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Luzerner Historische Veröffentlichungen - edoc

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derte die Resignation und erstickte aktives Unternehmertum und langfristigeVersuche, dem Elend zu entgehen. Dem Auf und Ab guter und schlechter Erntejahreund unsicherem Einkommen entsprachen die zwischen Lust und Unlustzu Verbesserungen und Reformen schwankenden Gemütslagen. - Die Notförderte asoziales Verhalten. In Krisenjahren waren in fast allen Bereichen derKriminalität zunehmende Verfehlungen zu konstatieren. Die Elendstatistikweist aus, dass sich Eigentumsdelikte (Diebstahl, Betrug, Frevel am Gemeingut,Gebrauch falscher Gewichte usf.) häuften; bei den durch die labile Ernährungssituationbetroffenen Leuten mussten Ausbrüche aggressiver Art wieRauf- und Schlaghändel festgestellt werden. - Besonders eindrücklich ist derallgemeine Solidarisierungsprozess, der in solchen Notjahren ganze Bevölkerungsteilezu gemeinsamen Aktionen führte. Nicht nur bei religiösen Vereinigungen,Prozessionen, Messen und Bussandachten sind solche massenpsychologischenBewegungen bekannt: Unter dem Eindruck der Not wurde dieErnte vor der Reife eingebracht, ohne Rücksicht auf maximale Erträge mitHeuen und Emden bei Witterungsbedingungen, die man aus einer Fülle vonWetterregeln voraussah, begonnen. - Nach der katastrophalen Ernte von1770 fing man überall bereits zwischen Weihnachten und Neujahr an, dieÄcker zu bestellen! 32 - Aus solchem Verhalten ist auch die Flucht zu übersteigertenLebensmitteleinkäufen zu erklären. Die rein prohibitiven obrigkeitlichenBemühungen, gegen den Fürkauf einzuschreiten, hatten vor dem Hintergrunddieser massenpsychologischen Ausbrüche kaum Aussicht auf Erfolg. 33Auch das rechtliche Gefälle innerhalb der Bevölkerung muss in diesem Zusammenhangwieder erwähnt werden. - Die Gruppe der Hintersassen, die vonden Nutzungsrechten im Hochwald, wie sie die alten, privilegierten Landgeschlechterbesassen, ausgeschlossen blieb, hatte mit ihren Vorstössen vor dereinheimischen und städtischen Obrigkeit keinen Erfolg, obwohl sich im Laufeder Auseinandersetzungen der Solidarisierungsprozess in ihren Reihen verstärkte.34 Die Misserfolge erzeugten Spannungsfelder und Polarisierung. Als1751/52 einige der Benachteiligten Reform versuche unternahmen, wurden sie«wegen gehaltener Zusammenkunft wider die Landleut» empfindlich gebüsst. 35- Auch die ärmeren Landleute litten unter dem Regiment der reicheren, die nachdem Vorbild der Städter im Stile einer Dorfaristokratie ihre Interessen zu wahrensuchten. Die Verknüpfung von politischem Mandat und wirtschaftlicherPosition geht aus den Verhandlungen über die Verteilung der Hochwaldrechtedeutlich hervor. - 1700 traten beispielsweise namens der Vierziger und Landleutefolgende Personen gegen die «Abgesandte deren Hinder- oder Beisassenim Land Entlibuoch» an : Pannermeister Melchior Emmenegger, LandeshauptmannHans Stadelmann, Landfähndrich Peter Renggli und Landsiegier Hans32 Zehntenbuch, Entlebuch.33 Wermelinger 58 ff.34 Schnyder, Geschichte II, 94, 192 f.35 StA LU Seh 492, Bussenlisten der Landvögte.256

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