Untersuchungen von Varianten des Polyomavirus-Hüllproteins VP1 im
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3.7 <strong>VP1</strong>-Fusionsproteine mit einer WW-Domäne<br />
Das Verbinden <strong>von</strong> verschiedenen Biomolekülen stellt eine wichtige Methode bei der<br />
Entwicklung molekularer Therapeutika dar. Dadurch wird es beispielsweise möglich,<br />
bifunktionelle Antikörper herzustellen. Auch für ein zelltypspezifisches Targeting <strong>von</strong><br />
Gentherapievektoren wäre es hilfreich, externe Module auf die Partikeloberfläche<br />
koppeln zu können, so dass für verschiedene therapeutische Anwendungen nicht der<br />
gesamte Vektor, sondern nur das entsprechende Modul auf der Oberfläche ausgetauscht<br />
werden muss.<br />
Für eine spezifische Kopplung <strong>von</strong> anderen Proteinen an <strong>VP1</strong>-Kapside wurde eine<br />
Bindungsdomäne gesucht, die spezifisch Peptidliganden binden kann. Die Domäne<br />
sollte eine möglichst hohe oder regulierbare Affinität zum Liganden besitzen. Darüber<br />
hinaus sollte sie eine kompakte Struktur aufweisen, um Beeinträchtigungen der <strong>VP1</strong>-<br />
Faltung und der Kapsidassemblierung zu verhindern. Diese Kriterien erfüllt die<br />
sogenannte WW-Domäne.<br />
WW-Domänen sind ca. 30 Aminosäuren große Proteindomänen, die nach zwei<br />
hochkonservierten Tryptophanresten benannt wurden. Die WW-Domäne wurde zuerst<br />
<strong>im</strong> Yes-Kinase assoziierten Protein (YAP) aus Saccharomyces cerevisae entdeckt (Bork<br />
& Sudol, 1994). Mittlerweile konnten WW-Domänen in zahlreichen Proteinen<br />
verschiedener Organismen identifiziert werden, in denen sie an Protein-Protein-<br />
Interaktionen und an Signalübertragungsprozessen beteiligt sind. WW-Domänen binden<br />
analog zu SH3-Domänen an prolinreiche Sequenzen (Pawson & Scott, 1997, Ren et al.,<br />
1993). Bisher wurden vier Typen <strong>von</strong> WW-Domänen gefunden, die an unterschiedliche<br />
Konsensus-Sequenzen binden: (1) Die WW-Domänen aus YAP und Nedd4 binden an<br />
das Motiv PPXY, wobei X und Y beliebige Aminosäuren sind (Sudol et al., 1995, Staub<br />
et al., 1996, Gavva et al., 1997). (2) FBP11 und FE65 WW-Domänen binden an ein<br />
PPLP-Motiv (Bedford et al., 1997, Chan et al., 1996, Ermekova et al., 1997). (3) Die<br />
WW-Domänen aus FBP21 und FBP30 binden ein PGM-Motiv, das neben Prolin,<br />
Glycin und Methionin auch noch Arginin-reich ist (Bedford et al., 1998). (4)<br />
Phosphoserin- und Phosphothreonin-haltige Motive werden <strong>von</strong> WW-Domänen aus<br />
Nedd4 und Pin1 erkannt (Lu et al., 1999).<br />
Eine NMR-Struktur der YAP-WW-Domäne in Komplex mit einem prolinreichen Peptid<br />
wurde publiziert (Macias et al., 1996). Die WW-Domäne besteht aus einem<br />
dreisträngigen, antiparallelen β-Faltblatt. Die Bindung <strong>des</strong> Peptids erfolgt hauptsächlich<br />
über hydrophobe Wechselwirkungen.<br />
Die WW-Domänen WWa und WWb aus dem forminbindenden Protein 11 (FBP11) der<br />
Maus binden an ein PPLP-Motiv (Chan et al., 1996). FBP11 ist ein Morphogen, das bei<br />
der Entwicklung der Extremitäten der Maus eine Rolle spielt. Anhand <strong>von</strong><br />
Bindungsanalysen wurde gezeigt, dass die WWa-Domäne aus FBP11 den Liganden<br />
stärker bindet als die WWb-Domäne und andere Typen <strong>von</strong> WW-Domänen; die<br />
Bindungskonstante KD wurde für diese Domäne zu 20 nM best<strong>im</strong>mt (Bedford et al.,<br />
1997). Die Struktur der WWa-Domäne aus FBP11 wurde basierend auf der Struktur<br />
Yap-WW-Domäne modelliert (Abbildung 62, Christoph Parthier, Dissertation in<br />
Vorbereitung, Macias et al., 1996)