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Beiträge zur Mittelstands- und Strukturpolitik Nr. 37 - KfW

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Immaterielle Vermögenswerte <strong>und</strong> Unternehmensfinanzierung 161<br />

Auseinandersetzungen beschrieben. Anhand dieser beobachtbaren Indikatoren lässt sich der Wert<br />

eines beliebigen Patentes schätzen. Dadurch wird auch eine für das Tracking von Kreditsicherheiten<br />

im Zeitablauf notwendige kontinuierliche Bewertung von Patenten möglich <strong>und</strong> es lassen sich nicht<br />

nur Punktschätzungen für den Patentwert, sondern vollständige Wahrscheinlichkeitsverteilungen für<br />

den Wert eines Patentes angeben.<br />

Ein neuerer Ansatz ist die Verwendung von Realoptionsverfahren. Das Patent wird dabei als Option<br />

betrachtet, die entsprechend einer Aktienoption im Zeitablauf an Wert verliert, da die Wahrscheinlichkeit<br />

weitere Lizenznehmer zu finden sowie der Lizenzwert selbst (aufgr<strong>und</strong> der geringern zukünftigeren<br />

Zahlungsüberschüsse) abnehmen. Positiv ist, dass andere ökonomische Parameter wie<br />

Markteintrittsbarrieren, Produktionsvorteile oder Lernkurveneffekte der bereits produzierenden Lizenznehmer<br />

ebenfalls Einfluss auf den Patentwert nehmen. Realoptionsverfahren sind jedoch relativ<br />

teuer <strong>und</strong> eignen sich deshalb nur für größere Transaktionen.<br />

Aufgr<strong>und</strong> fehlender allgemein akzeptierter <strong>und</strong> kostengünstiger Bewertungsverfahren wurden<br />

Patente von der Kreditwirtschaft bisher jedoch als nicht werthaltige Sicherheiten betrachtet<br />

<strong>und</strong> haben somit in der Vergangenheit als direktes Finanzierungsinstrument keine Rolle gespielt.<br />

In Deutschland spielen Patente bisher lediglich eine indirekte Rolle, da sie in jüngerer<br />

Zeit verstärkt in den Ratingverfahren der Banken berücksichtigt werden. Im Rahmen der Berücksichtigung<br />

qualitativer Faktoren wie der Wettbewerbsposition eines Unternehmens in<br />

seinem Marktsegment übt das Vorhandensein <strong>und</strong> die Qualität der immateriellen Vermögenswerte<br />

einen – derzeit aber noch geringen – Einfluss auf die Ratingnote <strong>und</strong> somit den<br />

Kreditzugang sowie die Kreditkosten von Unternehmen aus. Im Fall von Patenten erfragen<br />

einige Banken deren Vorhandensein sogar explizit <strong>und</strong> berücksichtigen die Qualität der vom<br />

Unternehmen gehaltenen Patente in ihren Ratingmodellen.<br />

Es zeigt sich also, dass zumindest im Fall von Patenten die Nutzung von immateriellen Vermögenswerten<br />

als Finanzierungsinstrument nicht nur eine theoretische Möglichkeit ist, sondern<br />

mit dem sale and lease back <strong>und</strong> der Besicherung auf Patentbasis durchaus schon Ansatzpunkte<br />

existieren, die gr<strong>und</strong>sätzlich auch für KMU offen stehen. Eine weitergehende <strong>und</strong><br />

über Patente hinausgehende Nutzbarmachung von immateriellen Vermögenswerten für die<br />

Unternehmensfinanzierung setzt jedoch die Existenz von entwickelten IP-Märkten <strong>und</strong> spezialisierten<br />

IP-Intermediären voraus. Abschließend werden deshalb Voraussetzungen <strong>und</strong><br />

Möglichkeiten für die Entstehung solcher Märkte für IP diskutiert.<br />

4. Voraussetzungen <strong>und</strong> Potential von Märkten für immaterielle Vermögenswerte.<br />

Die zentrale Vorraussetzung für die Entstehung von Märkten für immaterielle Vermögenswerte<br />

ist das Vorhandensein von allgemein akzeptierten, kostengünstigen <strong>und</strong> in der Praxis<br />

erprobten finanziellen Bewertungsverfahren. Dank der Entstehung einer Reihe von Bewertungsverfahren<br />

in den letzten Jahren besteht das Problem inzwischen nicht mehr vornehmlich<br />

darin, neue Methoden zu entwickeln, sondern einigen der entwickelten Verfahren zu einer<br />

breiten Akzeptanz zu verhelfen. Im Falle der Patentbewertung geschieht dies aktuell

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