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Luzerner Historische Veröffentlichungen - edoc

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efürchteten eine Beschränkung ihrer geistlichen Autorität und dass sie «durchEinsetzung der Inspektoren der Aufsicht über die Schulen enthoben» werdenkönnten. Die Eingriffe der Regierung in bislang kirchliche Bereiche und dieVerhandlungen über die Abschaffung der Zehnten kosteten die Obrigkeit dieMitwirkung einflussreicher Personen. - Von anderer Seite berichtete man nachLuzern, der Erfolg lasse auf sich warten, weil es Vorgesetzte gebe, die denZeichen der Zeit nicht zu folgen vermöchten und meinten, eine Regierung könnenie glücklicher sein, «als wenn man den Landmann in der Dummheit erhaltenkönne». Den «reichern Eigenthumsbesitzern» war die «Franzosenschule»verdächtig.Die Regierung war besonders auf die Mitarbeit der Pfarrer angewiesen. DerErziehungsvorsteher konnte sogar vom Ansehen der Schulen in den Gemeindenauf den Einsatz der Geistlichkeit schliessen.Den Berichten des Schulinspektors Pfarrer Stalder, des besten Aufsehers, dendas Entlebuch um diese Zeit haben konnte, ist zu entnehmen, dass das Schulwesenzu Beginn des 19. Jahrhunderts im Amt noch im argen lag. - In Schüpfheimund Escholzmatt existierte wohl je eine Amtsschule, in Entlebuch undMarbach eine Normalschule, in Flühli je eine im Dorf und eine bei den Glasernim Kragen; in Hasle und Romoos fanden hie und da Unterrichtsstunden statt,in Doppleschwand überhaupt keine. - Die Schulzeit dauerte in Schüpfheimvom Montag nach 3 Königen bis Anfang Fasten, in Escholzmatt von MitteDezember an etwa 10 bis 12 Wochen, in Flühli drei Wintermonate, in Romoosnach Weihnachten 4 bis 5 Wochen. - Von den insgesamt 1679 schulpflichtigenKindern besuchten lediglich 687 (41 %) den Unterricht. In Marbach erschienen24 Prozent der Kinder.Die Schulzeit fiel freilich in die ungünstigste Jahreszeit. Hoher Schnee, langeund schlechte Wege und ungünstige Witterung machten es vielen Kindern unmöglich,überhaupt zur Schule zu gelangen. Dazu kam die wegen der Kürzeder Tage kaum lohnende Schulzeit; der Unterricht dauerte nur wenigeStunden.Auch die sozialen Verhältnisse, in denen die Kinder aufwuchsen, waren einemgeregelten Schulbesuch nicht förderlich. Die Schulpflichtigen waren zu Hauseunersetzliche Arbeitskräfte. So berichtete Stalder, «die unterstützungslose Armuthso vieler dürftigen Familien, Wittwen und Waisen» sei eine der Hauptursachenfür das Wegbleiben der Kinder. «Von jeher bis itzt herrschte bey demArmenwesen die erbärmlichste Unordnung, Selbstsucht, Eigennutz, Hartherzigkeitu.s.w. - Daher, um einem Hungertode oder Bankerott vorzukommen,muss wenigstens ein Viertheil der Kinder durch Spinnen ihr Brod verdienen,und besonders dies Jahr, wo selbst die ersten und allerwichtigsten Lebensbedürfnissedes Entlebuchers überhaupt, ich meyne die Kartoffel, aus demLuzernischen Gäu und Bernergebieth mit schwerem Gelde hergeholt werdenmussten, welches bisher noch nie geschehen ist.» 9» Berichte 54f. (1799).212

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