersuchung der Ursachen der Armut und Verarmung können in diesemKapitel nur einige allgemeine Hinweise beigefügt werden. Denn Armut istnicht nur ein Spiegelbild der sozialen Verhältnisse; die institutionellen, politischenund wirtschaftlichen Faktoren sind mit ihr untrennbar verbunden.Deren Auswirkungen werden daher bei der Darstellung in den verschiedenenfolgenden Kapiteln noch genauer interpretiert werden können.Das Ausmass der allgemeinen Verschuldung 94 , die unterschiedliche Anerkennungder Nutzungsberechtigung für Landleute und Hintersassen, die soebenverfolgt werden konnte, und die für die soziale Lage der zahlreichen unterstützungsbedürftigen,armen Leute von grosser Bedeutung war 95 , die durch dieBevölkerungsentwicklung geförderte Verknappung der Bodenkapazität beigleichbleibender, konservativ gehandhabter, landwirtschaftlicher Betriebsführung96 und andere Ursachen waren an der hohen Ziffer der armengenössigenBevölkerung massgeblich beteiligt.Bei der helvetischen Umfrage über die Armenverhältnisse standen auch dieseBeurteilungen im Vordergrund. In Marbach war man missmutig über die Ver-98 StA LU Akten 27/81 C. Entwurf eines Plans zu einer zweckmässigen Armenanstalt imDistrikt Schüpfheim, 28. Nov. 1800; zur Entwicklung des Armenwesens im 19. Jahrhundertvgl. Häfeli.94 Vgl. Kap. Die Verschuldung der bäuerlichen Liegenschaften im 18. Jahrhundert, 4.6.95 Vgl. Kap. Das Hochwaldwesen, 4.3.96 Vgl. Kap. Die Rentabilität der Alpwirtschaft, 4.7 d).135

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