Beiträge zur Mittelstands- und Strukturpolitik Nr. 37 - KfW
Beiträge zur Mittelstands- und Strukturpolitik Nr. 37 - KfW
Beiträge zur Mittelstands- und Strukturpolitik Nr. 37 - KfW
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Immaterielle Vermögenswerte <strong>und</strong> Unternehmensfinanzierung 155<br />
Großteil der ungenutzten Patente wirtschaftlich wertlos sein dürfte <strong>und</strong> ihre Kommerzialisierung<br />
deshalb unterbleibt. 6<br />
Nichtsdestotrotz gilt, dass sich gerade Deutschland finanzierungsseitige Hemmnisse für einen<br />
schnelleren Strukturwandel nicht leisten kann, da einige Indizien darauf hindeuten, dass<br />
dieser hierzulande weniger weit fortgeschritten ist als in anderen OECD-Ländern. Neben der<br />
im internationalen Vergleich geringen IP-Investitionstätigkeit (siehe Grafiken 1 <strong>und</strong> 2) kann<br />
ein weiteres Indiz z. B. darin gesehen werden, dass die Gründungsaktivität in den Zukunftsbranchen<br />
der forschungsintensiven Industrien <strong>und</strong> insbesondere der wissensintensiven<br />
Dienstleistungen in Deutschland seit Ende der 90er-Jahre stärker eingebrochen ist als in<br />
vergleichbaren OECD-Ländern wie Frankreich oder den USA. 7 Zwar hat die Gründungsdynamik<br />
insgesamt hierzulande in den letzten Jahren wieder deutlich angezogen. Sie konzentriert<br />
sich aber – nicht zuletzt getrieben durch die Auflage <strong>und</strong> die Erweiterung spezieller Förderinstrumente<br />
(Überbrückungsgeld, Existenzgrünungszuschuss) – vornehmlich auf wenig<br />
technologie- <strong>und</strong> wissensintensive Branchen. Der Anteil der forschungsintensiven Industrien<br />
<strong>und</strong> der wissensintensiven Dienstleistungen an den Unternehmensgründungen in Deutschland<br />
ist dagegen im internationalen Vergleich sehr niedrig. Während sich der gemeinsame<br />
Anteil dieser beiden Zukunftsbranchen hierzulande auf r<strong>und</strong> 16 % beläuft, liegt er in Ländern<br />
wie Schweden, den Niederlanden, Dänemark, Großbritannien <strong>und</strong> Belgien zwischen 20 %<br />
<strong>und</strong> 25 %. 8 Ebenso bedenklich ist, dass sich die FuE-Tätigkeit in Deutschland relativ stark<br />
auf große Unternehmen <strong>und</strong> wenige Branchen (vor allem die Automobilbranche) konzentriert.<br />
Im Rückgrat der deutschen Wirtschaft, den r<strong>und</strong> 3,5 Mio. Mittelständlern, weisen laut<br />
<strong>KfW</strong>-<strong>Mittelstands</strong>panel dagegen 86 % der Unternehmen überhaupt keine FuE-Tätigkeit auf.<br />
Weiterhin zeigt der Beitrag von Reize in diesem Band (Kapitel 1), dass sich die Innovationstätigkeit<br />
deutscher Mittelständler im FuE-intensiven Verarbeitenden Gewerbe verstärkt auf<br />
Produktimitationen <strong>und</strong> weniger auf die Hervorbringung von Marktneuheiten konzentriert<br />
Neben Hemmnissen wie dem Mangel an hochqualifizierten Arbeitskräften, übermäßiger Regulierung,<br />
Managementschwächen <strong>und</strong> soziokulturellen Faktoren spielen Schwierigkeiten bei<br />
der Finanzierung FuE-intensiver <strong>und</strong> innovativer Vorhaben eine bedeutende Rolle für die zu<br />
6 Der IW-Studie zufolge ist gut die Hälfte aller angemeldeten Patente von vernachlässigbarem wirtschaftlichem<br />
Wert, während nur ca. 5 % der Patente nach eigener Einschätzung der Unternehmen<br />
mehr wert sind als 1,5 Mio. EUR. Dabei sollte berücksichtigt werden, dass die vom IW durchgeführte<br />
Patentwertschätzung durch Erfragung eines Verkaufsreservationspreises beim Patentinhaber den<br />
Patentwert systematisch überschätzt (für finanzielle Bewertungsverfahren siehe Kasten 4). Die gleiche<br />
Kritik gilt für die Einstufung eines Patentes als umsetzungsreif.<br />
7 Vgl. BMBF (2006), S. 17ff.<br />
8 Vgl. Niefert, Sahm, Tilleßen (2006), S. 56ff.