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Luzerner Historische Veröffentlichungen - edoc

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allem der Saisonarbeiter) prädestinieren das Gebiet als möglichen Ausgangspunktfür den Entlebucher Kartoffelanbau. Die Frucht war hier seit dem Endedes 17. Jahrhunderts angepflanzt worden; in den Vogesen hatte sie in den1690er Jahren weite Verbreitung gefunden. 48 Man darf auch an aufmerksameEntlebucher Soldaten denken, die auf ihren Märschen in Frankreich die Vorteileder Frucht kennenlernten.Als wichtige Promotoren der Innovation müssen die armen, besitzlosen Leuteangesehen werden, denen neugerodete Gebiete zur zeitweiligen Nutzung überlassenwurden. Diese konnten mit der Kartoffel schnell und optimal genutztwerden. Die Frucht war billig zu erstehen, ertragreich, mit wenig Aufwandund Pflege anzupflanzen und einzubringen. Den Armen bedeutete sie eine zuverlässigeSicherung des Lebensmittelangebotes. Aus ihren Erfahrungen profitiertenspäter auch die anderen Bevölkerungsteile. Braudels Formulierungdieser Zusammenhänge gilt auch für das Entlebuch : «Tant il est vrai qu'habitudeset tabous alimentaires touchent aux racines mêmes des civilisations;il se modifient rarement du jour au lendemain. Les premiers, les pauvres fontles frais de l'expérience.» 49Den Ortsvorgesetzten, die sich, wie wir sahen, vehement für den Kartoffelanbaueinsetzten, war die Bedeutung der Frucht für die ärmere Bevölkerungsschichtoffenbar bewusst: Dadurch konnte die Belastung der Gemeinden durch dieArmenunterstützung - die eben zu dieser Zeit intensiv diskutiert wurde 50 -wesentlich gemässigt werden. Durch die Verminderung der Armenkosten wurdenauch die Belastungen der reicheren Leute gelindert.Die Kartoffel dominierte bald die Ackerbauproduktion. - Das Zehntenbuchvon Entlebuch führt um 1750 die Kartoffelsaat so häufig auf, dass man annehmenmuss, die Frucht sei allgemein heimisch gewesen. Die Hochwald-Leutepflanzten beinahe ausschliesslich Kartoffeln an. 51 - In Schüpfheim hatten 1782von 302 Abgabepflichtigen 95 Prozent Erdäpfel, zwei Drittel Gerste geerntet.«Die Erdäpfel oder Kartuffeln aber machen weit den beträchtlichsten Theildes Angepflanzten aus», berichtet Schnyder und beschreibt die Vorteile derFrucht für die entlebucherischen Verhältnisse 52 : «Solche werden hin und wieder,in schlechterm und besserm Lande, in Weyden und Wiesen, und auf allerhandArten gepflanzet; gedeien auch meistens wohl, ausser in nassem Boden.»Dieser werde vorerst mit der Haue gelockert und dann mit der Asche der verbranntenGrasdecke gedüngt. Die Frucht verschaffe den Leuten grosse Vorteile,denn «so sehr, als die Getreidearten kann sie der Hagel nicht beschädigen; fastohne alle Zurüstung beym Kochen giebet sie eine schmackhafte, sättigende undfür Arbeitende nicht ungesunde Nahrung ab, und lässt sich besonders zu den48 Jeannin 11 ; Juillard 213 ff.Braudel, Civilisation 126.50 Vgl. Kap. Armenwesen, 3.5 d).51 Zehntenbuch Entlebuch.52 Schnyder, Geschichte II, 82, 84f.169

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