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Luzerner Historische Veröffentlichungen - edoc

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Neben den Lohnarbeitern wurden im Verlaufe der zweiten Jahrhunderthälfteauch die Kleinbauern sehr betroffen. Ihr einziger Reichtum war die Ernte. Dielandwirtschaftlichen Betriebe, durch hohe Verschuldung in der Existenz gefährdet,warfen im Verhältnis zu den Aufwendungen zu wenig ab; die imVergleich zu früher höheren nominalen Geldeinkommen wurden durch erhöhteLebenskosten nivelliert, und Verluste von Vieh, Erntegut oder verdorbenenLebensgütern wogen nun schwerer. Langfristig war nur den Mittel- undGrossbauern eine rentable Betriebsführung möglich.Die rapide Steigerung der Preise wurde durch obrigkeitliche Eingriffe zudrosseln versucht. Seit den 60er Jahren wurde der Markt immer stärker obrigkeitlichemEinfluss unterworfen. Nachdem in früheren Zeiten Erklärungen undder Erlass von Mandaten meist mit temporären Versorgungsschwierigkeitenzusammengefallen waren, wurde nun die Beobachtung des Marktgeschehenszur dauernden Beschäftigung. 1768 wurde die Errichtung der Victualienkammerbeschlossen, die mit einer Untersuchung beauftragt wurde, «warum dermalennicht allein die Lebensmittel, sondern auch alle andern Sachen, so zur Bekleidungund sonsten vonnöthen seyend, in so hoch und theueren Preis sichbefinden». 29 Die Kommission hatte festzustellen, was das Land produziere undkonsumiere und wie gross in der Stadt der Getreide-, Fleisch-, Butter- undübrige Bedarf an Lebensmitteln wöchentlich und jährlich sei. Diesen Untersuchungenfolgten intensivere Restriktionen. Fürkauf und zwischenstaatlicherHandel wurden unter scharfe Kontrolle gebracht und die Preise für wichtigeLebensmittel, wie Milch, Rahm, Butter, Fleisch, Wein usw., kontrolliert.Der Kommission war auch die Aufgabe übertragen, in Krisenjahren die Versorgungsicherzustellen und Lebensmittelkäufe zu organisieren. 30 - Mit denobrigkeitlich organisierten Gegenmassnahmen wurden aber die Marktverhältnisseeher noch verunsichert. Die Fürkaufverbote, Preisbindungen, Importbemühungen,Marktsperren, Mandate gegen Bettel, Luxus usw. verstärktendie Nervosität der Betroffenen. Die Märkte wurden damit vorerst eher stärkerspekulativen Machenschaften ausgesetzt. 315.4 ZusammenfassungDie Selbstversorgung im Entlebuch war eine bewusste Reaktion auf die geographischund verkehrstechnisch ungünstige Marktlage. Auf dem Importwegewurden vor allem unentbehrliche Lebensmittel beschafft: Salz, Wein (späterSchnaps), in Zeiten des gestörten inländischen Angebots Getreide. DieseGüter wurden meist im Austausch mit Entlebucher Landesprodukten verhandelt.Den wertmässig grössten Exportanteil hatte der Käse. Dieser wurde alsEmmentaler Käse vor allem über die bernischen Händler, die im Entlebuch29 StA LU Victualien-Kammer-Protocoll, cod. 5650, 1.30 Vgl. Kap. Das Jahr 1770/71, 3.4 d); Meyer.31 Vgl. Wermelinger 58ff.; Kap. Die bäuerliche Gesellschaft, 6. c).247

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